Besser als vor der Krise Die Zahl der Arbeitssuchenden fällt wieder unter das Vor-Corona-Niveau

Besser als vor der Krise  / Die Zahl der Arbeitssuchenden fällt wieder unter das Vor-Corona-Niveau
Seit Anfang 2021 ist die Zahl der Arbeitslosen in Luxemburg deutlich zurückgegangen Foto: Editpress/Isabella Finzi

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Die gute Stimmung in der Luxemburger Wirtschaft macht sich immer mehr auch auf dem Arbeitsmarkt bemerkbar. Im August ist die Zahl der Arbeitssuchenden wieder unter das Niveau von vor der Corona-Krise gefallen. Die Zahl der neu geschaffenen Arbeitsplätze hat ebenfalls zugelegt.

Für den Monat August konnte die Arbeitsagentur Adem gute Zahlen melden: Die Zahl der verfügbaren ansässigen Arbeitssuchenden lag zum Monatsende bei 16.123 Menschen, hieß es am Montag in einer Pressemitteilung. Im Vergleich zum Vormonat Juli handelt es sich um einen Rückgang von 684 Personen. Im Vergleich zum August 2020 sind insgesamt 2.402 Menschen weniger bei dem Amt eingeschrieben.

Mit der boomenden Wirtschaft sind somit nun die Folgen des Covid-19-bedingten Anstiegs der Arbeitslosigkeit deutlich am Abklingen. Im Monat Februar 2020, also kurz vor Ausbruch der Pandemie, zählte Luxemburg 16.652 Arbeitssuchende – rund 500 Personen mehr als heute. Für das laufende Jahr rechnet das statistische Institut Statec mit dem höchsten Wirtschaftswachstum seit mehr als zehn Jahren.

Im März 2020 hatte sich die Corona-Krise erstmals in den Zahlen bemerkbar gemacht. Vor allem der Stillstand auf den Baustellen hatte damals zu einem deutlichen Anstieg geführt. Innerhalb eines Monats war die Zahl der Arbeitssuchenden um 2.728 auf 18.398 angestiegen. Im April 2020 verschlechterte sich die Lage weiter: Die Zahl der bei der Adem eingeschriebenen Menschen stieg auf 20.253.

Doch das Jahr 2020 war auch nach April kein einfaches auf dem Arbeitsmarkt. Im Dezember wurden hierzulande immer noch fast 20.000 Arbeitssuchende gezählt. Erst seit Beginn 2021 verbesserten sich die Zahlen auf dem Arbeitsmarkt wieder.

Deutlich bessere Zahlen als erwartet

Auch die von Statec berechnete saisonbereinigte Arbeitslosenquote war im Monat August weiter rückläufig. Sie liegt mittlerweile wieder bei 5,5 Prozent und nähert sich immer mehr dem Vorkrisenniveau. Zu Jahresbeginn waren es noch 6,4 Prozent. In den Monaten Mai und Juni 2020 hatte sie, mit 7 Prozent, ihren Corona-Höchststand erreicht. Vor der Pandemie lag sie bei 5,4 Prozent.

Die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt gestaltet sich somit aktuell deutlich besser als von den Marktbeobachtern erwartet. Statec hatte zuletzt angegeben, bis Jahresende mit einer Arbeitslosenquote von 6,4 Prozent zu rechnen. Auch die OECD rechnet für Luxemburg bis Jahresende mit einer Quote von 6,4 Prozent. Der IWF seinerseits prognostiziert 6,7 Prozent – die Luxemburger Zentralbank geht von 6,6 Prozent aus.

Gute Nachrichten gab es im August auch bei der Situation von Arbeitssuchenden unter 30 Jahren. Während sie die Krise im April/Juni vergangenen Jahres sehr deutlich spürten (die Zahl der Jugendlichen auf Arbeitssuche war um mehr als 50 Prozent in die Höhe geschnellt), sinkt in dieser Altersgruppe die Zahl der Arbeitslosen nun schneller als im Durchschnitt. Insgesamt liegt sie bereits wieder 24 Prozent unter der Quote von vor einem Jahr.

Langzeitarbeitslosigkeit bleibt Problem

Die Anzahl der Beschäftigungsmaßnahmen hat im Jahresvergleich ebenfalls zugelegt: Die Zahl der Begünstigten einer Maßnahme lag im August 2021 bei 4.338, und damit deutlich (11,7 Prozent) über dem Niveau von August 2020. Damals waren, infolge der Eindämmung des Virus und der neuen Hygienevorschriften, eine Reihe von Beschäftigungsmaßnahmen ausgelaufen. Im Monatsvergleich ist die Zahl jedoch leicht rückläufig: Im Juni 2021 wurden jedoch mehr Menschen (4.597) in Beschäftigungsmaßnahmen gezählt – im Juli waren es 4.437.

Ein Problem bleibt derweil die Langzeitarbeitslosigkeit. Die Zahl der Menschen, die seit mehr als zwölf Monaten registriert sind, lag im August 2021 nur magere 3,7 Prozent unter der von August 2020. Die Anzahl der Arbeitssuchenden, die seit mehr als zwölf Monaten inaktiv sind, ist innerhalb eines Jahres nur um 1,5 Prozent gefallen. Was Alterskategorien anbelangt, so wurde die schwächste Verbesserung bei den über 45-jährigen Arbeitssuchenden (5,8 Prozent) gemessen.

„Mehr als die Hälfte (52 Prozent) der verfügbaren ansässigen Arbeitsuchenden ist von Langzeitarbeitslosigkeit betroffen“, schreibt die Adem in der Pressemeldung. „Ein nie zuvor erreichtes Niveau.“

Mehr offene Stellen gemeldet

Eine sehr deutliche Verbesserung verzeichnete das Arbeitsamt im August 2021 erneut, was die offenen Stellen angeht, die Arbeitgeber gemeldet haben. Letzten Monat wurden 3.745 Stellengesuche an die Adem weitergegeben, eine Steigerung von 68,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Zum Ende des Monats August hat die Adem nun insgesamt 9.914 Jobangebote in ihren Dateien. Innerhalb eines Jahres hat sich die Anzahl der verfügbaren Stellen um stattliche 48 Prozent erhöht.

Zu den am meisten gesuchten Qualifikationen/Berufen zählten im August Mitarbeiter im Bereich Audit und Buchhaltung, gefolgt von Informatikern, Juristen, Finanzexperten, Unternehmensberatern und Risikomanagern. Vor allem am Finanzplatz scheint die Nachfrage nach Fachkräften demnach weiterhin hoch zu sein.

Entwicklung der Zahl der Menschen auf Arbeitssuche
Entwicklung der Zahl der Menschen auf Arbeitssuche  Bild: Screenshot Adem

1.650 Arbeitsplätze im August geschaffen

Was die Zahl der Arbeitsplätze insgesamt angeht, so hat Luxemburg den coronabedingten Einbruch der Zahlen bereits seit September 2020 hinter sich gelassen. Im August ist derweil die von Statec erfasste Zahl erneut gestiegen. Insgesamt 484.375 Stellen hat das statistische Institut in dem Monat gezählt. Das sind satte 1.650 Arbeitsplätze mehr als vor einem Monat. Seit Jahresbeginn sind somit hierzulande 6.923 neue Jobs geschaffen worden. Seit Jahresbeginn 2020 (also vor der Krise) ist es ein Plus von 13.878 Arbeitsplätzen. Je nach Sektor ist das Wachstum der Zahl der Arbeitsplätze jedoch ziemlich unterschiedlich ausgefallen.
Wieder zugelegt hat auch die Zahl der Grenzgänger. Sie stieg im August auf 211.544 Personen. Das sind 882 Personen mehr als vor einem Monat. Ihre Zahl war zu Jahresbeginn 2020, mit der Corona-Krise, um rund 4.000 Personen eingebrochen, erreicht seit August 2020 jedoch fast jeden Monat wieder neue historische Rekordhöhen. Seit Januar 2021 wurden hierzulande 4.065 Grenzgänger eingestellt, seit Januar 2020 waren es 8.096 Personen.

Der Blick aus/nach Europa

Auch laut dem statistischen Institut Eurostat, welches eine etwas andere Berechnungsmethode als Statec anwendet, ist Luxemburg seit Juli 2021 wieder auf dem Vorkrisenniveau angekommen, was die Zahl der Menschen auf Arbeitssuche anbelangt. Im Juli (letzte verfügbare Zahlen) zählte das Großherzogtum, Eurostat zufolge, mit 18.000 Menschen gleich viele Arbeitslose als vor der Krise im Februar 2020. Zwischendurch war die Zahl, Eurostat zufolge, in den Monaten Mai und Juni 2020 auf bis zu 24.000 gestiegen.
Europaweit lag die Zahl der Arbeitssuchenden im Juli 2021 mit 14,6 Millionen Menschen immer noch mehr als eine halbe Million über der Zahl von Februar 2020. Abgesehen von Luxemburg haben nur Dänemark, Griechenland, Slowenien, Malta, Italien, Lettland und Zypern keine Zuwächse verzeichnen müssen. In manchen dieser Länder war die Zahl der Arbeitslosen im Juli sogar bereits wieder rückläufig.
In den USA waren im Juli 2021 mit 8,7 Millionen Arbeitssuchenden immer noch fast 3 Millionen mehr Menschen auf Arbeitssuche als vor Corona.

Der Blick in die Vergangenheit

Von den eigenen Traumzahlen aus der Vergangenheit ist Luxemburg schon lange weit entfernt. Bis vor 1990 zählte das Land weniger als 2 Prozent Menschen auf Arbeitssuche. Danach begann ein langsamer Anstieg. 2005 wurde die 4-Prozent-Marke überschritten. Nach der Finanz- und der Schuldenkrise beschleunigte sich die Zunahme der Arbeitslosigkeit. 2009 wurden 5 Prozent gemessen – 2012 lag die Quote bei über 6 Prozent. Ein Rekord wurde im Mai 2014 erreicht: Die Arbeitslosenquote lag damals bei 7,2 Prozent. Danach besserten sich die Zahlen wieder, wenn auch nur langsam. Im Oktober und November 2019 war mit 5,3 Prozent ein Tiefststand erreicht worden.