VerbraucherpreiseLuxemburgs Inflationsrate weiter bei deutlich mehr als sechs Prozent

Verbraucherpreise / Luxemburgs Inflationsrate weiter bei deutlich mehr als sechs Prozent
Die Preise steigen weiter: Verbraucher müssen heute 37,4 Prozent mehr für Öl-Produkte bezahlen als vor einem Jahr. Lebensmittel sind 9,2 Prozent teurer geworden. Foto: AFP/Ina Fassbender

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Wie erwartet ist die Preissteigerungsrate auch im September 2022 in Luxemburg überaus hoch geblieben. Laut den neusten Zahlen lagen die Preise in dem eben abgelaufenen Monat deutliche 6,9 Prozent über denen vom Vorjahr. Spannender dürften derweil die Zahlen vom Oktober werden.

Ein neues Rekordhoch hat die Steigerungsrate der Verbraucherpreise hierzulande im Monat September nicht erreicht. Mit 6,88 Prozent liegt sie jedoch nicht weit entfernt vom Juni dieses Jahres, als mit 7,43 Prozent die höchste Rate seit Jahrzehnten gemessen wurde. Im Monat August waren 6,76 Prozent gemessen worden.

Das letzte Mal als die Preise noch schneller stiegen als heute, war vor etwas weniger als 40 Jahren. Damals, in den Jahren vor 1984, war die Luxemburger Wirtschaft in einer schwierigen Lage. Es war die Zeit der Deindustrialisierung. Zwischen Juni 1973 und Januar 1974 vervierfachte sich der Ölpreis. Zwischen 1975 und 1986 sank die Zahl der Beschäftigten in der Eisen- und Stahlindustrie um 86,4 Prozent. Im Jahr 1982 hatte Belgien einseitig entschieden, den Wert des gemeinsamen Frankens zu senken.

Die neue Zeit der immer schneller steigenden Preise war bereits zu Beginn des Jahres 2021 angebrochen: Im April 2021 hatte die Inflationsrate die Marke von 2 Prozent überschritten. Im Oktober dann die Marke von 3 Prozent, im November die von 4 Prozent. Dieses Jahr legte die Rate dann noch einmal weiter zu. Im Februar sprang sie über die Marke von 6 Prozent. Die Corona-Zeit, während der der Ölpreis einbrach und fast Preisstabilität herrschte, erscheint heute wie eine weit entfernte Vergangenheit.

Energie und Lebensmittel treiben die Preise

Angetrieben wurde die Inflationsrate im September erneut vor allem durch steigende Energiepreise. Insgesamt mussten Verbraucher im abgelaufenen Monat 2,3 Prozent mehr beim Kauf von Energieprodukten auf den Tisch legen als noch vor einem Monat. Diesel (plus sechs Prozent) und Heizöl (plus 7,1 Prozent) waren deutlich teurer als im August – Benzin hingegen war ein Prozent billiger als vor einem Monat.

Verglichen mit dem Vorjahreszeitraum ist die Steigerungsrate noch beachtlicher. Insgesamt mussten die Verbraucher im September 2022 starke 37,4 Prozent mehr auf den Tisch legen als vor einem Jahr. Das geht aus den neusten Zahlen des statistischen Instituts Statec hervor. 

Spürbar teurer sind jedoch nicht nur die Energie-, sondern auch die Lebensmittelpreise geworden. Allein innerhalb eines Monats sind sie im Schnitt um 0,7 Prozent gestiegen. Frisches Gemüse kostet heute 12,3 Prozent mehr als noch im August, Eier kosten 4,5 Prozent mehr, Butter 2 Prozent mehr. Preisrückgänge wurden hingegen bei frischem Obst (minus 2,3 Prozent), Schokolade (minus 1,8 Prozent), Frühstücksflocken (minus 1,7 Prozent) und bei Nudeln (minus 1,6 Prozent) gemessen.

Im Vergleich mit dem Vorjahr sind Lebensmittel im September 2022 im Schnitt deutliche 9,2 Prozent teurer geworden. Brot kostet heute 10 Prozent mehr als letztes Jahr, Fleisch 11,8 Prozent mehr, Milchprodukte und Eier 11,2 Prozent, Fisch 8,4 Prozent, und Kaffee 11 Prozent. Einzig und allein frisches Obst ist heute leicht billiger als vor einem Jahr.

Die Preisentwicklung von einzelnen Produktklassen
Die Preisentwicklung von einzelnen Produktklassen Screenshot: Statec

Auch nach oben getrieben wurde die Inflationsrate im September (im Vergleich mit dem Vormonat) durch real steigende Mieten (plus 0,5 Prozent), teurere Post-Dienstleistungen (plus 22 Prozent) und höhere Preise für Putzmittel (plus 1,8 Prozent), hebt Statec weiter hervor. Günstiger wurden, im Monatsvergleich, die Preise für Schmuck (minus 2,8 Prozent), Kindertagesstätten (minus 0,7 Prozent) wie auch für Pauschalreisen (minus 9,4 Prozent). Dabei sind letztere trotzdem deutlich teurer als vor einem Jahr: Innerhalb von zwölf Monaten sind die Preise fürs Verreisen um satte 22,24 Prozent in die Höhe geschnellt.

Wann fällt die nächste Indextranche?

Die rein hausgemachte Luxemburger Inflationsrate (Kerninflation), die schwankungsanfällige Lebensmittel- und Energiepreise von der Berechnung der Preisentwicklung ausschließt, ist im September auf 5,2 Prozent gestiegen. Im Juni lag sie noch bei 4,8 Prozent.

Bedingt durch die hohen Preissteigerungen fallen automatisch ebenfalls die Indextranchen (automatische Anpassung von Gehältern und Renten an gestiegene Lebenshaltungskosten) immer schneller. Nachdem eine Tranche im Januar 2020 und eine im Oktober 2021 ausgelöst wurde, waren es dieses Jahr bereits zwei. Eine im April und eine im Juli. Letztere wurde jedoch nicht ausbezahlt, sondern wird, gemäß dem ersten umstrittenen „Tripartite-Abkommen“ auf April 2023 verschoben. Als Entschädigung für Gehaltsempfänger gibt es unter anderem einen Energie-Steuerkredit.

Eine weitere Indextranche hätte nun, den Vorhersagen von Statec zufolge, noch vor Ende dieses Jahres fallen sollen. Dies will die Regierung jedoch verhindern: Mit dem Maßnahmenpaket aus den letzten Tripartite-Verhandlungen soll die Preissteigerungsrate nun derart abgebremst werden, dass 2022 nun doch keine weitere Tranche mehr fallen soll.

Statec geht somit mittlerweile davon aus, dass sich die Jahresinflationsrate 2022 „nur“ auf 6,2 Prozent (vorher eingeplant: 6,6 Prozent) und 2023 auf 2,8 Prozent (vorher eingeplant: 6,6 Prozent) belaufen wird. Die nächste Indextranche würde, diesen neuen Prognosen zufolge, dann erst im ersten Quartal des Jahres 2023 fallen, wohl im Februar. Kurz darauf, im April, soll dann auch die Tranche fallen, die Mitte 2022 verschoben wurde. Danach soll es, laut Plan, dann bis ins Jahr 2024 dauern, ehe wieder eine (oder auch gleich mehrere) Tranchen fällig werden.

Der erste Monat, an dem die Tripartite-Maßnahmen in den Zahlen sichtbar werden, ist der nun eben angelaufene Oktober. Die Zahlen, die in einem Monat vorgestellt werden, dürften dann dementsprechend spannend werden. Es könnte nämlich eng werden: Um zu errechnen, wann die nächste Tranche fällig wird, wird jeweils bis zum 1. Januar 1948 zurückgerechnet. Das Datum ist Startbasis mit 100 Punkten. Seitdem sind die Preise gestiegen. Bis Ende September lag die Zahl bei 957,56 Punkten. Das ist ein Plus von 3,05 Punkten verglichen mit dem Vormonat, als sich diese Zahl bereits um 4,2 Punkte erhöht hatte. Sobald die Marke von 964,64 Punkten erreicht wird, wird die nächste Indextranche ausgelöst.

In der Eurozone ist die bereits sehr hohe Inflationsrate zuletzt weiter gestiegen. Im September war sie im Währungsraum erstmals zweistellig: Sie erhöhte sich gegenüber dem Vorjahresmonat um 10,0 Prozent. Es ist der stärkste Anstieg seit Einführung des Euro als Buchgeld im Jahr 1999. Im Vormonat waren die Verbraucherpreise um 9,1 Prozent gestiegen, schon das war ein Rekord gewesen. Nicht hilfreich, was die Preise von importierten Gütern betrifft, ist auch die Schwäche der Gemeinschaftswährung Euro.


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