EnergiewendeImmer mehr Betriebe in Luxemburg setzen auf die eigene Stromproduktion

Energiewende / Immer mehr Betriebe in Luxemburg setzen auf die eigene Stromproduktion
Die Lagerhalle des Familienbetriebs in Ellange Foto: Grosbusch

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Immer mehr Luxemburger Unternehmen nutzen die Dächer ihrer Hallen für Solaranlagen und decken auf diese Weise einen Teil des eigenen Stromverbrauchs ab. So auch der Obst- und Gemüsehändler Grosbusch.

„Unser Dach bekommt ein neues Gesicht: Seit Mitte August wurden mehr als 8.000 Quadratmeter Fotovoltaikmodule installiert“, so das Familienunternehmen Grosbusch diese Woche in einer Pressemeldung. Das seien etwa 5.800 Paneele mit einer Produktionskapazität von 1.250 kW.

Die Gesellschaft aus Ellange reiht sich somit ein in eine immer länger werdende Liste von Firmen, die Anlagen auf den Dächern ihrer Firmenhallen errichten. So sind allein in den letzten paar Jahren beispielsweise in Contern auf der Lagerhalle des Logistikunternehmens Kühne+Nagel wie auch auf den Dächern der neuen Lagerhalle von Arthur Welter in Bettemburg/Düdelingen zwei der größten Fotovoltaik-Dachanlagen entstanden. Der Stahlkonzern ArcelorMittal derweil hat 2021 eine erste schwimmende Solaranlage in Luxemburg eingeweiht. Erwähnen kann man unter anderem noch neue Anlagen bei großen Betrieben wie Guardian, Eurocomposites, Kronospan, Ceratizit, Tarkett, Cebi, Goodyear, Webasto, Panelux und Luxlait.

Doch trotz der Anstrengungen, die derzeit vielerorts in Luxemburg unternommen werden, wird das Land noch viele Jahre von Strom-Importen abhängig bleiben. Im Jahr 2022 musste das Großherzogtum, wie in den Jahren zuvor, den Großteil (81 Prozent) seines verbrauchten Stroms aus dem Ausland importieren. Vor einigen Jahren hatte Luxemburg noch mehr Strom selber erzeugt. Doch 2016 wurde dann das Gaskraftwerk Twinerg in Esch/Alzette geschlossen. Die Produktion hatte sich finanziell nicht mehr gelohnt.

Luxemburg bleibt abhängig von Importen

Gestiegen ist in den letzten Jahren jedoch die Produktion von erneuerbarer Energie. Insgesamt 16,7 Prozent des Jahresverbrauchs konnte das Land durch die Produktion auf der Grundlage erneuerbarer Energiequellen (Wasserkraft, Windkraft, Biogas, Fotovoltaik, Biomasse und Abfallverbrennung) erzeugen. Ein Plus von 6,7 Prozent. Ihr Volumen hat sich seit 2015 mehr als verdoppelt. 2015 lag ihre Quote bei gerade mal 6,8 Prozent. 2020 waren es 15,6 Prozent des gesamten Verbrauchs und ein Jahr davor 12,2 Prozent.

Solarenergie steht mittlerweile für mehr als die Hälfte der installierten nationalen Stromerzeugungskapazität. Trotzdem stand der hierzulande produzierte Solarstrom 2022 für gerade mal 4,3 Prozent des gesamten verbrauchten Stroms. Das sind aber immerhin rund 27 Prozent des Verbrauchs der Haushalte. Mit den vielen neuen Investitionen ist weiteres Wachstum gesichert.

Mittelfristig (bis 2030) will Luxemburg 40 Prozent seines Stromverbrauchs aus erneuerbaren Quellen selber herstellen. Die Politik des Ausbaus der Erneuerbaren „macht uns unabhängiger von Stromimporten, als wir es je waren“, hatte Energieminister Claude Turmes vor kurzem im Rahmen von Projektausschreibungen für neue Anlagen hervorgehoben. Da die eigene Produktion aber für die Bedürfnisse der Industrie (sie steht für 55 Prozent des nationalen Verbrauchs) „nie“ ausreichen werde, arbeite man parallel unter anderem an langfristigen Kauf- und Lieferverträgen (zehn bis 15 Jahre) für grünen Strom aus der Nordsee, so der Minister damals.

Mit dem neuen Solardach will man bei Grosbusch ab sofort 50 Prozent des eigenen jährlichen Energiebedarfs decken. Errichtet wurde die Anlage von der Luxemburger Firma Socom, die dabei ist, ein Werk (Unternehmen Solarcells) für die Herstellung von Solarpanels in Luxemburg zu errichten. Bereits Ende Oktober, Anfang November soll die Produktion anlaufen. Die Produktion wird in den ersten Wochen auf 250 Platten pro Tag geschätzt. Danach soll die Rate auf etwa 320 bis 350 Platten steigen. Die komplette Produktion ist für Luxemburg vorgesehen. Rund ein Fünftel der neuen Solar-Kapazität, die derzeit hierzulande aufgebaut wird, soll so abgedeckt werden.

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Romain
18. September 2023 - 22.11

Warum kann der private nur ein paar hundert Watt produzieren zum Eigenbedarf, also ohne Netzeinspeisung.

liah1elin2
18. September 2023 - 12.43

Es sind diese Projekte die uns zu weniger Energieabhängikeit führen. Dezentrale Anlagen in Firmen, Komunen, privaten Haushalten, in welchen erneuerbaren Energien auch immer, wecken das Interesse von Firmen sich im Land niederzulassen und zu investieren. Das mag jetzt noch wenig sein, wird aber zunehmen da ein Bedürfnis besteht. Ich mag jetzt gar nicht darüber nachdenken wem wir solche Entwicklungen zu verdanken haben, dass das "Grosskapital" den Sinn solcher Investitionen gut findet??