Timothy MartinEin zweiter Anthony Moris?

Timothy Martin / Ein zweiter Anthony Moris?
Timothy Martin nach seiner Vertragsunterschrift bei Olympique Nîmes Foto: Privat

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Timothy Martin ist 19 Jahre alt, wuchs in der Province du Luxembourg auf und saß in den vergangenen Monaten dreimal als Ersatztorwart auf der Bank von Ligue-1-Verein Olympique Nîmes. Der Sohn eines Luxemburgers könnte eine ähnliche Karriere einschlagen wie Anthony Moris – die aktuelle Nummer eins der „Roten Löwen“.

Genau wie Anthony Moris kam Timothy Martin in Arlon zur Welt. Sein Vater Michel, der in Düdelingen geboren wurde und später die Fußballschuhe für die Union Luxemburg schnürte, hatte wegen der Liebe seinen Lebensmittelpunkt nach Belgien verlagert. Martins Großeltern wohnen noch heute in Luxemburg-Stadt. Martin wuchs in Aubange auf.

Derweil der 19-jährige Timothy noch starke familiäre Verbindungen ins Großherzogtum pflegt, hatte er bisher wenig mit dem hiesigen Fußball zu tun. Obwohl Martin bei renommierten Vereinen wie dem RSC Anderlecht und La Gantoise seine Ausbildung genoss, wurde der Torwart nie für die FLF-Auswahlen nominiert. „Ich war vor zwei Jahren einmal während einer Woche bei einem Probetraining dabei. Die Trainer waren zufrieden mit mir, aber sie hatten sich damals bereits auf einen Torwart festgelegt“, blickt Martin zurück.

Für die belgische Nationalmannschaft war er jedoch bereits am Ball. Von der U15 bis zur U17 gehörte der Doppelstaatsbürger zum erweiterten Kreis der „Red Devils“. Einmal durfte er gegen die Tschechische Republik den Kasten hüten. Heute würde er sich über eine Einladung aus beiden Lagern freuen. „Wenn Luxemburg mich berufen würde, wäre ich natürlich sehr an dieser Möglichkeit interessiert. Alle Türen stehen offen“, sagt Martin.

Zunächst will der Nachwuchskeeper sich aber auf seine Karriere im Verein konzentrieren. Im vergangenen Sommer entschied er sich, seine Heimat und den belgischen Erstligisten La Gantoise zu verlassen und sich dem französischen Ligue-1-Verein Olympique Nîmes anzuschließen. „Ich wollte einen neuen Fußballstil entdecken. Nîmes hat mir einen ’Stagiaire pro’-Vertrag angeboten und diese Möglichkeit wollte ich ergreifen“, so der 1,90-Meter-Mann. 

Wie bereits in Anderlecht und in Gent ist der junge Mann auch im Süden Frankreichs auf sich alleine gestellt. Er hat sich an die Situation gewöhnt, fernab der elterlichen vier Wände seinen eigenen Weg zu gehen. Alleine ist er dabei aber nicht. Vater Michel ist in seinem Fußballerleben seine größte Stütze: „Er war von Anfang an an meiner Seite, ob als Vater oder als Manager. Man könnte sagen, dass er mein größter Fan ist“, sagt Martin.

Sportlich hat es jedoch einige Zeit gedauert, bis der Torwart in Nîmes ankam. Als die Lizenz Ende November endlich angekommen war, wurde die Saison des Reserveteams wegen der Covid-Krise unterbrochen. Es hätte jedoch schlimmer für Martin kommen können. Statt fünfte französische Liga hieß es in den vergangenen Monaten dreimal Ligue 1 für den Luxemburger. Martin saß gegen Olympique Marseille, OGC Nice und RC Lens auf der Bank des Vereins aus dem Département Gard. „Es ist schade, dass ich noch kein Spiel für meinen neuen Verein bestreiten konnte. Ich freue mich allerdings, dass ich derzeit mit den Profis mittrainieren kann und dort alles bestens verläuft.“ Sein Vertrag läuft im Juni 2021 aus. Martin muss die Entscheider von Olympique Nîmes in den nächsten Monaten davon überzeugen, dass Potenzial in ihm steckt. „Ich will langfristig bei diesem Verein bleiben und mich langsam nach vorne arbeiten.“

Es ist nicht auszuschließen, dass er schon bald zusammen mit Anthony Moris das Trikot der FLF-Auswahl tragen wird. „In gewisser Hinsicht ist er ein Vorbild. Er hat bisher eine schöne Karriere zurückgelegt. Aber ich bin jung und deshalb habe ich auch große Ziele und will eine noch bessere Karriere als Moris schaffen“, sagt Martin.

Erst mal muss sich der 19-Jährige aber noch gedulden. Heute gegen Dijon steht Martin nicht im Kader von Olympique Nîmes. Stattdessen bereitet er sich mit seiner Familie auf das Weihnachtsfest vor. Ohne das Thema Fußball wird das Festessen bei der Familie Martin aber wohl kaum über die Bühne gehen.

Steckbrief

Name: Timothy Martin
Geboren am 27.3.2001 in Arlon (B)
Staatsangehörigkeit: Luxemburger und Belgier
Position: Torwart
Bisherige Vereine: Aubange, Excelsior Virton, RSC Anderlecht, La Gantoise (alle B), Olympique Nîmes (F/seit 6.9.2020)

Torwart durch Zufall

Fast wäre Timothy Martin nicht Torwart geworden. Bei einem Probetraining bei Excelsior Virton landete er nur durch Zufall im Kasten. „Als ich dort ankam, haben sie mich gefragt, auf welcher Position ich gerne spielen würde. Ich habe gesagt, dass mir das eigentlich egal ist und daraufhin haben sie mich ins Tor gestellt. Im Garten hatte ich immer sehr viel Spaß dabei, im Kasten zu stehen, aber auf dem Fußballplatz war diese Position damals für mich eine Premiere. Anscheinend habe ich überzeugt und seitdem bin ich Torwart“, erklärt Martin seine kuriose Geschichte. del