Mittwoch24. Dezember 2025

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EditorialDie Sonntagsarbeit ist der letzter Gnadenstoß für das Ehrenamt

Editorial / Die Sonntagsarbeit ist der letzter Gnadenstoß für das Ehrenamt
Wer in Zukunft am Sonntagnachmittag arbeiten muss, fehlt seinem Sportverein  Foto: Editpress/Fernand Konnen

Der siebenjährige Finn weint. Er wird am Dienstagabend nicht zum Fußballtraining gebracht werden können. Seine Mutter schließt den Laden heute eine Stunde später ab, sein Vater kann beide Kinder nicht gleichzeitig zum Sport begleiten. Möglicherweise könnte es auch sein Trainer sein, der nach der beschlossenen Ausweitung der Öffnungszeiten im Einzelhandel nun überlegen muss, ob und wie er Beruf und Leidenschaft für den Sport in Zukunft noch weiter unter einen Hut bekommen kann.

Einzelfälle, werden Befürworter der Entscheidung nun möglicherweise behaupten. Doch für den Sportbereich bedeutet diese Gesetzesreform, dass das ohnehin schon kränkelnde Ehrenamt nun von politischer Hand erheblich geschwächt wird: Wer sonntags im Einzelhandel acht Stunden gebraucht wird, engagiert sich (verständlicherweise) nicht mehr langfristig in einem Sportklub. Weder, um samstags bis spät abends in der „Buvette“ Getränke auszuschenken, noch um am Sonntagmittag (während der Schicht, die jetzt acht Stunden lang sein darf) als Streckenposten beim Cyclocross auszuhelfen.

Ministerielle Slogans wie „Du bass de Veräin. Gëff Bénévole.“ klingen in der Theorie schön und gut. Die Realität sieht anders aus. Es sind hauptsächlich Rentner oder Eltern, die heutzutage noch ehrenamtliche Arbeit in Sportvereinen leisten. Es ist kein Geheimnis, dass dieses Modell schon seit Jahren an seine Grenzen stößt. Slogans und Kampagnen allein werden das Problem aber nicht lösen. Entfallen bei kleineren Vereinen, deren Existenz und Routine von zwei oder drei ehrenamtlichen Helfern gesichert wird – und das ist nun einmal keine Untertreibung – auch nur zwei Hände, steht der Klub vor dem Aus. Und genau das droht, wenn ein Elternteil am Wochenende nicht mehr zur Verfügung steht.

Die eigentliche Frage ist: Welche Berufstätigen sollen in dieser schnelllebigen Gesellschaft überhaupt noch regelmäßige (Frei-)Zeit aufbringen können, um sich ehrenamtlich zu engagieren? Für gewisse Berufssparten sind Sonntagsschichten unabdingbar. Einen neuen seidenen Schal beim Schlendern durch einen Einkaufstempel zu ergattern, nicht. Wenn das beste Sonntagsshopping-Argument von Politikerin und Geschäftsfrau Corinne Cahen allerdings „Angebot und Nachfrage“ ist, kann man das getrost als Gnadenstoß für das „Bénévolat“ und als grobes Foul für die Sportwelt bewerten.

JeVi
24. Dezember 2025 - 10.41

Und nicht zu vergessen: die Zuschauer werden über kurz oder lang auch wegbleiben, denn es ist ja soooooooooo wichtig Sonntags die Einkäufe zu erledigen. Wenn niemand sonntags einkaufen würde, hätte sich das Thema schnell erledigt. Aber leider wird dem nicht so sein, siehe die bekannten Einkaufstempel an der belgischen Grenze!

fraulein smilla
24. Dezember 2025 - 10.27

Ein sehr schwaches , eigentlich an den Haaren herbeigezogenes Argument gegen die Sonntagsarbeit und laengere Ladenoeffnungszeiten .

Nomi
24. Dezember 2025 - 9.19

Nemmen richteg Prioritei'ten setzen, an daat kann een elo mat dem nei'en Gesetz :
Wann een Geld brauch, geht een schaffen.
Wann ee keen Geld brauch kann een onbezuehlt Benevole sinn !

JJ
24. Dezember 2025 - 9.06

" Welche Berufstätigen sollen in dieser schnelllebigen Gesellschaft überhaupt noch regelmäßige (Frei-)Zeit aufbringen können, um sich ehrenamtlich zu engagieren?"
Wie wäre es mit denen die Sonntags frei haben? Als würde ab Januar jeder Mensch Sonntags arbeiten. Finn wird einen Freund finden dessen Vater ihn abholen kann. Ich selbst bin zu Fuss mit meiner Tasche zum Fußballtraining gegangen und der Sportwart war ein alter Rentner. Wir sind auch nicht mit dem SUV jeden Tag vor der Schule abgeholt worden,auch nicht im Winter.