VerbraucherpreiseLuxemburgs Inflationsrate steigt im Juni auf neuen Rekordstand

Verbraucherpreise / Luxemburgs Inflationsrate steigt im Juni auf neuen Rekordstand
Verbraucher müssen heute satte 56,3 Prozent mehr für Öl-Produkte bezahlen als vor einem Jahr Foto: AP/Rick Bowmer

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Im Juni ist die Inflationsrate in Luxemburg auf 7,43 Prozent gesprungen. Das letzte Mal, als die Preise hierzulande schneller zulegten, war vor rund 40 Jahren.

Fast monatlich bricht die Preissteigerungsrate derzeit hierzulande neue Rekorde. Die Corona-Zeit, während der der Ölpreis einbrach und fast Preisstabilität herrschte, erscheint heute wie eine weit entfernte Vergangenheit.

Die neue Zeit der immer schneller steigenden Preise war bereits zu Beginn des Jahres 2021 angebrochen: Im April 2021 hatte die Inflationsrate die Marke von 2 Prozent überschritten. Im Oktober dann die Marke von 3 Prozent, im November die von 4 Prozent. Dieses Jahr legte die Rate dann noch einmal weiter zu. Im Februar sprang sie über die Marke von 6 Prozent.

Im Juni ist die Inflationsrate nun wiederum auf ein neues Rekordhoch von 7,43 Prozent gestiegen, wie aus neuen Zahlen des statistischen Instituts Statec hervorgeht. Im Vormonat Mai waren es erst 6,8 Prozent.

Damit steigen die Preise hierzulande derzeit so schnell wie seit Jahrzehnten nicht. Das letzte Mal, als sie noch schneller stiegen als heute, war vor etwas weniger als 40 Jahren. Damals, in den Jahren vor 1984, war die Luxemburger Wirtschaft in einer schwierigen Lage. Es war die Zeit der Deindustrialisierung. Zwischen Juni 1973 und Januar 1974 vervierfachte sich der Ölpreis. Zwischen 1975 und 1986 sank die Zahl der Beschäftigten in der Eisen- und Stahlindustrie um 86,4 Prozent. Im Jahr 1982 hatte Belgien einseitig entschieden, den Wert des gemeinsamen Frankens zu senken. 

Auch Lebensmittel deutlich teurer

Angetrieben werden die Preissteigerungen, wie auch in den Vormonaten, von den Energiepreisen. So müssen die Verbraucher heute satte 56,3 Prozent mehr für Öl-Produkte bezahlen als vor einem Jahr. Auch zuletzt sind sie weiter spürbar gestiegen. So ist der Preis von Diesel innerhalb von 30 Tagen um 8,1 Prozent, der für Benzin um 11,1 Prozent und der für Heizöl um 5,8 Prozent in die Höhe geschnellt, berichtet Statec. Auch Pauschalreisen sind heute 10,1 Prozent teurer als ein Monat zuvor; satte 17,6 Prozent mehr als vor einem Jahr.

Teurer wurden in den letzten zwölf Monaten hierzulande jedoch nicht nur Energieprodukte. Auch für Lebensmittel müssen die Verbraucher heute fast 7 Prozent mehr bezahlen als vor einem Jahr. Besonders Fisch (plus 11,8 Prozent), Fleisch (plus 11,2 Prozent), Brot (plus 8,4 Prozent), Milchprodukte (plus 6,2 Prozent), wie auch Tee und Kaffee (plus 8,9 Prozent) sind teurer geworden.

Und weiter: Möbel und Haushaltsgegenstände kosten heute 6,3 Prozent mehr als vor einem Jahr. Besuche in Hotels und Restaurants 6,4 Prozent mehr. Freizeitaktivitäten 5,6 Prozent. Selbst die Preise für Kommunikationsleistungen haben um 3 Prozent zugelegt.

Angetrieben werden die hohen Preissteigerungen durch Energieprodukte – aber nicht nur
Angetrieben werden die hohen Preissteigerungen durch Energieprodukte – aber nicht nur Screenshot: Statec/Note de Conjuncture 1-22

Die rein hausgemachte Luxemburger Inflationsrate (Kerninflation), die schwankungsanfällige Lebensmittel- und Energiepreise von der Berechnung der Preisentwicklung ausschließt, ist im Juni von 4,3 auf 4,8 Prozent gestiegen.

Mit der steigenden Inflationsrate fallen automatisch ebenfalls die Indextranchen (Automatische Anpassung von Gehältern und Renten an gestiegene Lebenshaltungskosten) immer schneller. Nachdem eine Tranche im Januar 2020 und eine im Oktober 2021 ausgelöst wurde, waren es dieses Jahr bereits zwei. Eine im April und eine im Juli. Letztere wurde jedoch nicht ausbezahlt, sondern gemäß dem sogenannten „Tripartite-Abkommen“ auf April 2023 verschoben. Als Kompensation ist unter anderem ein Energie-Steuerkredit vorgesehen.

Wie es künftig mit der Inflation weitergeht, bleibt ungewiss. Ein Ende der Beschleunigungstendenz scheint jedoch bisher nicht absehbar. Im Gesamtjahr 2022 rechnet Statec mittlerweile mit einer Inflationsrate von 5,8 Prozent. Zuvor hatte das statistische Institut die Prognosen jedoch mehrmals nach oben korrigieren müssen. Im Februar 2022 lagen die Erwartungen der Statistiker bei 4,4 Prozent; im Dezember 2021 bei 2,5 Prozent.

Europaweit steigen die Preise derzeit in Rekordgeschwindigkeit. Die Teuerungsrate im Währungsraum lag im Juni bei 8,6 Prozent, wie das europäische Statistikamt Eurostat auf Basis einer ersten Schnellschätzung mitgeteilt hat.

Entwicklung der Luxemburger Inflationsrate in den letzten 40 Jahren 
Entwicklung der Luxemburger Inflationsrate in den letzten 40 Jahren  Screenshot: www.worlddata.info