LuxinnovationIm Dienste einer nachhaltigen Luxemburger Wirtschaft

Luxinnovation / Im Dienste einer nachhaltigen Luxemburger Wirtschaft
Wirtschaftsminister Franz Fayot testet einen der Roboter von SolarCleano Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

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Im Beisein von Minister Franz Fayot hat die nationale Agentur zur Wirtschaftsförderung am Montag (24. April) Bilanz des Jahres 2022 gezogen. Besonders interessant war dabei der Ort der Veranstaltung: Ein von Luxinnovation unterstütztes Unternehmen, das Roboter zur Reinigung von großen industriellen Fotovoltaikanlagen herstellt.

Luxinnovation ist eine Agentur, die mehrheitlich vom Wirtschaftsministerium finanziert wird und deren Mission lautet, die nationale Wirtschaft gezielt zu unterstützen und zu entwickeln. Mit ihren 82 Mitarbeitern hilft sie den Unternehmen des Landes beim Innovieren, um so für morgen gerüstet zu sein. „Luxinnovation steht hierzulande stellvertretend für Innovation“, so Wirtschaftsminister Franz Fayot vor Journalisten. „Das ist absolut wesentlich für die Entwicklung des Landes.“ 

Viel Wert legt der Minister dabei auf das Thema Nachhaltigkeit, das ihm zufolge „aus drei Dimensionen“ besteht: erstens das Soziale, der Mensch; zweitens die Umwelt, das Klima; drittens die Wettbewerbsfähigkeit und Wirtschaftlichkeit. Luxinnovation solle „das fördern, was wir für die Zukunft der nationalen Wirtschaft wollen“, so der Minister. Etwa die Kreislaufwirtschaft. Nicht vergessen werden dürften dabei auch und vor allem die Bedürfnisse der kleinen und mittleren Unternehmen, wie auch die der Start-ups.

Er unterstreicht zudem die Wichtigkeit von Luxinnovation-Programmen wie „Fit4Start“ oder „Fit4Sustainability“. Vor allem letzteres sei überaus wichtig, da es das Hauptinstrument des „Klimapakt für Betriebe“ sei. Es hat zum Ziel, den beteiligten Unternehmen individuell dabei zu helfen, energieeffizienter und ressourcenschonender zu arbeiten. Fayot bedauert jedoch, dass die Nachfrage nach dem Angebot vonseiten der Firmen noch viel zu gering sei. Sie müssten erkennen, dass der anstehende Wandel in Richtung Nachhaltigkeit „keine einfache Option“ sei, sondern eine „Notwendigkeit und eine Chance“. „Es gilt, den Zug nicht zu verpassen.“

„Es gilt, den Zug nicht zu verpassen.“

Im gleichen Sinne sei auch der Veranstaltungsort der Pressekonferenz von Montag ausgesucht worden, unterstreicht der Minister weiter. Das Unternehmen SolarCleano aus dem Gewerbegebiet ZARO (bei Grass) ist auf Entwicklung, Bau und Vertrieb von autonomen Robotern zur Reinigung von großen industriellen Fotovoltaikanlagen spezialisiert. Fayot gibt sich überzeugt, dass die „Clean-Tech“-Branche insgesamt sehr gute Zukunftsperspektiven hat. In diesem Sinne spricht er sich erneut auch für die Errichtung eines „green valley“ in Luxemburg aus.

Christophe Timmermans, Franz Fayot und Sasha Baillie (v.l.n.r.)
Christophe Timmermans, Franz Fayot und Sasha Baillie (v.l.n.r.) Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

„Innovation ist gerade in Krisenzeiten wichtig“, fügt Sasha Baillie, Geschäftsführerin von Luxinnovation, hinzu. Als Agentur zur Wirtschaftsförderung verfolge man zwei Missionen: Erstens die nationale Wirtschaft, die Sektoren und alle Akteure möglichst gut kennen. Und zweitens in den verschiedenen Bereichen eingreifen, Leute zusammenbringen, Ideen und Projekte ausarbeiten, Probleme lösen und Lösungen ausarbeiten.

Listen von Unternehmen, die in speziellen Bereichen aktiv sind, hat die Agentur beispielsweise für den Gesundheitssektor erstellt, oder über Firmen, die Interesse am High-Performance-Computer haben können. Diese Daten, die in Zukunft besser öffentlich verfügbar gemacht werden sollen, sind wichtig, um nachher die bestmöglichen Kontakte untereinander herstellen zu können, so Baillie.

Brücke zwischen öffentlicher Forschung und Betrieben

Mit unterschiedlichen Programmen könne man dann danach die Unternehmen begleiten. Im Jahr 2022 hatten sich so 210 Betriebe an Programmen wie Fit4Innovation, Fit4Sustainability oder Fit4Digital beteiligt. 88 Firmen habe man im Jahresverlauf dabei geholfen, Anträge für europäische Forschungsgelder zu stellen. „75 Millionen europäische Gelder sind so 2022 nach Luxemburg zurückgeflossen.“ 311 Firmen sind von den sektoriellen Cluster-Initiativen unterstützt worden. 46 Start-ups erhielten Hilfe bei der Firmengründung.

Einige Bereiche, auf die derzeit ein besonderes Augenmerk gelegt wird, sind, neben Nachhaltigkeit, Innovation und Digitalisierung, auch noch der Sektor der Verteidigung und der Sektor der Holz-Wirtschaft. Im ersten Bereich wurde unter anderem eine große Konferenz organisiert, um die Luxemburger Unternehmen auf europäische Bedürfnisse und Möglichkeiten in dem Sektor hinzuweisen.

Im Bereich der Holz-Wirtschaft wurde eine Plattform namens „E-Holzhaff“ errichtet, über die potenzielle Käufer und Verkäufer aus der Region den Weg zueinander finden können. Im gleichen Sinne plant die Agentur derzeit die Errichtung einer Plattform, über die potenzielle Käufer und Verkäufer von Materialien aus abgebauten Gebäuden zueinander finden sollen.

16 neue Unternehmen aus dem Ausland

Neben der Unterstützung von Firmen, die hierzulande bereits vertreten sind, spielt Luxinnovation auch eine  Rolle beim Promoten des Standorts Luxemburg im Ausland. Im Jahr 2022 hatte sie so 16 Unternehmen dabei geholfen, eine Niederlassung in Luxemburg aufzubauen. Darunter welche aus den USA, Neuseeland, Südkorea, Deutschland und Israel.

Wichtigster Geldgeber für Luxinnovation ist das Wirtschaftsministerium. Leicht mehr als 80 Prozent der Finanzierung kamen 2022 von dort. Der Rest der etwas mehr als 12 Millionen Euro Jahresumsatz kamen aus dem Hochschulministerium (5,7 Prozent), EU-Programmen (5,6 Prozent) sowie von anderen beteiligten privaten und öffentlichen Akteuren.

Der Löwenanteil dieser Summe (72,1 Prozent) war für die Gehälter der Mitarbeiter der Agentur. Dazu zählen Experten für Staatshilfen und Finanzierungen wie auch Spezialisten aus unterschiedlichen Wirtschaftssektoren. 

Solar-Reinigungsroboter für die Welt

Veranstaltungsort der Jahres-Pressekonferenz von Luxinnovation war dieses Jahr der Sitz des Unternehmens SolarCleano im Gewerbegebiet ZARO (bei Grass). Dieses wurde 2017 als Spin-off von Fallprotec (Absturz-Sicherungsausrüstung für Arbeiten in großer Höhe) gegründet.
SolarCleano wächst rasant. Ursprünglich zählte es drei Mitarbeiter. Aktuell sind es 20. Bis Jahresende sollen es 30 sein. Im ersten Quartal 2023 lag der Umsatz volle 130 Prozent über dem Vorjahreszeitraum. „Das zeigt, dass man von Luxemburg aus – mit Innovation – wettbewerbsfähig sein kann“, so Geschäftsführer Christophe Timmermans. 
SolarCleano ist auf Entwicklung, Bau und Vertrieb von autonomen Robotern zur Reinigung von großen industriellen Fotovoltaikanlagen spezialisiert. Das Reinigen ist wichtig, da es die Effizienz der Stromproduktion steigere, erklärt Timmermans. Alle Kunden des Unternehmens sitzen im Ausland, etwa in den USA, Indien, Deutschland, Frankreich, Australien, dem Mittleren Osten und Nordafrika. Hierzulande gibt es keine Solaranlagen in der betreffenden industriellen Größe.
Insgesamt fünf verschiedene Roboter hat das Unternehmen bereits auf den Markt gebracht. In Luxemburg werden sie geplant und gebaut. Der neuste ist volle sechs Meter hoch. Weitere sind in der Entwicklung. Neustes Projekt ist eine gemeinsame Entwicklung mit einem Partner aus Chile für die Atacama-Wüste.
„500 Roboter haben wir seit 2017 ausgeliefert“, so der Geschäftsführer weiter. „Von Japan bis nach Hawaii.“ Mittlerweile bietet die Gesellschaft sie jedoch nicht mehr nur zum Verkauf an, sondern auch als Reinigungs-Dienstleistung. Die Roboter funktionieren autonom und können weltweit von Luxemburg aus kontrolliert werden.

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