KonjunkturZahlen auf dem Luxemburger Arbeitsmarkt bleiben im September überraschend gut

Konjunktur / Zahlen auf dem Luxemburger Arbeitsmarkt bleiben im September überraschend gut
Mit der Erholung von den Corona-Lockdowns hatte sich der luxemburgische Arbeitsmarkt während einigen Monaten überaus positiv entwickelt. Im Juni war die Zahl der Menschen auf Arbeitssuche auf den tiefsten Stand seit zehn Jahren gefallen. Seit Juni verbessert sich die Lage jedoch nicht mehr weiter. Foto: Editpress/Alain Rischard

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Die Covid-bedingte Achterbahnfahrt, wo sich die Zahl der Menschen auf Arbeitssuche erst rasant beschleunigte und danach auf historische Bestzahlen zurückfiel, ist seit Juni vorbei. Im September ist die Zahl der Arbeitssuchenden, verglichen mit den beiden Monaten zuvor, stabil geblieben: Die Arbeitslosenquote bleibt bei unter fünf Prozent. Die Zahl aller Arbeitsplätze legt weiter zu.

„Die Zahl der Arbeitssuchenden bleibt stabil“, schreibt das Arbeitsamt ADEM am Donnerstag in der monatlichen Pressemeldung zur Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt. Sie lag nun zum Ende des Monats September bei 14.133 Personen. Das sind lediglich 20 Personen weniger als vor einem Monat, jedoch fast 500 mehr als vor drei Monaten, im Juni. Das war für den nationalen Arbeitsmarkt der Monat mit der niedrigsten Zahl an Menschen auf Arbeitssuche seit Mitte 2012.

Luxemburgs Arbeitsmarkt hat sich somit auch im September weder von den Unsicherheiten durch den russischen Krieg in der Ukraine noch durch die anhaltend hohe Preissteigerungsrate und die langsamer wachsende Wirtschaft beeindrucken lassen. Seit April 2020 ist die Zahl der bei der ADEM eingeschriebenen Menschen auf Arbeitssuche um beeindruckende 6.120 geschrumpft.

Die Corona-Krise hat der luxemburgische Arbeitsmarkt bereits vor vielen Monaten hinter sich gelassen: Als Folge des Corona-Stillstands war die Zahl der Arbeitssuchenden im März und April 2020 schlagartig um 3.600 in die Höhe geschnellt. Die Zahl der bei der ADEM eingeschriebenen Menschen stieg auf 20.253. Seit Anfang 2021 hat sich die Lage auf dem Luxemburger Arbeitsmarkt dann nach und nach wieder spürbar verbessert. Im Sommer 2021 war die Zahl der Arbeitssuchenden erstmals seit Krisenbeginn wieder unter das Niveau von vor dem Corona-Stillstand (16.652) gefallen und ist dann noch weiter gefallen.

Die Zahl der Arbeitssuchenden ging im September (im Jahresvergleich) in den meisten Kategorien zurück, berichtet die ADEM weiter. Vor allem bei den Menschen, die seit mehr als sechs Monaten bei dem Amt eingeschrieben sind. Bei den Personen beispielsweise, die seit mehr als zwölf Monaten bei der Arbeitsagentur eingetragen sind, wurde ein Rückgang von 20,2 Prozent verbucht. Angestiegen ist die Quote hingegen bei den Menschen, die seit weniger als einem halben Jahr Arbeit suchen. Ein Trend, wie er bereits in den Monaten zuvor zu beobachten war.

Zahl der Neuanmeldungen steigt weiter

Auch die Zahl der Neuanmeldungen ist im September erneut gestiegen. Insgesamt hatten sich 2.952 Menschen (147 mehr als im Vorjahreszeitraum) neu bei der ADEM gemeldet. Dabei sei jedoch Folgendes zu beachten, hebt das Amt hervor: Die Neuanmeldungen in diesem Monat haben 139 Anmeldungen von Personen mit vorübergehendem Schutz beinhaltet (Flüchtlinge aus der Ukraine), so die Arbeitsagentur. Eine ähnliche Entwicklung wie in den Monaten zuvor.

Mit der seit Juni wieder leicht gestiegenen Zahl der Menschen auf Arbeitsuche ist nun im September auch die von Statec errechnete saisonbereinigte Arbeitslosenquote etwas angehoben worden. Sie liegt, nach (revidiert) 4,7 Prozent in den Vormonaten, jetzt bei 4,8 Prozent. Damit ist sie weiterhin spürbar unter dem Niveau von vor den Corona-Lockdowns. Im Zeitraum Mai/Juni 2020 hatte sie mit sieben Prozent ihren „Corona-Höchststand“ erreicht. Im Oktober 2021 war sie unter 5,4 Prozent gefallen und lag somit wieder unter dem Niveau von vor dem Corona-Stillstand. Seitdem ist die Quote weiter zurückgegangen. Ende Januar lag sie bei 4,9 Prozent und seit März bei 4,7 Prozent. Das letzte Mal, dass es in Luxemburg eine niedrigere Arbeitslosenquote gab, war im Dezember 2008.

Von den eigenen Traumzahlen aus der Vergangenheit bleibt Luxemburg dennoch immer noch weit entfernt. Bis vor 1990 zählte das Land weniger als zwei Prozent Arbeitssuchende. Danach begann ein langsamer Anstieg. 2005 wurde die Vier-Prozent-Marke überschritten. Nach der Finanz- und Schuldenkrise beschleunigte sich die Zunahme der Arbeitslosigkeit. 2009 wurden fünf Prozent gemessen – 2012 lag die Quote bei über sechs Prozent. Ein Rekord wurde im Mai 2014 erreicht: Die Arbeitslosenquote war auf 7,2 Prozent geklettert. Danach besserten sich die Zahlen wieder, wenn auch nur sehr langsam. Erst rund 14 Jahre nach der Finanzkrise konnte sich Luxemburg wieder über ähnlich gute Zahlen wie damals freuen.

Die Entwicklung der Arbeitslosenquote über die letzten zwei Jahre in Luxemburg
Die Entwicklung der Arbeitslosenquote über die letzten zwei Jahre in Luxemburg  Screenshot: Adem

Auch in Europa ist der Arbeitsmarkt derzeit in einer historisch guten Verfassung: In den Monaten Juli und August (letzte verfügbare Zahlen) lag die Arbeitslosenquote im Währungsraum auf einem Rekordtief von 6,6 Prozent. Bereits seit Dezember 2021 ist die Quote stetig so niedrig wie noch nie seit Beginn der Aufzeichnungen von Eurostat zu den Arbeitslosenzahlen im Jahr 1998.

Hintergrund der sich nunmehr seit Juni nicht mehr weiter verbessernden Lage auf dem Arbeitsmarkt dürfte die Konjunktur sein, die mittlerweile etwas langsamer läuft als noch zu Jahresbeginn. Während sich das Wirtschaftswachstum im ersten Quartal weiter stark entwickelte, ist die nationale Wirtschaft im zweiten Quartal 2022 langsamer gewachsen. Für das Gesamtjahr 2022 prognostiziert Statec eine Wachstumsrate von 2,5 Prozent, gefolgt von zwei Prozent im Jahr 2023. Im Jahr 2021 war die nationale Wirtschaft noch um stolze 5,1 Prozent gewachsen.

Weniger neu gemeldete unbesetzte Stellen

Die Zahl der unbesetzten Stellen, die Arbeitgeber der ADEM gemeldet haben, war im letzten Monat leicht rückläufig. Insgesamt  3.633 neue offene Stellen wurden dem Amt im September 2022 gemeldet, weniger als im Vormonat und auch weniger als ein Jahr zuvor. Die Zahl der verfügbaren Stellen belief sich zum Monatsende auf 13.332, leicht weniger als vor einem Monat, aber immer noch deutlich mehr (24,5 Prozent) als vor einem Jahr. Im September 2021 hatte die Zahl der bei der ADEM gemeldeten offenen Stellen erstmals die Marke von 10.000 überschritten.

Zu den am meisten gesuchten Qualifikationen/Berufen zählten im September Informatiker, Buchhalter und Küchenpersonal. Auch gesucht waren Mitarbeiter für Sekretariatsarbeit sowie Spezialisten für die Analyse von Kreditrisiken.

Die Zahl der Arbeitsplätze insgesamt in Luxemburg ist derweil auch im September weiter gestiegen, und zwar auf (saisonbereinigt) 504.852 Stellen. Das Land zählt somit heute rund tausend Arbeitsplätze mehr als vor einem Monat und etwa 15.700 mehr als vor einem Jahr. Seit Ende Januar 2020 (also vor der Corona-Krise) sind im Großherzogtum über 33.000 neue Stellen entstanden. Im Mai war hierzulande erstmals die Marke von einer halben Million Arbeitsplätze überschritten worden. Die Schwelle von 400.000 Jobs war im Februar 2015 überschritten worden, die von 300.000 im Juni 2004.

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