Erneuerbare EnergienBislang größter Carport mit doppelseitiger Fotovoltaikanlage in Lentzweiler vorgestellt

Erneuerbare Energien / Bislang größter Carport mit doppelseitiger Fotovoltaikanlage in Lentzweiler vorgestellt
Der neue Carport der Firma Tarkett bietet Platz für rund 300 Autos Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

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2.227 doppelseitige Solarpanels auf 5.700 Quadratmetern, mit einer Produktionskapazität von jährlich etwas mehr als einer Gigawattstunde: Das größte doppelseitige, in einem Carport integrierte Fotovoltaikkraftwerk in Luxemburg wurde am Donnerstag offiziell vorgestellt.

In Zusammenarbeit mit dem Energieversorgungsunternehmen Enovos hat sich die Firma Tarkett aus Lentzweiler bei Clerf entschlossen, beim Bau ihres Carports zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Das Dach bietet nicht nur den abgestellten Autos Schutz, sondern ist mit insgesamt 2.227 Solarpanels ausgestattet, die jährlich eine Gigawattstunde Energie produzieren, welche die Firma allerdings für den Eigenbedarf nutzt.

Bei der Gelegenheit wurden im Carport – der Platz für rund 300 Wagen bietet – ebenfalls zehn Aufladestationen für Elektroautos installiert, zusätzlich zu den zehn Ladestationen, die bereits an anderer Stelle auf dem Standort vorhanden waren.

Investitionsbeihilfen

Um die Errichtung von Anlagen zur Stromerzeugung aus fotovoltaischer Solarenergie in Luxemburg zu fördern, können Unternehmen seit dem 1. November dieses Jahres eine neue Investitionsbeihilfe in Anspruch nehmen, wobei der Schwerpunkt auf dem Eigenverbrauch des erzeugten Stroms liegt. Als Teil des „Solidaritéitspak 2.0“, der nach der Tripartite am 20. September 2022 vereinbart wurde, bietet diese Maßnahme Unternehmen einen Anreiz, ihre Energie ganz oder teilweise selbst zu erzeugen. Betriebe, die diese Investitionsbeihilfe in Anspruch nehmen möchten, können im Rahmen einer Ausschreibung Projekte für Fotovoltaikanlagen auf Gebäuden einreichen. Weitere Details zu dieser Beihilfe finden Sie auf der Webseite des Energieministeriums.

Das Besondere dieser Anlage ist, dass die Panels zwar eine Fläche von rund 5.000 Quadratmetern einnehmen, die Stromproduktion aber auf rund 10.000 Quadratmetern vonstattengeht. Es handelt sich nämlich um sogenannte bifaziale Sonnenkollektoren: Die Lichtstrahlen werden nicht nur von oben eingefangen, sondern es wird auch das Licht genutzt, das vom Boden und den Autos reflektiert wird.

Tarkett erhofft sich durch die Fotovoltaikanlage auf dem Carport eine jährliche CO2-Einsparung von rund 200 Tonnen; bis zum Jahr 2030 will die Firma ihren CO2-Anteil um 30 Prozent senken. Initiiert wurde das Projekt bereits 2019; Corona-bedingt konnte jedoch erst vorigen März mit dem Bau begonnen werden.

Energieminister Claude Turmes, der dem Ereignis am Donnerstag beiwohnte, wies darauf hin, dass man eigentlich 100 solcher Projekte pro Jahr bräuchte, um das selbstgesteckte nationale Ziel in Sachen Solarenergie zu erreichen. Die Fläche dafür wäre – theoretisch – vorhanden, sagte Turmes dem Tageblatt auf Nachfrage hin, es gebe um die 300 größere Parkplätze hierzulande, wo es möglich wäre. Das Problem ist, dass es nicht einfach ist, die Betreiber, wie z.B. Supermärkte, davon zu überzeugen, einen Teil der Parkplätze vorübergehend zu schließen.

Ganz allgemein werde man sich in der Öffentlichkeit aber nun – leider wegen des Ukrainekrieges – der Tatsache bewusst, wie nötig erneuerbare Energie für uns sei. Anouk Hilger, Verantwortliche für erneuerbare Energien bei Enovos, bestätigte, dass sich der Markt für solche Lösungen aktuell rapide entwickle.

Energieversorgung gesichert

Turmes wiederholte bei der Gelegenheit, dass die Energieversorgung für diesen Winter gesichert sei, meinte aber gleichzeitig, dass seiner Meinung nach diese Krise noch bis Mitte 2024 andauern werde. Der derzeitige Einbruch bei der Energieproduktion in Frankreich könne durch den Import aus Deutschland ausgeglichen werden.

Der Minister erinnert zudem daran, dass kürzlich die Ausschreibung für Pilotprojekte zur Errichtung und zum Betrieb von Agro-Fotovoltaik-Kraftwerken vorgestellt wurde, welche die Erzeugung von erneuerbarem Strom mit der Landwirtschaft verbinden und gleichzeitig die Entwicklung der Biodiversität fördern sollen. Ziel ist es, landwirtschaftliche Flächen sowohl für die Produktion von Lebensmitteln als auch für die von Solarenergie zu nutzen. Insgesamt visiere das Projekt eine Kapazität von 50 Megawatt an.

Tarkett

Tarkett ist ein französisches Unternehmen, das auf die Produktion von Bodenbelägen spezialisiert ist. Weltweit ist es an 134 Standorten vertreten, in Luxemburg im Norden des Landes mit zwei: der Produktionsstätte in Lentzweiler und einem Zentrum für Forschung, Entwicklung und Innovationen in Wiltz.