Arbeitsplätze pro SektorDie Industrie hat hunderte Stellen abgebaut, der Staat tausende geschaffen

Arbeitsplätze pro Sektor / Die Industrie hat hunderte Stellen abgebaut, der Staat tausende geschaffen
Der Luxemburger Staat (öffentliche Verwaltung, Sozialversicherung, Bildung, Gesundheit und Soziales) hat in 15 Monaten mehr als 6.000 neue Stellen geschaffen Foto: Editpress/François Aussems

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In Luxemburg werden monatlich im Schnitt einige hundert neue Arbeitsplätze geschaffen. Selbst zu Zeiten der Krise. Das starke Wachstum versteckt jedoch große sektorielle Unterschiede.

Seit vielen Jahren bewegt sich der Luxemburger Arbeitsmarkt nur eine Richtung: nach oben. Er wächst weiter. Selbst die Corona-Krise vermochte dieses Wachstum nicht zu stoppen – sie verlangsamte es nur leicht. Nur in den Monaten März, April und Juli 2020 ging die Zahl der Arbeitsplätze leicht zurück. Am Ende des Jahres 2020 zählte das Land etwa 8.000 Arbeitsplätze mehr als im Vorjahr. In den ersten drei Monaten des Jahres 2021 kamen zusätzlich rund 2.600 neue Stellen hinzu.

Doch nicht jeder Sektor ist gewachsen. Manche sind sogar deutlich geschrumpft. Den stärksten Rückgang bei der Zahl der Jobs verbuchte derweil – wenig überraschend – der Sektor der Restaurants und Übernachtungen. Am Ende des Jahres zählte er 900 Stellen weniger als zu Jahresbeginn. Mit der Durststrecke sollte es jedoch noch nicht vorbei sein: In den ersten drei Monaten des Jahres 2021 wurden in dem Sektor weitere 800 Stellen abgebaut. Aktuell zählt er demnach nur noch 20.200 Stellen, wie neue Zahlen des statistischen Instituts Statec zeigen. Mit dem Ende von vielen Corona-Einschränkungen darf mittlerweile wieder auf Besserung gehofft werden.

Auch deutlich nach unten ging es in der Industrie. Sieht man einmal ab von der Wasser- und der Energiewirtschaft, so hat das verarbeitende Gewerbe im Laufe des Jahres 2020 etwa 600 Arbeitsplätze abgebaut. In den ersten drei Monaten des Jahres 2021 verlief es nicht besser: Die Zahl der Jobs ist um weitere 300 Stellen auf nunmehr 32.000 geschrumpft. Auch wenn in den letzten Monaten das eine oder andere Werk zur Produktion von Masken und Desinfektionsmittel mit massiver staatlicher Unterstützung errichtet wurde, so sorgte die Branche, etwa mit ArcelorMittal und Guardian, vor allem wegen Stellenstreichungen für Schlagzeilen.

Arbeitslosenquote trotzdem höher als vor Corona

Auch für den Luxemburger Handel war die Corona-Krise im Schnitt keine gute Zeit. Zwar konnte die Beschäftigung 2020 stabil gehalten werden, doch wurden Anfang 2021 rund 400 Stellen abgebaut. Der Sektor steht aktuell für insgesamt 55.600 Stellen. Des Weiteren wurden leichte Rückgänge bei der Zahl der Hausangestellten sowie in der Landwirtschaft und im Bereich von anderen Dienstleistungen (wohl in der Unterhaltungsbranche) gemessen.

In anderen Branchen hingegen ist die Zahl der Beschäftigten deutlich in die Höhe geschnellt. Dazu zählt beispielsweise der Informations- und Kommunikationssektor (ICT). Er legte seit Anfang 2020 um 700 zusätzliche Stellen auf nunmehr 21.800 Arbeitsplätze zu. Auch deutlich zugelegt hat die Zahl der Angestellten im Finanz- und Versicherungssektor: um 1.100 auf insgesamt 51.900 Stellen. Sehr deutlich zugelegt hat derweil die Beschäftigung im Bereich der Unternehmensdienstleistungen. Insgesamt 3.200 neue Stellen kamen in dem Bereich hinzu (auf aktuell insgesamt 83.100 Arbeitsplätze).

Die herausragendsten Zuwachszahlen verbucht jedoch der Luxemburger Staat (im weitesten Sinn). Während seit Beginn 2020 in der öffentlichen Verwaltung 2.000 neue Jobs hinzukamen, ist ihre Zahl zeitgleich im Bildungswesen um 1.600 und im Bereich Gesundheit und Soziales um 2.600 Personen gewachsen. Von den insgesamt etwas mehr als 481.000 Arbeitsplätzen hierzulande steht der Staat demnach mittlerweile für 104.400 Stellen.

Diese antizyklische Einstellungspolitik, gekoppelt an Maßnahmen wie etwa die Kurzarbeit, haben dazu geführt, dass die Luxemburger Wirtschaft 2020 weniger stark einbrach als befürchtet und dass 2021 mit dem höchsten Wirtschaftswachstum seit mehr als zehn Jahren gerechnet wird. Für die Staatsfinanzen entstand jedoch eine nachhaltige Lücke von mehreren Milliarden Euro. 

Gilt noch zu erwähnen, dass trotz all dieser neuen Jobs die Situation auf dem Luxemburger Arbeitsmarkt weiterhin deutlich schlechter als vor Beginn des verordneten Stillstands ist. Im Februar 2020, dem letzten Monat vor Corona, lag die Zahl der Arbeitssuchenden laut Statec bei 15.914 Personen – im April 2021 waren somit immer noch 2.335 Menschen mehr auf Arbeitssuche als vor der Krise.

Entwicklung der Zahl der Arbeitsplätze pro Sektor. Bsp.: In der Baubranche wurden zwischen Anfang 2020 und Ende März 2021 rund 2.000 neue Jobs geschaffen. Insgesamt zählt der Sektor 50.400 Arbeitsplätze.
Entwicklung der Zahl der Arbeitsplätze pro Sektor. Bsp.: In der Baubranche wurden zwischen Anfang 2020 und Ende März 2021 rund 2.000 neue Jobs geschaffen. Insgesamt zählt der Sektor 50.400 Arbeitsplätze. Quelle: Statec
Emile
19. Juni 2021 - 21.57

Sie maachen jo nach ëmmer Télétravail.

Grober J-P.
18. Juni 2021 - 10.32

"Die herausragendsten Zuwachszahlen verbucht jedoch der Luxemburger Staat." Wer soll das bezahlen? Was mir noch immer nicht einleuchtet, 50% mehr Personal beim Staat aber keine 50% Mehrarbeit, im Vergleich zu vor 2010 z.B.