LuxemburgImmer weniger Menschen sind Besitzer der eigenen Wohnung

Luxemburg / Immer weniger Menschen sind Besitzer der eigenen Wohnung
Der Anteil der Luxemburger, die in ihrer eigenen Wohnung leben, ist seit Jahren am Schrumpfen Foto: AFP/Mychelle Daniau

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Der Anteil der Haushalte, deren Wohlstand mit den steigenden Immobilienpreisen zulegt, wird immer kleiner. Zählten im Jahr 2007 noch 74,5 Prozent der Einwohner des Großherzogtums als Besitzer der eigenen vier Wände, so ist ihr Anteil 2020 auf 68,4 Prozent zurückgegangen. Das ist erstmals weniger als der europäische Durchschnitt.

Während vieler Jahre war man in Luxemburg stolz auf den hohen Anteil der Einwohner, die in ihrer eigenen Wohnung leben. Die Quote galt als Zeichen des gut verteilten Wohlstands im Land. Doch der Anteil schrumpft. Bereits seit Jahren.

Auch in den 27 Mitgliedsstaaten der Europäischen Union ist der gleiche Trend zu verzeichnen. Immer weniger Menschen besitzen die eigene Wohnung. Jedoch geht der Rückgang in der EU deutlich weniger schnell vonstatten, wie neue Zahlen von Eurostat zeigen: Zählten im Jahr 2010 beispielsweise 70,7 Prozent der Einwohner als Besitzer der eigenen vier Wände, so waren es 2020 immerhin noch 69,7 Prozent. Seit 2020 liegen die Luxemburger Zahlen unter dem europäischen Durchschnitt.

Europaweit werden die höchsten Anteile der Besitzer in den osteuropäischen Mitgliedsstaaten gemessen. Spitzenreiter sind Rumänien, Slowakei und Kroatien, mit Quoten von deutlich über 90 Prozent. Hintergrund ist, dass nach dem Zusammenbruch des kommunistischen Systems praktisch alle Wohnungen an ihre Bewohner „privatisiert“ wurden.

Der Anteil der Besitzer liegt mittlerweile jedoch nicht nur in den osteuropäischen Ländern deutlich über der Quote Luxemburgs. Auch Länder wie Malta (81,9 Prozent), Portugal (77,3 Prozent), Spanien (75,1 Prozent), Griechenland (74,6 Prozent), Finnland (70,7 Prozent), Irland (70,3 Prozent) und Zypern (68,6 Prozent), schneiden besser ab als das Großherzogtum.

Anteil der Menschen (in Prozent), die die eigene Wohnung mieten oder besitzen
Anteil der Menschen (in Prozent), die die eigene Wohnung mieten oder besitzen Screenshot: Eurostat

Auch verglichen mit Belgien und den Niederlanden hat das Wohlstands-Land Luxemburg an Glanz verloren. In Belgien liegt der Anteil der Besitzer bereits seit 2018 über der Quote Luxemburgs, in den Niederlanden seit 2020. Europaweites Schlusslicht beim Anteil der Besitzer ist Deutschland mit einer Quote von 50,4 Prozent.

Gilt noch zu bemerken, dass der Anteil der Bürger, die als Besitzer der eigenen Wohnung zählen, wohl noch deutlicher gesunken ist, als die vorliegenden Zahlen zeigen. Viele tausend ehemalige Bewohner des Landes haben die Hoffnung auf eine Wohnung im eigenen Land bereits aufgegeben und sind ins nahe Ausland umgezogen. In der Statistik zu den Wohn-Verhältnissen im Land werden sie nicht mehr mitgezählt.

Schlechte Aussichten 

Der Rückgang der Anteil der Besitzer ist derweil keine Überraschung. Das Motto von früher, „Geld sparen, um sich später eine Wohnung“ leisten zu können, ist heute nicht mehr möglich. Eine durchschnittliche Wohnung kostete Ende 2020, dem Statec zufolge, 591.520 Euro. Bei Preissteigerungen von 14,5 Prozent bedeutet das eine jährliche Steigerung von 85.770 Euro. Das durchschnittliche Gehalt liegt jedoch nur bei 64.932 Euro, brutto, vor Steuern. Mit den steigenden Preisen mithalten können, ist damit unmöglich geworden. Selbst wenn ein Angestellter ein Jahr lang keine Miete und keine Steuern zahlt, nichts isst und trinkt und kein Strom und kein Wasser verbraucht. Der Durchschnittsverdiener müsste hierzu mehr Geld zur Seite legen, als er im Jahr verdient.

Im nun abgelaufenen Jahr 2021 dürfte sich die Quote der Besitzer derweil nicht verbessert haben. Immerhin deuten die bisher vorliegenden Zahlen nicht auf eine Beruhigung der Lage hin. Die Preissteigerungsrate der Immobilien bleibt hoch, das allgemeine Wachstum der Arbeitsplätze (das zu einer Steigerung der Nachfrage führt) auch.

Mit dem wachsenden Anteil an Mietern dürften die Ungleichheiten hierzulande weiter zunehmen: Für das Vermögen der einzelnen Haushalte spielt es hierzulande nämlich eine große Rolle, ob die eigene Wohnung gekauft oder gemietet wird. Wer sein Haus gekauft hat, der hat später deutlich mehr Vermögen als der, der sich für die Miete entschieden hat. Im Schnitt (Median) haben Besitzer (Kreditvertrag abgerechnet) ein Vermögen von 502.000 Euro. Wer jedoch mietet, verfügt im Schnitt nur über 23.000 Euro Kapital.

Am schwersten für Alleinerziehende

Was die „Art der Haushalte“ betrifft, so schneidet die Kategorie der über 65-jährigen, die mit einem Partner zusammenleben, am besten ab. Mehr als 90 Prozent von ihnen lebt in der eigenen Wohnung. Ein leicht besseres Resultat als im Jahr 2007.

Am schlechtesten schneidet derweil die Kategorie der Alleinerziehenden ab: Nur 40 Prozent von ihnen lebte 2020 in der eigenen Wohnung (2007 waren es mehr als 50 Prozent). Fast 39 Prozent von ihnen waren gezwungen, sich eine Bleibe zu Marktpreisen zu mieten. Rund 21 Prozent konnten auf Wohnraum zu reduzierten Preisen zurückgreifen.

Auch einen deutlichen Rückgang der Quote der Besitzer wurde in den Kategorien „Haushalte mit Kindern“ sowie bei allein lebenden Menschen verzeichnet. Konnten sich 2007 noch 76 Prozent der Haushalte mit Kindern eine eigene Wohnung leisten, so waren es 2020 nur noch rund 67 Prozent. Bei allein lebenden Menschen war es ein Rückgang von 61,2 auf 56,6 Prozent.

ARM
8. Januar 2022 - 18.00

Muss denn eigentlich jeder der in Luxemburg wohnt seine eigene Wohnung besitzen?

Undine
8. Januar 2022 - 13.45

Die Luxemburger kaufen ja das halbe Ausland auf und fallen so aus der Statistik.

Sepp
7. Januar 2022 - 17.00

Bitte auch erwähnen dass Wohnung nicht gleich Wohnung ist. Früher war eine Wohnung ein Haus, heute ist es eine Etagenwohnung.

Sepp
7. Januar 2022 - 16.48

Uebrigens, die Häuser auf dem Bild sind hier in Luxemburg ja schon Luxus.

Sepp
4. Januar 2022 - 17.22

Endlich, wer geht denn jetzt mit protestieren? Eigentlich müssten die Deutschen schon lange protestieren.