BeschäftigungLuxemburgs Arbeitslosenquote fällt auf niedrigsten Stand seit Dezember 2008

Beschäftigung / Luxemburgs Arbeitslosenquote fällt auf niedrigsten Stand seit Dezember 2008
Auf dem Luxemburger Arbeitsmarkt war 2022 bisher von Krisen nur wenig zu spüren Foto: Editpress/Didier Sylvestre

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Auch im Monat Mai war die Zahl der Menschen auf Arbeitssuche in Luxemburg weiter rückläufig. Die Arbeitslosenquote ist auf ihr niedrigstes Niveau seit mehr als zehn Jahren gefallen. Die Zahl aller Arbeitsplätze ist derweil weiter gestiegen.

Von den Unsicherheiten durch den russischen Krieg in der Ukraine, wie auch durch die anhaltend hohe Preissteigerungsrate, hat sich der Luxemburger Arbeitsmarkt im Mai nicht beeindrucken lassen. Die Zahl der Arbeitssuchenden ist, wie in den Monaten zuvor, weiter gesunken.

Insgesamt waren zum Ende des Monats hierzulande 13.946 Menschen auf Arbeitssuche, wie die Arbeitsagentur Adem am Montag mitgeteilt hat. Das sind 323 Personen weniger als im Vormonat April und fast 2.500 weniger als Ende Dezember 2021. Im Vorjahresmonat waren noch satte 3.394 Personen mehr bei dem Amt als arbeitslos eingetragen.

Die Corona-Krise hat der luxemburgische Arbeitsmarkt bereits vor vielen Monaten hinter sich gelassen: Als Folge des Corona-Stillstands war die Zahl der Menschen auf Arbeitssuche im März 2020 um 2.728 Betroffene in die Höhe geschnellt. Im April 2020 hatte sich die Lage weiter verschlechtert: Die Zahl der bei der Adem eingeschriebenen Menschen stieg auf 20.253. Seit Anfang 2021 hat sich die Lage auf dem Luxemburger Arbeitsmarkt dann nach und nach wieder spürbar verbessert. Im Sommer war die Zahl der Arbeitssuchenden erstmals seit Krisenbeginn wieder unter das Niveau von vor dem Corona-Stillstand (16.652 Personen) gefallen. Mittlerweile ist die Zahl der Menschen auf Arbeitssuche in etwa auf dem gleichen Niveau wie Ende 2018.

Im Mai 2022 war die Zahl der Arbeitssuchenden nun in fast allen Kategorien weiter rückläufig, präzisiert die Adem. Auch bei den Langzeitarbeitslosen. Nur in der Kategorie der Arbeitssuchenden, die seit weniger als vier Monaten bei dem Amt gemeldet sind, wurde ein leichter Anstieg gemessen.

Im Gegensatz zu den Vormonaten hat die Adem im Mai zudem einen leichten Anstieg bei der Zahl der Neuanmeldungen gemessen. Insgesamt haben sich 2.140 Personen in dem Monat neu eingeschrieben, ein Plus von 259 Arbeitssuchenden gegenüber von Mai 2021. Verglichen mit dem Vormonat April 2022, als sich 2.516 Personen neu bei der Adem eingeschrieben hatten, ist jedoch auch diese Zahl rückläufig. Zudem gelte es zu beachten, dass die Neuanmeldungen im Mai 205 Anmeldungen von Personen mit vorübergehendem Schutz (Flüchtlinge aus der Ukraine) beinhalten, schreibt die Adem.

Seit Monaten geht die Arbeitslosenquote in Luxemburg stetig zurück
Seit Monaten geht die Arbeitslosenquote in Luxemburg stetig zurück Screenshot: Adem

Auch die von Statec berechnete saisonbereinigte Arbeitslosenquote liegt bereits seit Monaten wieder unter dem Vor-Krisen-Niveau. Im Zeitraum Mai/Juni 2020 hatte sie, mit 7 Prozent, ihren „Corona-Höchststand“ erreicht. Im Oktober 2021 war sie unter 5,4 Prozent gefallen und lag somit wieder unter dem Niveau von vor dem Corona-Stillstand. Seitdem ist die Quote weiter zurückgegangen. Ende Januar lag sie bei 4,9 Prozent, Ende April bei 4,7 Prozent. Im Mai ist sie nun weiter, auf 4,6 Prozent zurückgegangen. Das letzte Mal als es in Luxemburg eine niedrigere Arbeitslosenquote gab, war im Dezember 2008.

Neuer Rekord bei der Zahl der offenen Stellen

Von den eigenen Traumzahlen aus der Vergangenheit bleibt Luxemburg dennoch noch weit entfernt. Bis vor 1990 zählte das Land weniger als 2 Prozent Menschen auf Arbeitssuche. Danach begann ein langsamer Anstieg. 2005 wurde die 4-Prozent-Marke überschritten. Nach der Finanz- und Schuldenkrise beschleunigte sich die Zunahme der Arbeitslosigkeit. 2009 wurden 5 Prozent gemessen – 2012 lag die Quote bei über 6 Prozent. Ein Rekord wurde im Mai 2014 erreicht: Die Arbeitslosenquote war auf 7,2 Prozent geklettert. Danach besserten sich die Zahlen wieder, wenn auch nur sehr langsam. Erst jetzt, rund 14 Jahre nach der Finanzkrise, darf Luxemburg sich wieder über ähnlich gute Zahlen wie damals freuen.

Mit einer Verschlechterung der Lage wird vorerst nicht gerechnet: Die Unternehmen klagen über einen immer größer werdenden Mangel an Fachkräften. Die Zahl der unbesetzten Stellen, die Arbeitgeber der Adem gemeldet haben, ist im Mai erneut ein neues absolutes Rekordhoch gestiegen. Insgesamt 4.812 neue offene Stellen wurden gemeldet. Die Zahl der verfügbaren Stellen stieg bis Monatsende auf 13.253. Das sind 49,5 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Im September 2021 hatte die Zahl der offenen Stellen erstmals die Marke von 10.000 überschritten.

Zu den am meisten gesuchten Qualifikationen/Berufen zählten im Mai, wie bereits im Monat zuvor, Finanzexperten und Buchhalter, wie auch Spezialisten aus dem Bereich Informations- und Kommunikationstechnologie sowie Risikomanager für Finanzinstitute. Auch gesucht waren Mitarbeiter für Sekretariatsarbeit, sowie Personal für Restaurants.

Hintergrund der positiven Entwicklung dürfte weiterhin die gut laufende Konjunktur sein. Nach den ersten drei Monaten 2022 lag das sogenannte „acquis de croissance“ für das Jahr bereits bei 2,7 Prozent. Mit diesen Zahlen war die Luxemburger Wirtschaftsleistung, zum Ende März 2022, bereits höher als das Niveau, welches Statec bis Jahresende 2022 erwartet. Das statistische Institut prognostiziert, wie vor kurzem angekündigt, eine Wachstumsrate von zwei Prozent für das Gesamtjahr. Im Jahr 2021 war die nationale Wirtschaft um starke 6,9 Prozent gewachsen.

2.000 neue Arbeitsplätze in einem Monat

Die (nicht-saisonbereinigte) Zahl der Arbeitsplätze insgesamt in Luxemburg ist derweil, auch im Mai, weiter gestiegen, auf 503.580 Stellen. Das Land zählt somit nun rund 2.000 Jobs mehr als vor einem Monat und rund 17.600 mehr als vor einem Jahr. Seit Ende Januar 2020 (also vor der Corona-Krise) sind im Großherzogtum fast 33.000 neue Arbeitsplätze entstanden. Im März war hierzulande erstmals die Marke von einer halben Million Arbeitsplätze überschritten worden. Die Schwelle von 400.000 Jobs war im Februar 2015 überschritten worden, die von 300.000 im Juni 2004.

Deutlich zugelegt hat auch erneut die Zahl der Grenzgänger. Sie stieg (nicht saisonbereinigt) im Mai auf 220.684 Personen. Das sind rund 800 mehr als vor einem Monat, und 10.175 mehr als vor einem Jahr. Die Marke von 200.000 war Mitte 2019 überschritten worden.

Der starke Anstieg der Zahl der Beschäftigten ist positiv für die Entwicklung der Luxemburger Steuereinnahmen, da die Abgaben ein wesentlicher Teil der Einnahmen des Staates sind. Im Gegenzug hat jedoch die Anzahl der Stunden, die Menschen, die mit dem Auto zur Arbeit fahren müssen, im Stau verbringen mussten, 2021 wieder spürbar zugelegt.