LuxemburgZwölf Monate Achterbahn der Gefühle für die Fußballnationalmannschaft – eine Analyse

Luxemburg / Zwölf Monate Achterbahn der Gefühle für die Fußballnationalmannschaft – eine Analyse
Die Fans entwickelten sich zum zwölften Mann Foto: Editpress/Gerry Schmit

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Himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt: Der nationale Fußball hat intensive, erfolgreiche und bittere zwölf Monate hinter sich. Eine Analyse.

Die Höhepunkte

Die FLF-Auswahl spielte ihre beste EM-Qualifikation überhaupt, holte 17 Punkte und nahm am Ende den dritten Platz ein. Der bisherige Punkterekord wurde deutlich übertroffen. Spielerische Höhepunkte waren die Siege gegen die ehemaligen WM-Teilnehmer Bosnien-Herzegowina (2:0 und 4:1) und Island (3:1). Im vorentscheidenden Spiel um Platz zwei dominierte Luxemburg die Slowakei in der ersten Hälfte nach Strich und Faden, konnte jedoch kein Kapital aus den vielen Chancen schlagen und verlor am Ende unglücklich mit 0:1. Die Leistungen, die in den genannten Partien gezeigt wurden, belegen, dass die Mannschaft von Nationaltrainer Luc Holtz einen qualitativen Sprung nach vorne gemacht hat. 

Die Tiefpunkte

Ein Höhepunkt war auch ein Tiefpunkt. Anstatt Platz zwei in Gruppe J zu belegen, hatte Luxemburg nach der Niederlage gegen die Slowakei die Gewissheit, dass aus dem EM-Traum auf direktem Wege nichts werden würde. Zu den Tiefpunkten der Gruppenphase gehören zweifelsohne die beiden peinlichen Niederlagen gegen Portugal. In Faro wurde Luxemburg mit 9:0 vom Platz geschossen. Dieses Resultat war umso erstaunlicher, da Luxemburg in den vergangenen Monaten defensiv sehr stabil war. In den restlichen zehn Partien kassierte die FLF-Auswahl nur 0,6 Gegentore im Schnitt. Die größte Enttäuschung gab es jedoch in Tiflis. Ein Spiel, das hätte anders ausgehen können, wenn die VAR-Assistenten und die Schiedsrichter ihre Arbeit mit mehr Sorgfalt erledigt hätten.

Die Leistungsträger

Beste Bewertungen erhielten bei fast allen Einsätzen die beiden zentralen Mittelfeldspieler Leandro Barreiro und Christopher Martins. Zusammen mit Torwart Anthony Moris war Barreiro der einzige Akteur, der in jedem Spiel von der ersten bis zur letzten Minute auf dem Platz stand. Gerson Rodrigues war mit fünf Treffern der beste Stürmer, kämpfte aber oft mit Licht und Schatten. Seine Disziplinlosigkeit brachte ihm während der EM-Quali eine Suspendierung von zwei Spielen ein. Welchen Unterschied Danel Sinani machen kann, sahen die Zuschauer ein weiteres Mal gegen Kasachstan (2:1). Seine Ballsicherheit und Übersicht hätten Luxemburg in Georgien gutgetan, der Offensivspieler war jedoch für das wichtigste Spiel des Jahres gesperrt.

Überraschungen und Zukunft

Große Überraschungen gab es in den vergangenen zwölf Monaten nicht, da Luc Holtz aus verständlichen Gründen auf einen Stamm an Spielern baut, die sich im Ausland als Profis etabliert haben. Von den jungen Talenten scheint Aiman Dardari die besten Voraussetzungen zu haben, um in den kommenden zwölf Monaten eine Chance auf mehr Einsatzzeit zu bekommen. Von Yvandro Borges kann man erwarten, dass er im Verein einen Schritt nach vorne machen kann. Auch auf die Entwicklung des technisch sehr versierten Offensivspielers David Jonathans darf man gespannt sein. Innenverteidiger Seid Korac kann darauf hoffen, in Zukunft eine Bewährungschance über 90 Minuten zu erhalten. Es schlummern noch andere Talente in der U21 oder U19. Vom Talent her könnten einige den Sprung in den A-Kader schaffen. Jayson Videira, James Rodrigues, Rayan Berberi oder Fabio Lohei sind nur einige von vielen Anwärtern.

So geht es weiter

Luxemburg wird vor der Europameisterschaft ein Freundschaftsspiel gegen Belgien bestreiten (8. Juni). Im September startet die Nations League. Die ersten beiden Gegner heißen Nordirland (5.9.) und Weißrussland (8.9.). Maxime Chanot und Danel Sinani verpassen den Auftakt gegen Nordirland wegen einer Rotsperre. Der dritte Gruppengegner heißt Bulgarien. Die Nations League 2024/25 ist wieder mit der WM-Qualifikation verbunden. Die vier besten Mannschaft, welche die Quali nicht auf den ersten beiden Plätzen ihrer Gruppe abgeschlossen haben, werden in den Play-offs um ein Ticket für die WM 2026 spielen.

Chanot wechselt nach Los Angeles

Wie die französische Sporttageszeitung L’Equipe vermeldete, wird Maxime Chanot mit sofortiger Wirkung zurück in die Major League Soccer wechseln. Der Verteidiger der FLF-Auswahl soll einen Vertrag bis Dezember 2025 bei Los Angeles FC unterschrieben haben. Chanot war erst vergangenen Sommer von New York City FC zum AC Ajaccio gewechselt. Seit Januar ist der 34-Jährige auch im Besitz der US-amerikanischen Staatsangehörigkeit und gilt deshalb als „local player“ in der MLS. Bei seinem neuen Verein steht der ehemalige französische Nationaltorwart Hugo Lloris zwischen den Pfosten. Auch Stürmer Olivier Giroud (AC Mailand) steht vor einem Wechsel nach Kalifornien. Die Mannschaft wird vom ehemaligen Bundesliga-Profi Steven Cherundolo (Hannover 96) trainiert. (del)

Frust und Enttäuschung nach der 0:2-Niederlage gegen Georgien
Frust und Enttäuschung nach der 0:2-Niederlage gegen Georgien Foto: sportspress.lu/Jeff Lahr

Zwölf Monate in Zahlen

7.155

Zuschauer waren im Schnitt in den vergangenen zwölf Monaten bei den Heimspielen der „Roten Löwen“

15

Tore erzielte Luxemburg in den zwölf Spielen von März 2023 bis März 2024

6 und 15

Gegentore kassierte die FLF-Auswahl in zehn Partien. Im Schnitt nur 0,6 Gegentore. In den in dieser Statistik fehlenden zwei Partien gegen Portugal musste Torwart Anthony Moris unglaubliche 15-mal hinter sich greifen.

6

Erfolgreichster Torschütze dieser Periode war Gerson Rodrigues. Der Profi von Slovan Bratislava erzielte sechs Tore und hat jetzt insgesamt 21 Länderspieltore auf seinem Konto stehen. Danel Sinani kam auf vier Treffer.

1.080

Torwart Anthony Moris und Mittelfeldspieler Leandro Barreiro wurden nie ausgewechselt und standen 1.080 Minuten auf dem Platz

17

Punkte holte Luxemburg in der EM-Qualifikation und sprengte den eigenen Rekord um sechs Zähler. 2022 hatte die FLF-Auswahl in der Nations League elf Punkte geholt. Der Bestwert bei einer EM- oder WM-Quali lag davor bei zehn Zählern.