Schrumpfende KaufkraftStimmung der Verbraucher fällt auf historischen Tiefstpunkt

Schrumpfende Kaufkraft / Stimmung der Verbraucher fällt auf historischen Tiefstpunkt
Stark eingebrochen ist im August unter anderem die Absicht der Haushalte, neue, große Einkäufe zu tätigen Foto: AFP/Spencer Platt

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Der von der Luxemburger Zentralbank erhobene Verbrauchervertrauensindikator ist im August heftig eingebrochen. Er liegt mittlerweile auf einem neuen historischen Tiefststand.

Mit einer Preissteigerungsrate, die immer weiter ansteigt, rutscht die Stimmung der Verbraucher, auch in Luxemburg, immer weiter ab. Im Monat August hatte die Zuversicht der Luxemburger Haushalte so den niedrigsten Stand seit Beginn der Aufzeichnungen erreicht. Das geht aus neuen Zahlen der Zentralbank hervor. Der Indikator liegt nun bei minus 26 Punkten.

Sein bisher negativstes Ergebnis seit Beginn der Datenerhebung hatte der Vertrauensindikator im April 2020 verzeichnet. Er war damals auf minus 24 Punkte gerutscht. Das war mitten in der Corona-Krise, kurz nach Beginn der Lockdowns.

Erholt hatte sich der Indikator bereits damals nur langsam. Bis das Niveau von vor Ausbruch der Pandemie (minus drei Punkte im Februar 2020) wieder erreicht wurde, sollte es bis April 2021 dauern. Danach verbesserte sich die Zuversicht der Verbraucher dann allmählich: Seine rezenten Bestmarken hat der Index im Mai 2021 (0 Punkte) und Juni 2021 (plus 2 Punkte) verzeichnet.

Mit der zunehmenden Inflationsrate ging es dann langsam wieder abwärts mit den Ergebnissen der Umfrage. Im Oktober 2021 lag der Index bei minus vier. Zu Jahresbeginn 2022 lag er bei minus sieben.

Verschlechterung seit Kriegsbeginn

Im Monat nach Beginn des russischen Eroberungskrieges der Ukraine, im März, ist der Luxemburger Indikator zum Verbrauchervertrauen regelrecht eingebrochen. Mit einem Schlag ging es von minus sieben auf minus 24 Punkte. Nach einer ganz leichten Beruhigung in den Folgemonaten hat der Indikator nun im August, mit minus 26 Punkten, einen neuen historischen Tiefststand erreicht.

Zum heftigen Rückgang haben im vergangenen Monat vor allem zwei Komponenten des Indikators beigetragen. So hat sich die Wahrnehmung der Verbraucher, was ihre eigene persönliche Situation angeht, um minus 20 Punkte (Vormonat: minus 15 Punkte) verschlechtert. Auch die Absichten der Haushalte, was größere Anschaffungen angeht, sind stark zurückgegangen: von minus 18 auf minus 27 Punkte. 

Die Erwartungen der Haushalte bezüglich der allgemeinen Wirtschaftslage in Luxemburg haben sich derweil von schlechten minus 42 Punkten auf weiterhin schlechte minus 41 Punkte verbessert. Die Erwartungen bezüglich der persönlichen finanziellen Situation sind bei ebenfalls schlechten minus 17 Punkten stabil geblieben.

Auswirkungen auf Wachstum

Die Entwicklung der Zahlen zeigt, dass die Zuversicht der Verbraucher von der andauernden Preissteigerungsrate stark beeinträchtigt wird. Besserung scheint noch keine in Sicht: Die Inflation in der Eurozone hat sich im August auf hohem Niveau weiter beschleunigt und einen Rekordwert von 9,1 Prozent erreicht. Es ist die höchste Rate seit Einführung des Euro als Buchgeld 1999.

Die Absicht der Verbraucher, weniger große Einkäufe zu tätigen, dürfte mittelfristig das nationale Wirtschaftswachstum belasten. Mit minus 27 Punkten ist die Komponente derzeit nämlich so tief wie noch nie zuvor. Der bisherige historische Tiefststand war im März dieses Jahres mit minus 21 Punkten erreicht worden. Auch Statec hatte zuletzt bereits gewarnt: „Sowohl in Luxemburg als auch in der Eurozone haben sich die Daten und Aussichten für den Konsum der Privathaushalte in den vergangenen Monaten deutlich verschlechtert.“ Die Inflation beeinträchtige die Kaufkraft der Haushalte.

Nicht hilfreich dürfte in diesem Zusammenhang auch die politische Unsicherheit sein: Während die Preise so stark zulegen wie seit Jahrzehnten nicht mehr, ist nicht klar, wie es mit den anfallenden Indextranchen (Ersatz für die verlorene Kaufkraft) weitergehen wird. Die Haushalte beginnen demnach große Ausgaben zu verschieben, um für eine schwierigere Zukunft Reserven zu haben.