KonjunkturAuch eine schnell überwundene Krise hinterlässt Spuren – Prognosen von OECD und IWF für Luxemburg

Konjunktur / Auch eine schnell überwundene Krise hinterlässt Spuren – Prognosen von OECD und IWF für Luxemburg
Zwar wird das BIP hierzulande schnell wieder über dem Vorkrisenniveau liegen, mit einem Sinken der Arbeitslosenquote wird jedoch nicht gerechnet Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

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Die Experten sind sich einig, dass 2021 ein gutes Jahr für Luxemburgs Wirtschaft wird. Das Land darf auf eine rasche wirtschaftliche Erholung von der Corona-Krise hoffen. Das Wachstum zieht wieder an. Dennoch sind sich die Experten ebenfalls einig darüber, dass die Arbeitslosenquote künftig deutlich höher sein wird, als sie es vor dem Covid-Stillstand war.

Wie bereits die EU-Kommission in ihrer Frühjahrsprognose Anfang des Monats und das statistische Institut Statec Mitte März prophezeit hatten, so erklärten nun auch der Internationale Währungsfonds (IWF) und die in Paris beheimatete Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), dass Luxemburgs Wirtschaft dieses Jahr zunehmend an Fahrt aufnehmen wird.

„Luxemburg hat die Pandemie relativ gut überstanden“, schreibt der IWF in seiner jährlichen Analyse. Hintergrund sei „die beispiellose politische Unterstützung, sowohl im Inland als auch auf globaler Ebene, und eine schnelle Anpassung an die Telearbeit“. Dementsprechend erlebte die luxemburgische Wirtschaft 2020 nur „eine leichte Kontraktion“ (von -1,3 Prozent) und wird sich 2021 voraussichtlich wieder um etwa 4 Prozent erholen, so der Währungsfonds.

Auch die OECD ist überaus zuversichtlich: Nach einer moderaten Schrumpfung im Jahr 2020 soll die Wirtschaft im Jahr 2021 um 4,8 Prozent und 2022 dann um 2,8 Prozent wachsen, schätzt sie. Gestützt werde die Erholung durch ein Wiederanziehen der Binnennachfrage. Sowohl beim Konsum als auch bei den Investitionen wird mit einem Aufschwung gerechnet.

Die Aussichten für das Wachstum des BIP sind gut
Die Aussichten für das Wachstum des BIP sind gut

Auch Statec und die EU-Kommission sehen das laufende Jahr positiv, mit Wachstumsraten von 4 Prozent und mehr. Eine erste Schnellschätzung zum ersten Quartal 2021, die Statec vor zwei Tagen veröffentlicht hat, stimmt ebenfalls zuversichtlich: In den ersten drei Monaten des laufenden Jahres ist die saisonbereinigte reale Wirtschaftsleistung (BIP) im Vergleich zum ersten Quartal 2020 um 4,9 Prozent gestiegen. 2021 könnte sich somit für Luxemburg zum wirtschaftlich besten Jahr seit 2016 entwickeln. Damals legte die Wirtschaft des Großherzogtums um 4,6 Prozent zu.

Auch für 2022 sind sich alle vier Institute einig, dass die Konjunktur weiterhin gut laufen wird, wenn auch etwas langsamer als 2021. Im Schnitt erwarten sie, dass auf ein Wachstum von 4,4 Prozent eines von 3,4 Prozent folgen wird.

Mehr als einen Prozentpunkt höher als vor der Krise

Dennoch werden die Monate des wirtschaftlichen Stillstands aus dem Jahr 2020 nicht ohne Folgen bleiben. Dazu zählen nicht nur eine Verschlechterung der Staatsfinanzen und ein weiteres Wachstum der Ungleichheiten, unter anderem zwischen den Generationen. Auch die Arbeitslosenquote wird sich wohl nicht so schnell von dem Krisenschock erholen können. Innerhalb von nur zwei Monaten (März/April) war die Arbeitslosenquote letztes Jahr von 5,4 auf 6,9 Prozent (von 16.000 auf über 20.000 Personen) in die Höhe geschnellt. Auch Ende April 2021 zählte Luxemburg, trotz der bereits erreichten Verbesserungen, immer noch 2.335 Arbeitslose mehr als vor der Krise (eine Quote von 6,1 Prozent).

Bis Ende dieses Jahres erwarten die vier Organisationen dennoch – im Schnitt der Berechnungen – einen weiteren Anstieg der Arbeitslosenquote auf 6,8 Prozent. Mit einer Verbesserung rechnet, trotz stolzem Wachstum, niemand. Auch 2022 wird nur mit einem ganz leichten Rückgang (auf 6,6 Prozent) gerechnet. Im Schnitt wäre die Quote somit Ende 2022 immer noch mehr als einen Prozentpunkt höher als vor der Krise.

Die OECD ist derweil am optimistischsten, was die Arbeitslosigkeit anbelangt. Sie rechnet 2022 mit einer Arbeitslosenquote von 6,2 Prozent. Sie erwartet, dass die Quote ihren Höhepunkt mit dem Auslaufen der Kurzarbeit im dritten Quartal 2021 (bei etwa 6,6 Prozent) erreichen wird, bevor sie Ende 2022 auf 6,1 Prozent fällt. Die EU-Kommission (mit einer etwas anderen Berechnungsmethode) ist am pessimistischsten. Sie rechnet in beiden Jahren mit einer Quote von über 7 Prozent Menschen auf Arbeitssuche. „Die Programme zur Kurzarbeit haben das Beschäftigungsniveau unterstützt“, schreibt die Kommission. „Allerdings deute der erwartete Anstieg der Insolvenzen darauf hin, dass die Arbeitslosigkeit weiter steigen wird“, begründet sie ihre Prognosen.

Um die wirtschaftliche Lage zu verbessern, rät der IWF dem Land, sich „auf die weitere Ökologisierung der Wirtschaft, die Digitalisierung und das Schließen von Infrastrukturlücken zu konzentrieren“. Zudem sei es wichtig, Puffer zu bewahren, um sich gegen fiskalische Risiken aus einer veränderten internationalen Besteuerung und dem Erreichen von CO2-Zielen zu schützen. Des Weiteren empfiehlt der Fonds, sobald sich der Aufschwung verstärkt, den Schwerpunkt der Hilfen vom Erhalt von Arbeitsplätzen auf die Erleichterung der Umschichtung von Arbeitskräften in dynamische Sektoren zu verlagern, etwa durch Ausbildungsprogramme. Auch fordert er das Land auf, das Angebot an Wohnungen zu erhöhen.

Die OECD ihrerseits empfiehlt, um Sicherheit zu schaffen, die aktuelle Impfkampagne so schnell wie möglich weiterzuführen. Zudem sollte die Verlängerung von gezielten Fördermaßnahmen auch über das Jahr 2021 hinaus in Erwägung gezogen werden, um Unternehmen und Belegschaft in den Sektoren zu unterstützen, die mit einer anhaltenden Nachfrageschwäche konfrontiert sind, sich aber längerfristig erholen werden. Die Organisation denkt dabei an Branchen wie Verkehr und Tourismus. Zudem rät auch die OECD zu einer Verstärkung der Maßnahmen, um die Umverteilung von Arbeitsplätzen zu beschleunigen.

Die Aussichten für die Entwicklung der Arbeitslosenquote sind durchwachsen
Die Aussichten für die Entwicklung der Arbeitslosenquote sind durchwachsen