EditorialGerechtigkeit im Fußball: Das Schwindel-System

Editorial / Gerechtigkeit im Fußball: Das Schwindel-System
 Foto: AFP/Adrian Dennis

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Es gibt wahrscheinlich nur wenige Fußballjournalisten, die noch keinen negativen Kommentar über den „Video Assistant Referee“ (VAR) geschrieben haben. Die schlechte Nachricht ist, dass wir alle nichts am aktuellen Status quo ändern können. Die Macher des internationalen Fußballs haben den VAR vor rund sechs, sieben Jahren eingeführt und sind bis heute der Meinung, dass dieses Utensil den Fußball gerechter macht. 

Es gibt unzählige Beispiele, warum der Videobeweis überhaupt nicht gerecht oder nur teilweise gerecht ist. Den letzten Beweis lieferte das Nations-League-Play-off-Spiel zwischen Luxemburg und Georgien. In der ersten Hälfte befanden sich die VAR-Männer im Tiefschlaf und verpassten es, den Schiedsrichter auf eine Rote Karte aufmerksam zu machen. Das war die erste Ungerechtigkeit. Die zweite kam nach der Pause. Laurent Jans wurde von seinem Gegenspieler am Trikot gezogen. Eine Aktion, die normalerweise mindestens mit einem Freistoß für Luxemburg geahndet werden würde. Dem war jedoch nicht so. Diese Szene wurde vom VAR ausgeklammert, weil sie nicht rotwürdig war. In der direkt darauffolgenden Aktion bekam bekanntlich Maxime Chanot einen Platzverweis.

Besser als mit diesem Beispiel könnte man die Ungerechtigkeit des VAR-Systems nicht darlegen. Als Mannschaft kann man 100 taktische Fehler begehen, die Einfluss auf das Spiel haben. Sie werden aber alle von den Video-Assistenten ignoriert, solange eine Aktion nicht rot- oder elfmeterwürdig ist. Die einzige Gerechtigkeit, die das System mit sich bringt, sind Abseitsentscheidungen. Man steht entweder im Abseits oder nicht. Es gibt keine zwei Meinungen.

Das VAR-System ist ein Schwindel-System. Es täuscht Objektivität vor. Jeder Schiedsrichter und Assistent entscheidet weiterhin nach Gutdünken. Eigentlich könnte der VAR auch eine Münze werfen, denn eine Grundrichtung, der alle Unparteiischen folgen, ist nicht erkennbar.

Und damit hat sich überhaupt nichts im Vergleich zu früher geändert. Der Unterschied ist nur, dass es trotz technischer Hilfsmittel weiterhin flagrante Fehlentscheidungen gibt. Und das ist vor allem ein Problem für die Unparteiischen. Früher wurden Fehler verziehen. Mit dem VAR nicht mehr.

Der VAR verdirbt einem den Spaß am Fußball und erhöht das Frust-Risiko deutlich. Das haben die Luxemburger Fans gegen Georgien am eigenen Leib zu spüren bekommen. Sie haben das erlebt, was Anhänger von Profi-Mannschaften an jedem Wochenende über sich ergehen lassen müssen. Grenzenloser Jubel, ohne Angst vor einer nachträglichen VAR-Entscheidung zu haben, ist heute nicht mehr möglich.

Bisher machte das VAR-Übel nur in Profiligen seine Runden. Der BGL Ligue droht aber in Zukunft das gleiche Schicksal. Kleinere Firmen haben bereits einen „VAR light“ entwickelt. Es ist also nur noch eine Frage der Zeit, bis es auch auf den Plätzen Luxemburgs den Schwindel von Gerechtigkeit geben wird.