PrognosenStatec erwartet 2021 das höchste Wirtschaftswachstum seit mehr als zehn Jahren

Prognosen / Statec erwartet 2021 das höchste Wirtschaftswachstum seit mehr als zehn Jahren
Obwohl 2021 ein gutes Jahr für Luxemburgs Wirtschaft werden wird, wird die Arbeitslosenquote höher bleiben, als sie es vor dem  Covid-Stillstand war Foto: Editpress/Julien Garroy

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Die Erwartungen für das Wirtschaftsjahr 2021 werden immer besser. Statec rechnet mittlerweile mit einem satten Wirtschaftswachstum von sechs Prozent. Eine derart hohe Wachstumsrate hat das Land seit mehr als zehn Jahren nicht mehr erlebt. Einzig die Entwicklung der Arbeitslosenquote trübt die Aussichten.

In der Luxemburger Wirtschaft herrscht Aufbruchstimmung. „Die wachsende Zuversicht spornt die Konjunktur an“, sagte Statec-Direktor Serge Allegrezza am Dienstag im Rahmen der Vorstellung der neuen Prognosen für die Luxemburger Wirtschaft. Hatte Statec im März noch mit einem guten Wirtschaftswachstum von vier Prozent gerechnet, so erwarten die Statistiker mittlerweile, dass die Wirtschaftsleistung 2021 um satte sechs Prozent zulegen soll. In den letzten 21 Jahren wurde nur zwei Mal eine höhere Wachstumsrate gemessen: Das war im Jahr 2007 und im Jahr 2000.

Bereits im März hatte das statistische Institut erklärt, dass Luxemburg letztes Jahr viel besser durch die Krise gekommen ist als ursprünglich befürchtet. Hatten die Statistiker im April 2020 noch erwartet, dass die Wirtschaft im besten Fall um 6 Prozent einbrechen würde, so hat der gemessene Rückgang letzten Endes nur 1,3 Prozent betragen. Innerhalb Europas haben nur Irland und Litauen bessere Wachstumsraten verbucht.

„Im Vergleich steht Luxemburg gut da“, so Bastien Larue. Im Euroraum war die Konjunktur um 6,5 Prozent eingebrochen, weltweit um etwa drei Prozent. Dennoch habe es auch hierzulande je nach Branche sehr große Unterschiede gegeben, so der Konjunkturexperte von Statec. Einen sehr heftigen Einbruch der Zahlen haben beispielsweise die Sektoren „Unterkunft und Gastwirtschaft“ (minus 30,7 Prozent), der Einzelhandel (minus 9,4 Prozent) sowie die Industrie (minus 6,4 Prozent) verbucht. Auf der anderen Seite konnte in den Bereichen „Information und Kommunikation“ (plus 17 Prozent) sowie in der Staatsverwaltung (plus 5,7 Prozent) und dem Bildungswesen (plus 4,4 Prozent) deutliche Steigerungen verbucht werden. Im gewichtigen Finanzbereich fiel der Rückgang (mit minus 1,9 Prozent) eher moderat aus.

Luxemburg befinde sich seit dem zweiten Halbjahr 2020 wieder auf dem Wachstumspfad, so Bastien Larue weiter. Bereits vor dem Ende des letzten Jahres war die nationale Wirtschaft wieder auf dem Leistungsniveau von vor der Krise angekommen. Angetrieben wird das Wachstum sowohl vom Verbrauch als auch von Investitionen. Nach einem heftigen Einbruch der Zuversicht in die Zukunft zu Beginn des letzten Jahres hat das Vertrauen der Unternehmen wie auch der Verbraucher wieder deutlich zugelegt.

Für den Horeca-Sektor hingegen bleibe es schwierig, fügte er hinzu. In dem Bereich wurden letztes Jahr etwa tausend Stellen abgebaut. Etwa 500 weitere gingen zu Beginn des Jahres 2021 verloren. Der Volkswirt rechnet aber damit, dass es auch in dieser Branche, mit dem Auslaufen der Maßnahmen, bald wieder besser wird. Insgesamt zählt der Sektor aktuell 20.500 Mitarbeiter.

Kein Optimismus am Arbeitsmarkt

Verbessert hat Statec nun auch seine Erwartungen, was die Entwicklung der Arbeitslosigkeit anbelangt. Waren die Statistiker Anfang März noch davon ausgegangen, dass die Quote bis Ende 2021 auf 6,8 Prozent ansteigen wird, so rechnen sie nun, bis Jahresende 2021, nur noch mit einer Arbeitslosenquote von 6,4 Prozent. Im folgenden Jahr 2022 soll die Quote dann wieder leicht, auf 6,3 Prozent zurückgehen.

Statec erwartet somit, ähnlich wie OECD, IWF, und EU-Kommission, dass die Arbeitslosenquote künftig etwa ein Prozentpunkt höher sein wird, als sie es vor dem Beginn des Covid-Stillstands war. Ende April 2021 hatte Luxemburg, trotz der bereits erreichten Verbesserungen, eine Arbeitslosenquote von 6,1 Prozent. Innerhalb von nur zwei Monaten (März/April) war die Arbeitslosenquote letztes Jahr von 5,4 auf 6,9 Prozent (von 16.000 auf über 20.000 Personen) in die Höhe geschnellt.

Auch mit den Staatsfinanzen geht es wieder aufwärts, sagt Statec. Nach einem Defizit von 4,1 Prozent im Jahr 2020 rechnen die Statistiker für 2021 mit einem kleineren Defizit von 0,7 Prozent. Im Jahr 2022 soll dann ein Überschuss von 0,7 Prozent erwirtschaftet werden. Hintergrund der positiven Entwicklung sind steigende Steuereinnahmen auf Gehältern und mehr Einkünfte aus der Mehrwertsteuer.

Mit der wieder anziehenden Konjunktur geht Statec davon aus, dass auch der CO2-Ausstoß wieder zulegen wird, wie Tom Haas von Statec am Dienstag erläuterte. Dank der neuen CO2-Steuer werde er jedoch nur um 2,5 – und nicht um sieben Prozent – wachsen. Für internationale Transportfirmen sei Luxemburg nämlich mittlerweile, wegen der Steuer, preislich weniger interessant als Belgien. Unter dem Strich sollte Luxemburg 2021 demnach seine gesetzten Klimaziele für das Jahr erreichen können.

Aufgrund der weiterbestehenden Ungewissheiten, was die Entwicklung der Pandemie, die Solidität der Unternehmen oder der Staatsschulden angeht, hat Statec am Dienstag, neben dem in diesem Artikel vorgestellten „zentralen Szenario“, das am wahrscheinlichsten gilt, auch wieder ein optimistisches und ein pessimistisches Szenario erstellt. Im optimistischen Szenario könnte das BIP in Luxemburg 2021 um bis zu 7,7 Prozent in die Höhe schnellen. Im pessimistischen Szenario rechnen die Statistiker immer noch mit einem Wachstum von 4,8 Prozent.

Die Erwartungen für die Zukunft – laut dem „zentralen Szenario“ von Statec 
Die Erwartungen für die Zukunft – laut dem „zentralen Szenario“ von Statec  Screenshot: Statec
Laird Glenmore
10. Juni 2021 - 12.42

@Jemp So versaut die Politik wirklich noch ihre letzten Reste von Glaubwürdigkeit. Ich habe in meinem ganzen Leben noch keine Politiker / inen gesehen die glaubwürdig sind. Bestes Beispiel sind doch die USA wo J. Biden im Kongress fast immer an die Wand knallt weil die Republikaner sich noch immer von D. Trump beeinflussen lassen und gegen alles Boykottieren.

Jemp
9. Juni 2021 - 18.32

"Dank der neuen CO2-Steuer werde er jedoch nur um 2,5 – und nicht um sieben Prozent – wachsen. Für internationale Transportfirmen sei Luxemburg nämlich mittlerweile, wegen der Steuer, preislich weniger interessant als Belgien." Dann werden die restlichen 4,5% eben bei Belgien hinzugerechnet. Es wird aber kein einziges Gramm CO2 weniger ausgestoßen. Kann man nicht endlich diese 100000000 Mal gepredigte Lügengeschichte, dass durch eine CO2 Steuer weniger CO2 ausgestoßen wird, in den Mülleimer der Geschichte schmeißen? Das fängt wirklich an peinlich dämlich zu werden. So versaut die Politik wirklich noch ihre letzten Reste von Glaubwürdigkeit.

Observer
9. Juni 2021 - 8.31

Für schnelleres Wachstum müssen wir von der Konsum und Wegwerfgesellschaft zur reinen Wegwerfgesellschaft kommen.Also produzieren, kaufen und unbenutzt wegwerfen.Funktioniert schon gut bei fast Fashion.Ist ausbaufähig auf andere Bereiche!Armselige Gesellschaft...

GeTee
8. Juni 2021 - 21.36

Seit wann ist die Statec für Prognosen zuständig ?