Donnerstag27. November 2025

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SatellitenbilderUS-Forscher lokalisieren 210 Lager für nach Russland verschleppte Kinder

Satellitenbilder / US-Forscher lokalisieren 210 Lager für nach Russland verschleppte Kinder
Im August forderten geflüchtete Ukrainer bei einer Veranstaltung in Paris die Rückkehr von durch russische Truppen verschleppte ukrainische Kinder Foto: Stéphane de Sakutin/AFP

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US-Forscher lokalisierten nach eigenen Angaben mithilfe von Satellitenbildern nach Russland verschleppte ukrainische Kinder und haben 210 Lager ausfindig gemacht, in denen einige von ihnen untergebracht sind.

Das Forschungslabor für Menschenrechte (HRL) der Universität in Yale sei 2022 vom US-Außenministerium damit beauftragt worden, Schätzungen zur Zahl der von Russland verschleppten ukrainischen Kinder zu erheben, sagte der Leiter des Forschungslabors, Nathaniel Raymond, der Nachrichtenagentur AFP in Stockholm.

Zunächst habe er die Aufgabe für unlösbar gehalten, sagte Raymond, der am Montag an einem Seminar zu dem Thema im schwedischen Parlament teilgenommen hatte. „Wie findet man Kinder, die von russischen Geheimdiensten versteckt werden? In einem Entführungsfall, in dem wir nur das Internet und Satelliten haben?“, ergänzte er.

Doch die russischen Behörden hätten die Daten unfreiwillig selbst preisgegeben, sagte Raymond. Denn um dem Kreml einen Nachweis für ihre Arbeit zu liefern, hätten regionale Behördenvertreter sich vor den Bussen mit den verschleppten ukrainischen Kindern fotografiert.

Viele hätten dabei die Ortungsfunktion ihres Handys nicht ausgeschaltet gehabt, sagte Raymond weiter. „Wir konnten also die Breiten- und Längengrade der Positionen dieser Behördenvertreter ausfindig machen“, führte Raymond aus. Zudem hätten die Forscher anhand der Fotos die digitalen Geräte identifizieren können, die die russischen Behördenmitarbeiter nutzen, beispielsweise Smartwatches. „Und dann haben wir angefangen zu graben.“ Die Informationen wurden den ukrainischen Behörden zur Verfügung gestellt.

Seitdem hätten die HRL-Forscher immer weitere Angaben herausfinden können und weitere Spuren verfolgen können. Auch offizielle Fotos, die von den Behörden im Internet veröffentlicht wurden, wurden herangezogen, wie Raymond schilderte.

Schätzungen zufolge 36.000 Kinder entführt

Das HRL konnte so 210 Umerziehungs- und Militärlager in ganz Russland ausfindig machen, in denen einige der Kinder festgehalten werden. Die Forscher schätzen die Zahl der von Russland entführten Kinder auf 36.000.

Nach der Ausstellung des Haftbefehls durch den Internationalen Strafgerichtshof (IStGh) gegen den russischen Präsidenten Wladimir Putin im Jahr 2023 wegen des Vorwurfs der Zwangsverschleppung tausender ukrainischer Kinder seien die russischen Behörden jedoch vorsichtiger geworden. Entsprechende Informationen würden nicht mehr im Internet veröffentlicht. „Sie beginnen damit, den Tatort zu säubern. Und sie bringen die Kinder an andere Orte“, sagte Raymond.

Aufgrund der Mittelkürzungen durch die seit Jahresbeginn amtierende Regierung von US-Präsident Donald Trump droht dem HRL zum Jahresende das Aus. Die Forschungseinrichtung hat ihre Daten deshalb bereits an die europäische Polizeibehörde Europol übergeben.