Steigende Verbraucherpreise im OktoberDie Maßnahmen der Tripartite sind bisher kaum zu spüren

Steigende Verbraucherpreise im Oktober / Die Maßnahmen der Tripartite sind bisher kaum zu spüren
Im Vergleich mit dem Vorjahr sind Lebensmittel heute im Schnitt 10,9 Prozent teurer Foto: AFP/Ina Fassbender

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Im Monat Oktober ist die Inflationsrate in Luxemburg, trotz Tripartite-Maßnahmen, nicht gefallen. Die Preissteigerungsrate verharrt weiter bei deutlich über sechs Prozent. Für nächstes Jahr wird sogar mit drei Indextranchen gerechnet. Im europäischen Vergleich zählt Luxemburg jedoch zu den Ländern mit „niedrigen“ Preissteigerungen.

Erklärtes Ziel der letzten Tripartite-Verhandlungen war es, mittels gezielter Maßnahmen den rasanten Anstieg der Preissteigerungsrate zu bremsen. So sollen zusätzliche Indextranchen vermieden, beziehungsweise verschoben werden. Die ersten dieser Maßnahmen greifen bereits seit Oktober, das komplette Maßnahmen-Paket soll ab Januar 2023 die Preissteigerungsrate beruhigen. Die Maßnahmen gehen von der Deckelung der Energiepreise für Haushalte bis hin zu einer Senkung des Satzes der Mehrwertsteuer um ein Prozent.

Doch auch wenn die Deckelung der Energiepreise nun bereits seit Anfang Oktober in Kraft ist, so ist die Inflationsrate im Oktober doch nicht gefallen. Im Jahresvergleich belief sie sich auf 6,85 Prozent, fast gleich hoch wie im Vormonat (6,88 Prozent). Seit Februar liegt die Preissteigerungsrate hierzulande jeden Monat bei über sechs Prozent.

Ein neues Rekordhoch hat die Steigerungsrate der Verbraucherpreise in Luxemburg im Monat Oktober dennoch nicht erreicht. Das war im Juni dieses Jahres, mit 7,43 Prozent, erzielt worden. Die höchste Rate seit Jahrzehnten.

Energie und Lebensmittel treiben die Preise

Angetrieben wurde die Inflationsrate im Oktober erneut vor allem durch steigende Energiepreise. „Die Preise für Erdölprodukte steigen noch weiter an“, schreibt das Luxemburger statistische Institut Statec zu der Preisentwicklung im Oktober. „Der Gang an die Zapfsäule wird für die Autofahrer teurer.“

Insgesamt mussten Verbraucher im abgelaufenen Monat beim Kauf von Diesel (plus sieben Prozent), bei Benzin (plus 5,1 Prozent), bei Heizöl (plus 8,6 Prozent) und für Erdgas (plus 13,6 Prozent) deutlich mehr Geld auf den Tisch legen als noch vor einem Monat. Erdölprodukte seien heute somit 35,2 Prozent teurer als vor einem Jahr. Ohne die Maßnahmen der Tripartite wäre die Steigerungsrate noch höher ausgefallen. „Er wirkte sich dämpfend auf diesen Trend aus, indem er den Anstieg der Gaspreise begrenzte“, so Statec.

Spürbar teurer sind jedoch nicht nur die Energie-, sondern auch die Lebensmittelpreise geworden. Allein innerhalb eines Monats sind sie im Schnitt um 1,7 Prozent gestiegen. „Der größte monatliche Anstieg seit Oktober 2007“, so Statec. Frisches Gemüse kostet heute 5 Prozent mehr als noch im September, Brot und Getreide 2,7 Prozent mehr und Milchprodukte sind 1,9 Prozent teurer als vor 30 Tagen.

Im Vergleich mit dem Vorjahr sind Lebensmittel im Schnitt 10,9 Prozent teurer geworden. Praktisch alle Arten von Lebensmitteln kosten heute deutlich mehr. Um nur einige Beispiele zu nennen: Brot kostet heute 12,4 Prozent mehr als letztes Jahr, Fleisch 11,85 Prozent mehr, Milchprodukte und Eier 13,3 Prozent, Fisch 9,02 Prozent, Kaffee 12,09 Prozent und nicht-alkoholische Getränke 7,52 Prozent. Mit am wenigsten verteuert haben sich, mit 3,86 Prozent, die Preise für alkoholische Getränke.

Preise in Eurozone steigen schneller

Leicht gedämpft wurde die monatliche Preissteigerungsrate im Oktober durch rückläufige Preise für Pauschalreisen (normal nach der Urlaubszeit), wie auch durch das Gesetz, das kostengünstigere/kostenlose Leistungen für Grundschul-Kinder, die einen Platz in beispielsweise einer „Maison relais“ oder einem „Foyer de jour“ erhalten, festschreibt.

Doch auch wenn die Inflationsrate in Luxemburg im Oktober noch in etwa genauso hoch war wie in den drei Monaten vorher, so ist sie im Vergleich mit den europäischen Partnerländern doch bereits gefallen. Während sie in Luxemburg zu Jahresbeginn stetig deutlich höher war als der Durchschnitt der Eurozone, so ist das seit August jedoch nicht mehr der Fall. Mittlerweile liegt die Inflation in Luxemburg (den harmonisierten Eurostat-Zahlen zufolge, die anders berechnet werden), mit 8,8 Prozent, deutlich unter dem Durchschnitt der Eurozone (10,7 Prozent). Es ist der stärkste Anstieg seit Einführung des Euro.

Die rein hausgemachte Luxemburger Inflationsrate (Kerninflation), die schwankungsanfällige Lebensmittel- und Energiepreise von der Berechnung der Preisentwicklung ausschließt, lag im Oktober bei 5,1 Prozent. Im Vormonat waren es 5,2 Prozent. Im Juni lag sie noch bei 4,8 Prozent.

Wann fällt die nächste Indextranche?

Bedingt durch die hohen Preissteigerungen fallen automatisch ebenfalls die Indextranchen (automatische Anpassung von Gehältern und Renten an gestiegene Lebenshaltungskosten) immer schneller. Nachdem eine Tranche im Januar 2020 und eine im Oktober 2021 ausgelöst wurde, waren es dieses Jahr bereits zwei. Eine im April und eine im Juli. Letztere wurde jedoch nicht ausbezahlt, sondern wird gemäß dem ersten umstrittenen „Tripartite-Abkommen“ auf April 2023 verschoben. Als Entschädigung für Gehaltsempfänger gibt es unter anderem einen Energie-Steuerkredit.

Eine weitere Indextranche hätte nun, den letzten Vorhersagen von Statec zufolge, noch vor Ende dieses Jahres fallen sollen. Dies will die Regierung jedoch verhindern: Mit dem Maßnahmenpaket aus den letzten Tripartite-Verhandlungen soll die Preissteigerungsrate nun derart abgebremst werden, dass 2022 nun doch keine weitere Tranche mehr fallen soll.

Statec geht dementsprechend mittlerweile davon aus, dass sich die Jahresinflationsrate 2022 auf 6,4 Prozent und 2023 auf 3,4 Prozent belaufen wird. Die nächste Indextranche würde, diesen neuen Prognosen zufolge, dann erst im ersten Quartal des Jahres 2023 fällig werden. Kurz darauf, im April, soll dann die Tranche fallen, die Mitte 2022 verschoben wurde.

Doch dabei wird es 2023, wie noch vor einigen Wochen erhofft, wohl nicht bleiben. Laut dem wahrscheinlichsten Statec-Szenario dürfte im letzten Quartal des Wahljahres 2023 noch eine zusätzliche dritte Tranche anfallen. Alles deutet derzeit darauf hin, dass der Staat diese den Unternehmen „ersparen wird“, und die anfallenden Kosten selber übernehmen wird. Eine neue Tripartite-Runde dürfte dann einberufen werden, um die Details zu klären.

Danach soll es dann bis ins Jahr 2024 dauern, ehe wieder eine (oder vielleicht auch gleich mehrere) Tranchen fällig werden. Dann nämlich, wenn die Maßnahmen auslaufen – und die Preise dementsprechend wohl auf einen Schlag nach oben springen werden.

Doch letztendlich könnte es aber noch dieses Jahr eng werden: Um zu errechnen, wann die nächste Tranche fällig wird, wird jeweils bis zum 1. Januar 1948 zurückgerechnet. Das Datum ist Startbasis mit 100 Punkten. Seitdem sind die Preise gestiegen. Sobald die Marke von 964,64 Punkten erreicht wird, wird die nächste Indextranche ausgelöst. Bis Ende Oktober lag die Zahl bei 960,72 Punkten. Das ist ein Plus von 3,16 Punkten verglichen mit dem Vormonat, als sich diese Zahl bereits um 3,05 Punkte erhöht hatte. Im Monat davor war es ein Plus von 4,2 Punkten. Bei einer gleichbleibenden Geschwindigkeit könnte es somit möglich sein, dass die erste Tranche in 2023 gleich zu Jahresbeginn fällig würde.

Die Entwicklung der Inflationsrate in den letzten Monaten und die erwartete Entwicklung in den kommenden Monaten
Die Entwicklung der Inflationsrate in den letzten Monaten und die erwartete Entwicklung in den kommenden Monaten Screenshot: Statec

Die höchsten Preissteigerungen seit Jahrzehnten

Das letzte Mal als die Preise noch schneller stiegen als dieses Jahr, war vor etwas weniger als 40 Jahren. Damals, in den Jahren vor 1984, war die Luxemburger Wirtschaft in einer schwierigen Lage. Es war die Zeit der Deindustrialisierung. Zwischen Juni 1973 und Januar 1974 vervierfachte sich der Ölpreis. Zwischen 1975 und 1986 sank die Zahl der Beschäftigten in der Eisen- und Stahlindustrie um 86,4 Prozent. Im Jahr 1982 hatte Belgien einseitig entschieden, den Wert des gemeinsamen Frankens zu senken. Heute spielt unter anderem auch der Wertverlust des Euro eine Rolle bei den steigenden Preisen: Ein schwacher Euro treibt die Preise für Importe, etwa für Öl, weiter nach oben.
Die neue Zeit der immer schneller steigenden Preise war bereits zu Beginn des Jahres 2021 angebrochen: Im April 2021 hatte die Inflationsrate die Marke von 2 Prozent überschritten. Im Oktober dann die Marke von 3 Prozent, im November die von 4 Prozent. Dieses Jahr legte die Rate dann noch einmal weiter zu. Im Februar sprang sie über die Marke von 6 Prozent. Die Corona-Zeit, während der der Ölpreis einbrach und fast Preisstabilität herrschte, erscheint heute wie eine weit entfernte Vergangenheit.

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Jeremi
8. November 2022 - 9.01

Reiches Luxusburg quo vadis, immer mehr Armut,ein grosser Teil der Bürger kommt immer weniger über die Runden, anscheinend ist dies unseren überheblichen und unkompetenten Gambia-Genossen total egal, nur verlogenes Palaver von sich geben und nach draussen protzen,die sollten sich mal umsehen was sich in ihrem "reichen Ländle"so abspielt,mannchmal wäre es besser im eigenen Ländle Flüchtling zu sein, all Kommentar überflüssig.