Kritik am Sozialsystem„Unangebracht und kontraproduktiv“: Politik reagiert auf Vorwürfe der „Stroossenenglen“

Kritik am Sozialsystem / „Unangebracht und kontraproduktiv“: Politik reagiert auf Vorwürfe der „Stroossenenglen“
Gemeinsam sollten die Akteure der Luxemburger Sozialhilfe dafür sorgen, dass den Notbedürftigen im Land geholfen wird, betont Familienministerin Corinne Cahen. Streitereien oder Kritiken seien vor diesem Hintergrund kontraproduktiv. Foto: Editpress/Tania Feller

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Laut „Stroossenenglen“ kommt die staatliche Hilfe in Luxemburg nicht immer dort an, wo sie am dringendsten gebraucht wird. Grund seien u.a. Sozialarbeiter, die nicht mit Herz und Seele bei der Sache seien, kritisiert Mitbegründer Luc Lauer. Familienministerin Corinne Cahen und der hauptstädtische Sozialschöffe Maurice Bauer nennen die Vorwürfe ungerecht und unangebracht.

„Eigentlich müsste niemand in Luxemburg auf der Straße leben und kein Mensch Hunger leiden.“ Das sagt Luc Lauer, Mitbegründer der „Stroossenenglen“. Regelmäßig ist der hochgewachsene Öslinger mit den anderen Freiwilligen im Obdachlosenmilieu unterwegs und versucht, schnell und unbürokratisch Abhilfe zu schaffen.

Gleichzeitig hält er mit seiner Kritik am Luxemburger Sozialapparat nicht hinter dem Berg zurück. Auf dem Papier sei dieser zwar sehr leistungsfähig. „Das Problem aber sind verschiedene Angestellte und Verantwortungsträger, die auf ihre Mission pfeifen“, so sein harsches Urteil. Die staatliche Hilfe komme nicht immer dort an, wo sie am dringendsten gebraucht werde. Dass der Mitbegründer der „Stroossenenglen“ mit solchen Aussagen vielen Verantwortlichen von Hilfsorganisationen ein Dorn im Auge ist, weiß er auch: „Für viele von ihnen bin ich ein rotes Tuch.“

„Meine Tür steht immer offen“

„Niemand hört gerne, dass er nichts taugen soll“, meint der Sozialschöffe der Hauptstadt, Maurice Bauer (CSV). Vor allem nicht, wenn es sich um Menschen handele, die ihre Aufgabe mit sehr viel Einsatz angehen. Regelmäßig gerät der Sozialschöffe mit den Hilfsdiensten von Luxemburg-Stadt ins Visier der Straßenengel. Bauer aber weist die Kritik weit von sich und stärkt den Betroffenen den Rücken.

„Mitarbeiter vom Roten Kreuz, Caritas oder Inter-Actions haben enorm viel Erfahrung. Nie würde ich mir anmaßen, diesen Leuten eine Lektion zu erteilen. Als Stadt profitieren wir von dieser Expertise und von der Diversität ihrer Standpunkte“, stellt Bauer fest. Sämtliche Akteure seien äußerst einsatzbereit und extrem empathisch. „Alle leisten sie hervorragende Arbeit und stellen den Menschen in den Mittelpunkt“, so der Sozialschöffe.

Im hauptstädtischen Hilfsapparat greife jedes Rad ins andere. Dabei handele es sich um ein System mit vielen verschiedenen Akteuren, die sich im ständigen Austausch befinden und Hilfsbedürftige auf mehreren Ebenen begegnen – mit einer schnellen Unterstützung oder einer langfristigen Begleitung, die nicht nur Symptombekämpfung betreibt, sondern den Betroffenen auch auf Dauer wieder auf die Beine hilft.

„Als Sozialschöffe kann ich Hilfsinitiativen nur begrüßen“, unterstreicht Bauer. Dies gelte auch für die „Stroossenenglen“. Vor diesem Hintergrund habe er Lauer bereits einen Dialog angeboten: „Ein Treffen, bei dem wir gemeinsam erörtern können, welche Rolle die Straßenengel im Hilfskonzept von Luxemburg-Stadt einnehmen können. Wir sind immer offen für Leute mit guten Ideen!“, so Bauer.

Leider habe Lauer das Angebot noch nicht wahrgenommen. Seine Tür stehe jedoch immer offen, betont der Sozialschöffe: „Wenn noch jemand in diesem System mit helfen möchte, sollten wir uns zusammensetzen. Helfende Hände hat man nie genug, insbesondere in diesen Zeiten“, unterstreicht Bauer.

Mehr Berufung als Beruf

Ähnlich sieht es auch Familienministerin Corinne Cahen (DP). Kritiken oder Reibereien seien kontraproduktiv: „Wir sollten nicht einen gegen den anderen stänkern, sondern zusammenarbeiten. Jeder wird gebraucht, um den Hilfsbedürftigen zu helfen“, so Cahen. Sie begrüße das Engagement der Straßenengel. „Luc Lauers Konzept ist niederschwellig und unbürokratisch. Diese Freiwilligen werden genauso gebraucht wie Sozialarbeiter und Mitarbeiter von Organisationen, die eine Konvention mit dem Staat abgeschlossen haben“, betont die Politikerin.

Unterscheiden sollte man zwischen Vereinigungen, die schnell und unkompliziert Unterstützung anbieten, und Hilfsorganisationen, die dem Staat und damit auch dem Bürger Rechenschaft schuldig seien. Letztere seien nun mal an gewisse Auflagen gebunden, die Schutz und Transparenz garantieren. Dass sie dadurch aber langsamer arbeiten, will die Ministerin nicht gelten lassen.

Auch sei sie überzeugt, dass Sozialhilfe für den Großteil der Betroffenen mehr Berufung als Beruf sei: „Jemand, der sich für eine Karriere in diesem Bereich entscheidet, tut dies aus der Überzeugung heraus, Menschen helfen zu wollen“, unterstreicht Cahen. „Diesen Leuten Desinteresse, Inkompetenz oder gar Faulheit zu unterstellen, ist nicht die feine Art“, nimmt die Ministerin den Berufsstand in Schutz.

Sie selbst sei immer wieder begeistert vom Engagement der Menschen im Luxemburger Sozialapparat. Unterstellungen seien in dem Fall nicht nur unangebracht, sondern geradezu ungerecht. Auch sollte man die unterschiedlichen Dimensionen der Sozialhilfe in Betracht ziehen. Schnelle Hilfe werde ebenso gebraucht wie langfristige Unterstützung und Lebensplanung. „In diesem System nehmen die Straßenengel eine genauso wichtige Rolle ein wie die Dienste von Caritas, Rotes Kreuz oder Inter-Actions“, gibt Cahen zu bedenken.

Wichtig sei die Komplementarität: „Es ist nicht ,einer gegen den anderen‘, sondern wir sollten gemeinsam dafür sorgen, dass den Menschen im Land geholfen wird“, unterstreicht die Familienministerin. Zudem seien bei den etablierten Hilfsorganisationen neben Sozialarbeitern und Erziehern auch viele Freiwillige im Einsatz. „Diesen Menschen zu unterstellen, sie seien nicht mit Herz und Seele bei der Sache, ist einfach unfair.“

Laird Glenmore
10. Mai 2021 - 9.59

Ministerin Cahen redet nur dummes Zeug, denn sie und ihre Politkollegen brauchen sich ja keine Sorgen zu machen bei den dicken Gehältern die sie bekommen. Statt den Reichen Steuererlässe der andere Vergünstigungen zu zu schustern sollten sie vielleicht etwas mehr für das Sozialwesen machen, ich muß allerdings gestehen das es gegenüber anderen Ländern besser ist hier in Luxemburg. Die Kehrseite der Medaille ist allerdings das viele Menschen gar nicht in diesen Verhältnis leben wollen aber auf Grund des Systems keine andere Chance haben, natürlich gibt es auch Sozialschmarotzer die sich auf anderer Leute kosten ein mehr oder weniger schönes Leben machen. Eine Teilschuld haben auch die Immobilienbesitzer die ihre Objekte zu überhöhten Preisen an den Mann oder die Frau bringen wollen, oder es einfach leer stehen lassen wegen Erbstreitigkeiten oder als Spekulationsobjekt, da müsste der Staat mal einen Riegel vorschieben. Es ist einfach traurig zu sehen das in einem so reichen Land wie Luxemburg so viele arme Menschen existieren, aber die Gier der Menschen nach Reichtum und noch mehr Besitzt sprengt den Rahmen der Vernunft, es ist wie bei den Pfaffen " Selber fressen macht fett ", aber nach außen zu tun als wenn man der größte Wohltäter ist.