LuxemburgDie Inflationsrate geht im November spürbar zurück, bleibt aber auf einem hohen Niveau

Luxemburg / Die Inflationsrate geht im November spürbar zurück, bleibt aber auf einem hohen Niveau
Für Brot und Getreideprodukte müssen Verbraucher heute 12,14 Prozent mehr zahlen als vor einem Jahr Foto: AP/dpa/Michel Euler

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Zum ersten Mal seit Januar ist die Preissteigerungsrate in Luxemburg im November wieder unter die Marke von sechs Prozent gefallen. Die Tripartite-Maßnahmen beginnen demnach, sich in den Zahlen bemerkbar zu machen.

Auch im Monat November ist die Inflationsrate in Luxemburg überdurchschnittlich hoch geblieben. Mit einer Steigerungsrate von 5,94 Prozent (im Jahresvergleich) liegt sie jedoch deutlich unter den 6,85 Prozent vom Vormonat. Das hat das statistische Institut Statec am Mittwoch in einer Pressemeldung mitgeteilt.

Der Rekordhochstand war hierzulande im Juni dieses Jahres, mit 7,43 Prozent, erzielt worden. Das war die höchste Rate seit Jahrzehnten. Das letzte Mal, dass eine niedrigere Inflationsrate gemessen worden war als nun im November, war vor dem russischen Überfall auf die Ukraine, im Januar dieses Jahres (3,58 Prozent).

Hintergrund des Rückgangs der Preissteigerungsrate im November waren die Energiepreise, schreiben die Statistiker. Verglichen mit Oktober waren Ölprodukte zuletzt etwa 4,8 Prozent günstiger. Für einen Liter Diesel mussten die Verbraucher im November 7,4 Prozent weniger zahlen als im Monat zuvor. Benzin kostet 1,7 Prozent weniger als im Oktober, Heizöl sogar spürbare 15,5 Prozent weniger. Letzteres erklären die Luxemburger Statistiker zumindest teilweise mit den Beihilfen der Regierung, die ab dem 1. November von 7,5 auf 15 Cent pro Liter gestiegen sind.

Verglichen mit dem Vorjahr bleiben die Preise für Ölprodukte aber weiterhin deutlich höher: Im Schnitt kosten Ölprodukte heute 20,9 Prozent mehr als im November 2021.

Lebensmittelpreise steigen weiter

Ebenfalls zu dem Rückgang der Preissteigerungsrate im November beigetragen haben geringere Preise für Pauschalreisen (normal nach der Urlaubszeit) wie auch das Gesetz, das kostengünstigere/kostenlose Leistungen für Grundschul-Kinder, die einen Platz in beispielsweise einer „Maison relais“ oder einem „Foyer de jour“ erhalten, festschreibt, erinnert Statec.

Weiter gestiegen sind hingegen die Lebensmittelpreise. Sie liegen nunmehr 10,43 Prozent höher als vor einem Jahr. Für Brot, Milch, Eier, Fleisch und Kaffee müssen die Verbraucher heute mehr als 12 Prozent mehr zahlen als im November 2021. Mit 3,8 Prozent und 7 Prozent zählen Obst und Fisch zu den Nahrungsmitteln mit den geringsten Steigerungsraten. Auch im Monatsvergleich (plus 0,2 Prozent) sind die Preise für Lebensmittel weiter gestiegen.

Wann fällt die nächste Indextranche?

Bedingt durch die hohen Preissteigerungen fallen automatisch ebenfalls die Indextranchen (automatische Anpassung von Gehältern und Renten an gestiegene Lebenshaltungskosten) immer schneller. Nachdem eine Tranche im Januar 2020 und eine im Oktober 2021 ausgelöst wurde, waren es dieses Jahr bereits zwei – eine im April und eine im Juli. Letztere wurde jedoch nicht ausbezahlt, sondern wird gemäß dem ersten umstrittenen „Tripartite-Abkommen“ auf April 2023 verschoben. Als Entschädigung für Gehaltsempfänger gibt es unter anderem einen Energie-Steuerkredit.

Eine weitere Indextranche hätte, den vorletzten Vorhersagen von Statec zufolge, noch vor Ende dieses Jahres fallen sollen. Dies will die Regierung jedoch verhindern: Mit dem Maßnahmenpaket aus den letzten Tripartite-Verhandlungen soll die Preissteigerungsrate nun derart abgebremst werden, dass 2022 nun doch keine weitere Tranche mehr fallen soll. Das Ziel wurde erreicht.

Statec geht mittlerweile davon aus, dass sich die Jahresinflationsrate 2022 auf 6,4 Prozent und 2023 auf 3,4 Prozent belaufen wird. Die nächste Indextranche würde, diesen neuen Prognosen zufolge, dann erst im ersten Quartal des Jahres 2023 fällig werden. Kurz darauf, im April, soll dann die Tranche fallen, die Mitte 2022 verschoben wurde.

Dabei wird es 2023, wie noch vor einigen Wochen erhofft, wohl nicht bleiben. Laut dem wahrscheinlichsten Statec-Szenario dürfte im letzten Quartal des Wahljahres 2023 noch eine zusätzliche dritte Tranche anfallen. Alles deutet derzeit darauf hin, dass der Staat diese den Unternehmen „ersparen wird“ und die anfallenden Kosten selber übernehmen wird. Eine neue Tripartite-Runde dürfte dann einberufen werden, um die Details zu klären.

Danach soll es dann bis ins Jahr 2024 dauern, ehe wieder eine (oder vielleicht auch gleich mehrere) Tranche(n) fällig wird bzw. werden. Dann nämlich, wenn die Maßnahmen auslaufen – und die Preise dementsprechend wohl auf einen Schlag nach oben springen werden.

Preise in Eurozone steigen schneller

Um zu errechnen, wann genau die nächste Tranche fällig wird, wird jeweils bis zum 1. Januar 1948 zurückgerechnet: Das Datum ist Startbasis mit 100 Punkten. Seitdem sind die Preise gestiegen. Sobald die Marke von 964,64 Punkten erreicht wird, wird die nächste Indextranche ausgelöst. Bis Ende November lag die Zahl bei 963,34 Punkten – 2,62 Punkte mehr als Ende Oktober, als ein Plus von 3,16 Punkten verglichen mit dem Vormonat verzeichnet wurde. Im Monat davor war es ein Plus von 3,05 Punkten, im Monat davor eine Erhöhung von 4,2 Punkten. Die nächste Tranche könnte somit im Februar 2023 fällig werden.

Gilt noch zu erwähnen, dass die Inflationsrate in Luxemburg derzeit deutlich unter dem durchschnittlichen Niveau in der Eurozone liegt: Während sie im Großherzogtum zu Jahresbeginn stetig höher war als der Durchschnitt der Eurozone, so ist das seit August nicht mehr der Fall. Im November lag die Preissteigerungsrate hierzulande (den harmonisierten Eurostat-Zahlen zufolge, die anders berechnet werden) bei 7,3 Prozent, in der Eurozone jedoch bei zehn Prozent.

Die höchsten Preissteigerungen seit Jahrzehnten

Das letzte Mal, als die Preise noch schneller stiegen als dieses Jahr, war vor etwas weniger als 40 Jahren. Damals, in den Jahren vor 1984, war die Luxemburger Wirtschaft in einer schwierigen Lage. Es war die Zeit der Deindustrialisierung. Zwischen Juni 1973 und Januar 1974 vervierfachte sich der Ölpreis. Zwischen 1975 und 1986 sank die Zahl der Beschäftigten in der Eisen- und Stahlindustrie um 86,4 Prozent. Im Jahr 1982 hatte Belgien einseitig entschieden, den Wert des gemeinsamen Frankens zu senken. Heute spielt unter anderem auch der Wertverlust des Euro eine Rolle bei den steigenden Preisen: Ein schwacher Euro treibt die Preise für Importe, etwa für Öl, weiter nach oben.

Die neue Zeit der immer schneller steigenden Preise war bereits zu Beginn des Jahres 2021 angebrochen: Im April 2021 hatte die Inflationsrate die Marke von 2 Prozent überschritten. Im Oktober dann die Marke von 3 Prozent, im November die von 4 Prozent. Dieses Jahr legte die Rate dann noch einmal weiter zu. Im Februar sprang sie über die Marke von 6 Prozent. Die Corona-Zeit, in der 
der Ölpreis einbrach und fast Preisstabilität herrschte, erscheint heute wie eine weit entfernte Vergangenheit.