LuxemburgIm Dezember ist die Zahl der Menschen auf Arbeitssuche deutlich gestiegen

Luxemburg / Im Dezember ist die Zahl der Menschen auf Arbeitssuche deutlich gestiegen
Seit Juni dieses Jahres hat die Zahl der Menschen auf Arbeitssuche hierzulande wieder zugelegt  Foto: Editpress/Alain Rischard

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Im Jahr 2022 konnte der Luxemburger Arbeitsmarkt keine klare Richtung finden: Während die Zahl der Menschen auf Arbeitssuche bis Sommer auf ein historisches Rekordtief gefallen war, wurde das Jahr letztendlich nur mit einer kleinen Verbesserung beendet.

Mit der Erholung von den Corona-Lockdowns hatte sich der luxemburgische Arbeitsmarkt seit Januar 2021 überaus positiv entwickelt. Im Juni dieses Jahres war die Zahl der Menschen auf Arbeitssuche auf den tiefsten Stand seit zehn Jahren gefallen. Seitdem jedoch ist ihre Zahl wieder am Steigen.

Im Dezember 2022 ist die Arbeitslosenquote in Luxemburg weiter gestiegen, wie die Luxemburger Arbeitsagentur ADEM am Freitag in ihrer monatlichen Pressemeldung berichtet. Die Zahl der Arbeitssuchenden lag zum Monatsende somit bei 15.760 Personen. Das sind 1.138 Personen mehr als vor einem Monat. Verglichen mit Dezember 2021 ist es eine Verbesserung um 643 Personen. Verglichen mit Juni 2022, als der nationale Arbeitsmarkt die niedrigste Zahl an Menschen auf Arbeitssuche seit Mitte 2012 verbucht hatte, ist es jedoch ein Zuwachs von immerhin 2.122 Menschen.

Die wachsenden Unsicherheiten durch den russischen Krieg in der Ukraine, die anhaltend hohe Preissteigerungsrate, die langsamer wachsende Wirtschaft und das geschrumpfte Verbrauchervertrauen scheinen sich zur zweiten Jahreshälfte in den Zahlen bemerkbar zu machen. Besonders in den Monaten Juli, Oktober und Dezember war die Zahl der Arbeitssuchenden wieder spürbar gewachsen.

Die Entwicklung der Zahl der Menschen auf Arbeitssuche in den letzten 20 Jahren
Die Entwicklung der Zahl der Menschen auf Arbeitssuche in den letzten 20 Jahren Screenshot: Statec

Doch trotz der Verschlechterung in den letzten paar Monaten bleiben die Zahlen, verglichen mit den letzten zehn Jahren, insgesamt gut. Seit dem coronabedingten Höhepunkt der Zahlen im April 2020 ist die Zahl der bei der ADEM eingeschriebenen Menschen auf Arbeitssuche um rund 4.500 Personen geschrumpft.

Die verschiedenen Kategorien der Arbeitssuchenden entwickeln sich derweil sehr unterschiedlich. So ist, im Jahresvergleich, die Zahl der Menschen, die länger als sechs Monate bei der Arbeitsagentur eingeschrieben sind, weiter zurückgegangen. Bei den Personen beispielsweise, die seit mehr als zwölf Monaten bei der ADEM eingetragen sind, wurde ein Rückgang von über 18 Prozent verbucht. Trotzdem stehen Menschen aus dieser Gruppe (6.726 Betroffene) für fast die Hälfte aller Arbeitssuchenden.

Deutliche Anstiege von mehr als zehn Prozent auf 2.668 Menschen wurden bei denen verbucht, die zwischen vier und sechs Monaten bei der Agentur eingeschrieben sind. Die Mehrheit der neu Eingeschriebenen aus dem Monat Dezember seien derweil über 45-Jährige, präzisiert das Arbeitsamt in seiner Mitteilung. Menschen aus dieser Altersgruppe stehen für 6.837 Arbeitssuchende.

Insgesamt hatten sich im Dezember 2.182 Menschen neu bei der ADEM angemeldet. Das sind 78 Personen weniger als im Vorjahresmonat und 432 weniger als im Vormonat. Die Neuanmeldungen in diesem Monat beinhalten 87 Anmeldungen von Personen mit vorübergehendem Schutz (Flüchtlinge aus der Ukraine). Ein ganz leichter Rückgang zum Vormonat.

Arbeitslosenquote leicht höher als im Sommer

Mit der seit Juni wieder gestiegenen Zahl der Menschen auf Arbeitssuche ist auch die von Statec errechnete saisonbereinigte Arbeitslosenquote derzeit etwas höher als noch im Sommer. Sie liegt, wie bereits im September, bei 4,8 Prozent. Damit ist sie weiterhin spürbar unter dem Niveau der Corona-Lockdowns im Juni 2020 (7,1 Prozent).

Im Oktober 2021 war die Quote unter 5,4 Prozent gefallen und lag somit wieder unter dem Niveau von vor dem Corona-Stillstand. Seitdem war sie weiter zurückgegangen. Zwischen März und Juli lag sie bei 4,7 Prozent. Das letzte Mal, dass es in Luxemburg eine niedrigere Arbeitslosenquote gab als im Sommer dieses Jahres, war im Dezember 2008.

In Luxemburg wird kurzfristig nicht mit einer wesentlichen Veränderung der Lage gerechnet. Laut den letzten Prognosen des nationalen statistischen Instituts (von Anfang Dezember) wird im Laufe des laufenden Jahres mit einem leichten Anstieg der Arbeitslosenquote auf 5,1 Prozent gerechnet.

In Europa war die Arbeitslosenquote im Monat November (letzte verfügbare Zahlen) im Währungsraum weiterhin auf einem historischen Rekordtief von 6,5 Prozent. Bereits seit Dezember 2021 ist die Quote stetig so niedrig wie noch nie seit Beginn der Aufzeichnungen von Eurostat zu den Arbeitslosenzahlen im Jahr 1998.

Weniger neue Arbeitsplätze bei Adem gemeldet

Die Zahl der unbesetzten Stellen, die Arbeitgeber der ADEM gemeldet haben, ist im letzten Monat, verglichen mit dem Vormonat, zurückgegangen. Insgesamt 2.679 neue offene Stellen wurden der Agentur im Dezember 2022 gemeldet. Deutlich weniger als im Vormonat (3.276) und auch 17,8 Prozent weniger als im Vorjahresmonat.

Die Zahl der bei der ADEM gemeldeten verfügbaren Stellen belief sich zum Monatsende auf 10.925, deutlich weniger als im August 2022 (13.473 Stellen), aber immer noch deutlich mehr (plus 6,9 Prozent) als vor einem Jahr. Im September 2021 hatte die Zahl der bei der ADEM gemeldeten offenen Stellen erstmals die Marke von 10.000 überschritten.

Zu den am meisten gesuchten Qualifikationen/Berufen zählten im Dezember, ähnlich wie in den Monaten zuvor, Informatiker, Buchhalter und Mitarbeiter fürs Sekretariat. Auch gesucht waren Spezialisten für die Analyse von Kreditrisiken sowie Mitarbeiter für Restaurants, Küchenpersonal und Rechtsberater.

Mehr als 1.000 neue Jobs pro Monat

Die Zahl der Arbeitsplätze insgesamt in Luxemburg ist derweil auch im Dezember weiter gestiegen, und zwar auf (saisonbereinigt) 510.229 Stellen, nach (revidiert) 508.279. Das Land zählt somit heute 1.950 Arbeitsplätze mehr als vor einem Monat und etwa 16.700 mehr als vor einem Jahr. Seit Ende Januar 2020 (also vor der Corona-Krise) sind im Großherzogtum 38.700 neue Stellen entstanden. Im Mai war hierzulande erstmals die Marke von einer halben Million Arbeitsplätzen überschritten worden. Die Schwelle von 400.000 Jobs war im Februar 2015 überschritten worden, die von 300.000 im Juni 2004.

Bei der Beschäftigung rechnet Statec 2023 künftig mit einem leicht weniger schnellen Anstieg als bisher. Nach einer Zuwachsrate von 3 Prozent im Jahr 2021 und 3,4 Prozent 2022 rechnen die Statistiker für das laufende Jahr nun nur noch mit plus 2,3 Prozent.

Wieder zugelegt hat auch die saisonbereinigte Zahl der Grenzgänger. Sie stieg im Dezember auf 225.079 Personen. Das sind rund 1.100 Menschen mehr als vor einem Monat und 8.900 mehr als vor einem Jahr. Genau wie die Zahl aller Arbeitsplätze erreicht auch die Zahl der Grenzgänger weiterhin fast jeden Monat neue absolute Rekorde.

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