UnternehmenCeratizit weiht größten Solar-Carport Luxemburgs ein

Unternehmen / Ceratizit weiht größten Solar-Carport Luxemburgs ein
Auf dem Parkplatz neben dem Werk in Mamer wird nun Strom hergestellt Foto: Ceratizit

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Immer mehr Luxemburger Unternehmen investieren in eigene Solaranlagen. Die Firma Ceratizit aus Mamer hat diese Woche den größten Solar-Carport Luxemburgs eingeweiht.

Solarenergie steht in Luxemburg mittlerweile für fast die Hälfte der installierten nationalen Stromerzeugungs-Kapazität. Ein deutlicher Anstieg wurde 2021 verbucht: Die kumulierte installierte Leistung aller PV-Anlagen ist in dem Jahr um 90 MW auf 277 MW gewachsen, so die Aufsichtsbehörde ILR in ihrem Jahresbericht.

Viele der neuen Anlagen wurden auf den Dächern von Firmenhallen errichtet. So sind beispielsweise in Contern auf der Lagerhalle des Logistikunternehmens Kühne+Nagel wie auch auf den Dächern der neuen Lagerhalle von Arthur Welter in Bettemburg/Düdelingen zwei der größten Fotovoltaik-Dachanlagen entstanden. Der Stahlkonzern ArcelorMittal derweil hat letztes Jahr eine erste schwimmende Solaranlage in Luxemburg eingeweiht. Erst vergangene Woche wurde ein weiterer Superlativ verkündet, als die bis dahin größte „doppelseitige, in einem Carport integrierte Fotovoltaikanlage“ bei Tarkett in Lentzweiler vorgestellt wurde. 

In diese Reihe von Unternehmen, die ihre verfügbaren Flächen zur Herstellung von sauberem Strom nutzen, reiht sich nun auch Ceratitiz ein. Diese Woche hat die Firma an ihrem Sitz in Mamer den landesweit größten Solar-Carport eingeweiht, wie sie in einer Pressemeldung mitgeteilt hat. Mit einer jährlichen Produktion von über 1,25 Gigawattstunden (GWh) nachhaltig gewonnenem Strom decke die Anlage den Verbrauch von 415 Haushalten, so Ceratizit.

Der in Zusammenarbeit mit dem luxemburgisch-belgischen Unternehmen Enerdeal realisierte Carport auf dem Mitarbeiter-Parkplatz sei ein Beispiel dafür, wie sich Parkplätze und andere Flächen nachhaltiger nutzen lassen und dazu beitragen können, in Luxemburg mehr grünen Strom zu gewinnen und so unabhängiger von Importen aus dem Ausland zu werden, so das Unternehmen. „Das Projekt zeigt, dass wir als Industrie beim Thema Nachhaltigkeit auf vielen Ebenen ein wichtiger Teil der Lösung zum Aufhalten des Klimawandels sein können“, sagt Vorstandsmitglied Frank Thomé.

Weitere Anlagen sind geplant

Des Weiteren plant das Unternehmen, in Zukunft noch weitere Anlagen zu errichten. „Unsere luxemburgischen Standorte in Mamer, Livange und Niederkorn bieten das Potenzial, weitere Fotovoltaikanlagen mit einer jährlichen Kapazität von über drei GWh zu installieren. Deshalb sind wir bereits heute dabei, die nächsten Projekte zu planen“, so Thomé weiter.

(v.l.n.r.) Thierry Wolter (Mitglied im Direktionskomitee von Ceratizit), Claude Turmes (Energieminister), Xavier Bettel (Premierminister), Torsten Schockmel (Direktor von Sudstroum)
(v.l.n.r.) Thierry Wolter (Mitglied im Direktionskomitee von Ceratizit), Claude Turmes (Energieminister), Xavier Bettel (Premierminister), Torsten Schockmel (Direktor von Sudstroum)  Foto: Ceratizit

Die Einweihungsfeier in Anwesenheit von Premierminister Xavier Bettel und Energieminister Claude Turmes nutzte das Unternehmen derweil zur Vorstellung ihrer „ehrgeizigen Nachhaltigkeitsstrategie“, mit der es bis 2025 eine Führungsrolle unter den Hartmetall- und Präzisionswerkzeugherstellern einnehmen will.

Erster Meilenstein in der Umsetzung der neuen Strategie sei 2025. Bis dahin plant Ceratizit, CO2-neutral zu sein. Alle entlang der gesamten Lieferkette anfallenden Emissionen sollen ausgeglichen werden und die tatsächlich anfallenden Emissionen bis dahin (gegenüber dem Referenzjahr 2020) um 35 Prozent reduziert werden. Für die zweite Etappe, 2030, sieht das Unternehmen eine Reduktion um 60 Prozent gegenüber 2020 vor. Das Erreichen von „Net zero“ ist bis 2040 geplant.

„Eine ehrgeizige Nachhaltigkeitsstrategie“

Das Unternehmen mit Sitz in Mamer entwickelt und produziert hoch spezialisierte Zerspanungswerkzeuge, Wendeschneidplatten, Stäbe aus Hartstoffen und Verschleißteile. Es entwickelt und produziert neue Hartmetall-, Cermet- und Keramiksorten, etwa für die Holz- und Gesteinsbearbeitung. Mit weltweit über 8.000 Mitarbeitern an mehr als 30 Produktionsstätten und einem Vertriebsnetz mit über 50 Niederlassungen ist das Unternehmen ein Global Player der Hartmetallbranche. Die hergestellten Produkte kommen unter anderem im Maschinen- und Werkzeugbau, in der Automobilbranche, in der Luft- und Raumfahrtindustrie, in der Öl- und Gasindustrie sowie in der Medizinindustrie in den Einsatz. Ceratizit ist Teil der österreichischen Plansee Group.

Ein entscheidender Faktor, um den eigenen CO2-Fußabdruck schnell zu reduzieren, sei die Erhöhung des Anteils der in der Fertigungskette verbleibenden Rohstoffe auf über 95 Prozent, schreibt das Unternehmen. Die Aufbereitung sekundärer Rohstoffe benötigt verglichen mit primären Rohmaterialien aus Erz 70 Prozent weniger Energie und senkt den CO2– Ausstoß um 40 Prozent. Ein positiver Nebeneffekt ist die Absicherung der Lieferkette für Rohstoffe, so Ceratizit weiter. Ebenso plane man, die Stromversorgung aller Standorte in den nächsten Jahren auf grünen Strom umzustellen. Eng verbunden damit sei das Thema Wasserstoffversorgung. In großen Mengen wird dieser insbesondere für die Herstellung des Wolframpulvers benötigt, das unter anderem in Niederkorn produziert wird. Bisher wird der benötigte Wasserstoff aus Erdgas gewonnen. Für die Zukunft plant Ceratizit den Wechsel zu grünem Wasserstoff, der durch Elektrolyse mit grünem Strom aus Wasser gewonnen wird.

Tweet von Claude Turmes auf Twitter
Tweet von Claude Turmes auf Twitter Screenshot: Twitter.com

Luxemburg bleibt abhängig von Importen

Doch trotz der Anstrengungen, die derzeit vielerorts in Luxemburg unternommen werden, wird das Land noch viele Jahre von Strom-Importen abhängig bleiben. Im Jahr 2021 musste das Großherzogtum, wie in den Jahren zuvor, den Großteil (81,5 Prozent) seines verbrauchten Stroms aus dem Ausland importieren. Vor einigen Jahren hatte Luxemburg noch mehr Strom selber erzeugt. Doch 2016 wurde dann das Gaskraftwerk Twinerg in Esch/Alzette geschlossen. Die Produktion hatte sich finanziell nicht mehr gelohnt.

Gestiegen ist in den letzten Jahren jedoch die Produktion von erneuerbarer Energie. Ihr Volumen hat sich seit 2015 mehr als verdoppelt. 18,5 Prozent des nationalen Konsums stammten 2021 aus eigenen erneuerbaren Quellen. Weitere Unternehmen, die in den letzten beiden Jahren Solaranlagen errichtet haben, sind der Automobilzulieferer CebiGoodyearKronospan, Panelux und Luxlait.


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