WohnenEuropaweit steigt die Zahl der Immobilienverkäufe – nicht jedoch in Luxemburg

Wohnen / Europaweit steigt die Zahl der Immobilienverkäufe – nicht jedoch in Luxemburg
In Luxemburg ist der Immobilienmarkt ein Markt mit nur sehr wenig Bewegung Foto: AFP/Chris J. Ratcliffe

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Es gibt viele Zahlen, die zeigen, dass auf dem Luxemburger Immobilienmarkt etwas schiefläuft. Eine weitere hat das statistische Institut Eurostat letzte Woche vorgestellt: Obwohl Luxemburg zu den Ländern mit dem höchsten Bevölkerungswachstum zählt, gibt es in der EU kein Land, in dem die Zahl der Wohnungsverkäufe langsamer wächst.

In den meisten EU-Mitgliedstaaten sind die Verkäufe von Wohnungen letztes Jahr gestiegen. Das geht aus neuen Zahlen von Eurostat hervor. Dieser Anstieg kommt nach einem Rückgang in fast allen Ländern im Jahr 2020, als Covid-19-Sperrmaßnahmen eingeführt wurden, was zu einer vorübergehenden Aussetzung der Immobilientätigkeit in einigen Ländern führte.

Die größten Zuwächse bei der Zahl der Transaktionen im Jahr 2021 wurden in Spanien (+39,3 Prozent), Bulgarien (+39 Prozent), Ungarn (+22,9 Prozent) und Irland (+22,2 Prozent) verzeichnet. Nur zwei Mitgliedstaaten (von 16, für die Daten vorliegen) haben einen Rückgang der Zahl der Wohnungstransaktionen gemeldet. Es sind dies die Niederlande (-3,2 Prozent) und Luxemburg (-0,8 Prozent).

Auch über mehrere Jahre betrachtet ist das Volumen der Wohnungsverkäufe in Luxemburg nur sehr langsam gestiegen. Zwischen 2015 und 2021 betrug die Zuwachsrate lediglich 7,84 Prozent. Es ist die niedrigste Zuwachsrate aller EU-Mitgliedstaaten, für die Zahlen vorliegen. In den Niederlanden beispielsweise wurde in dem Zeitraum ein Zuwachs von 27,82 Prozent gemessen.

Niemand will verkaufen

Dabei gilt zu bemerken, dass Luxemburg, zusammen mit Malta und Irland, zu den europäischen Ländern zählt, in denen die Bevölkerung am schnellsten wächst. Zwischen 2015 und heute hat sie um 15 Prozent zugelegt. Eine Spekulationsblase gibt es demnach wohl eher nicht zu beklagen. Die Nachfrage bleibt höher als das Angebot. Sobald die Preise etwas fallen würden, gäbe es schnell viele Kaufinteressenten. Doch dazu scheint es nicht zu kommen.

Anstelle von fallenden Preisen gehen hierzulande nur die Verkaufszahlen zurück. Dies deutet darauf hin, dass der Luxemburger Immobilienmarkt immer mehr starr wird. Wer eine Wohnung hat, der hält sie. Niemand will verkaufen. Eine bessere Geldanlage findet sich nur schwer. Eine neue Wohnung kaufen können sich derweil immer weniger Menschen. Selbst wer eine eigene Wohnung besitzt, und eigentlich umziehen möchte, hält scheinbar lieber still.

Laut den Berechnungen der Autoren einer rezenten Studie von Compare the Market gibt es weltweit nur zwei Länder, in denen es für die Einwohner noch schwieriger sei, eine eigene Wohnung zu erwerben, als in Luxemburg. Verglichen wurden der durchschnittliche Immobilienpreis pro Quadratmeter sowie das durchschnittliche verfügbare Haushaltseinkommen in 38 Ländern. Teurer seien Wohnungen demnach, relativ zum Einkommen, nur in Südkorea und in Israel. Auf Platz vier liegt die Schweiz.

Ein Mangel an Nachfrage dürfte es eigentlich nicht geben: Darauf deutet die Zahl der neu geschaffenen Arbeitsplätze hin. Die (nicht-saisonbereinigte) Zahl der Arbeitsplätze insgesamt in Luxemburg ist im Mai auf 503.580 Stellen gestiegen. Das Land zählt somit rund 17.600 Jobs mehr als vor einem Jahr. Im März war hierzulande erstmals die Marke von einer halben Million Arbeitsplätze überschritten worden. Seit Ende Januar 2020 sind im Großherzogtum fast 33.000 neue Arbeitsplätze entstanden.

Die Preise steigen weiter

Die Preise für Wohnungen in Luxemburg steigen derweil immer noch rasant. In den ersten drei Monaten des Jahres 2022 hat Statec, vorläufigen Zahlen zufolge, eine Jahreswachstumsrate von 10,5 Prozent gemessen. Gleichzeitig ist die Zahl der Verkäufe auch im ersten Quartal 2022 weiter gefallen: Es wurden, Eurostat zufolge, 8,9 Prozent weniger Transaktionen gemessen als in den drei Monaten zuvor.

Die Lösung wäre klar: Wenn die Politik, bei den Staatsfinanzen, weiter auf wachsende Steuern von immer mehr Beschäftigten setzt, müsste sie auch dafür sorgen, dass genügend Wohnungen für die neuen Steuerzahler gebaut werden. Die Erfahrungen mit Corona (wo plötzlich Nachbarländer die Grenzen geschlossen hatten) sowie der Trend hin zu immer mehr Homeoffice (wo Steuern irgendwann am Wohnort bezahlt werden und auch dort konsumiert wird) müssten eigentlich zwei weitere Argumente sein, um endlich mehr Wohnungen zu bauen.

Bis sich diese Erkenntnis jedoch durchsetzt, dürften die Preise noch weiter steigen. Die Immobilienplattform atHome schätzt, dass die Preise auch im zweiten Quartal 2022 weiter deutlich gestiegen sind, wenn auch nicht mehr ganz so schnell wie zuvor. Die Gesellschaft geht von einem Preisanstieg von 8,6 Prozent bei bestehenden Wohnungen und von 6,3 Prozent bei neuen Wohnungen aus.

Der Anteil der Haushalte, die Besitzer der eigenen vier Wände sind, wird derweil immer kleiner. Zählten im Jahr 2007 noch 74,5 Prozent der Einwohner des Großherzogtums als Besitzer der eigenen Wohnung, so ist ihr Anteil 2020 auf 68,4 Prozent zurückgegangen. Das ist erstmals weniger als der europäische Durchschnitt.

Auch im Jahr nach Corona hat die Zahl der Immobilienverkäufe in Luxemburg nicht zugelegt
Auch im Jahr nach Corona hat die Zahl der Immobilienverkäufe in Luxemburg nicht zugelegt Screenshot: Eurostat

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charles.hild
18. Juli 2022 - 18.49

Im Artikel heisst es: "Ein Mangel an Nachfrage dürfte es eigentlich nicht geben". Da liegt der Trick unserer DP-Oligarchen! Ich erkläre es so: Die Zinsen wurden gesenkt. Durch negativ Zinsen wurden Schulden vergoldet und Gespartes verramscht. Konsequenz: Das gesparte Geld wird investiert in Immobilien. Die Oligarchen verdienen gut. Zum Bauen braucht man Personal. Da gibt es am wenigsten Mangel, vor allem wenn die Bezahlung stimmt. Dieses Personal braucht Wohnungen, und schon hat man den goldenen Teufelskreis. Golden für die Oligarchen und Anleger! Ich behaupte also: wenn weniger gebaut würde, dann würde die Nachfrage sinken und die Preise auch. Wäre allerdings nicht gut für CSV-DP-LSAP-ARD-Grüne-Oligarchen.

Filet de Boeuf
18. Juli 2022 - 11.44

@Grober: Sie können den momentanen Besitzern von Immobilien ja sagen, sie sollen mal billiger verkaufen als sie eingekauft haben.

Trierweiler
18. Juli 2022 - 11.10

Hei 'versuergen' se der Bom hiert Haus an der Ierftatta hier Bauplazen fir d'Kanner, déi se nach net hunn.

Grober J-P.
18. Juli 2022 - 9.39

Natürlich läuft's schief. Warum wohl? Wir sind seit Monaten auf der Suche, nix passt ins Portmonnai. Z.B. Bauland Lage "ziemlich" zentral gelegen, wer suchet der findet, 1000 € / m2. Z.B. Bauland Lage "ziemlich" westlich, "ziemlich" verlassene Gegend, kurz hinter Virton, 50 € / m2. Christophe aus Thionville hat eine Villa bauen lassen, bezugsfertig, ca. 170 m2 bebaute Fläche, mit einem Obergeschoss, hat sich über Preise aufgeregt, sagte, weiss du was mich der Bau gekostet hat, 300000 €.

JJ
18. Juli 2022 - 8.24

Geht unter eine Million,dann verkauft ihr wieder. Nachfrage groß aber unbezahlbar.Und spekuliert auf noch höhere Preise wird wohl auch. Aber die Blase wird platzen.Früher oder später. Luxemburg,das Land führ Spitzenverdiener.Alle anderen...raus.