LuxemburgDer Boom am Arbeitsmarkt setzte sich im Juni weiter fort

Luxemburg / Der Boom am Arbeitsmarkt setzte sich im Juni weiter fort
Auf dem Luxemburger Arbeitsmarkt war auch im Juni von einer Wirtschaftskrise nichts zu spüren Foto: Editpress/Alain Rischard

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Die Zahl der Arbeitssuchenden in Luxemburg ist im Juni weiter rückläufig geblieben. Derzeit befindet sich die Arbeitslosenquote auf dem niedrigsten Stand seit mehr als zehn Jahren und die Anzahl der Arbeitsplätze ist wieder gestiegen.

Der Luxemburger Arbeitsmarkt hat sich im Juni erneut weder von den Unsicherheiten durch den russischen Krieg in der Ukraine noch von der anhaltend hohen Preissteigerungsrate beeindrucken lassen. Die Zahl der Arbeitssuchenden ist den sechsten Monat in Folge weiter zurückgegangen.

Insgesamt waren Ende Juni hierzulande 13.638 Menschen auf Arbeitssuche, wie die Arbeitsagentur Adem am Mittwoch mitgeteilt hat. Das sind 308 Personen weniger als im Vormonat Mai und 2.765 weniger als Ende Dezember 2021. Das letzte Mal, als weniger Arbeitssuchende gezählt wurden als heute, war im Oktober 2011. Seit April 2020 ist ihre Zahl um beeindruckende 6.615 Personen geschrumpft.

Die Corona-Krise hat der luxemburgische Arbeitsmarkt bereits vor vielen Monaten hinter sich gelassen: Als Folge des Corona-Stillstands war die Zahl der Arbeitssuchenden im März und April 2020 schlagartig um 3.600 Personen in die Höhe geschnellt. Die Zahl der bei der Adem eingeschriebenen Menschen stieg auf 20.253. Seit Anfang 2021 hat sich die Lage auf dem Luxemburger Arbeitsmarkt dann nach und nach wieder spürbar verbessert. Im Sommer 2021 war die Zahl der Arbeitssuchenden erstmals seit Krisenbeginn wieder unter das Niveau von vor dem Corona-Stillstand (16.652) gefallen.

Die Zahl der Arbeitssuchenden ging im Juni nun in allen Kategorien zurück, berichtet die Adem weiter. Bei Menschen beispielsweise, die seit mehr als zwölf Monaten bei der Arbeitsagentur eingeschrieben sind, wurde ein Rückgang von 21,9 Prozent verbucht. Einzige Ausnahme war die Kategorie der Arbeitssuchenden mit einer Meldedauer von weniger als vier Monaten, die 9,6 Prozent höher lag als vor einem Jahr, so die Adem.

Zahlen noch besser als angezeigt

Die Zahl der Neuanmeldungen stieg im Juni leicht an. Es hatten sich 2.156 Menschen (187 mehr als im Vorjahreszeitraum) neu bei der Adem angemeldet. Dabei sei Folgendes zu beachten: „Die Neuanmeldungen in diesem Monat haben 168 Anmeldungen von Personen mit vorübergehendem Schutz beinhaltet (Flüchtlinge aus der Ukraine)“, schreibt die Arbeitsagentur.

Eine ähnliche Entwicklung war zuletzt auch in Deutschland verzeichnet worden: Die Zahl der Arbeitslosen ukrainischer Staatsangehörigkeit stieg von Mai auf Juni um 111.000, hatte die Nachrichtenagentur Reuters vor einigen Tagen berichtet. Bisher hätten sich insgesamt 267.000 ukrainische Geflüchtete zwischen 15 und 65 Jahren bei den Jobzentren registriert. Es wird mit einem weiten Anstieg gerechnet, da ihre Zahl im Ausländerzentralregister bei rund 650.000 liege.

„Der Anstieg der Arbeitslosigkeit hat seine Ursachen also ausdrücklich nicht in einer ungünstigen Entwicklung am Arbeitsmarkt, sondern hängt mit dem Übergang der Flüchtlinge in die Grundsicherung zusammen“, unterstrich Detlef Scheele von der Bundesagentur für Arbeit gegenüber der Nachrichtenagentur. „Der Arbeitsmarkt ist weiterhin stabil – trotz Krieg, Lieferschwierigkeiten und Preisdruck.“ Diese Einschätzung dürfte auch für Luxemburg gelten können.

Niedrigste Arbeitslosenquote seit Dezember 2008

Auch die von Statec berechnete saisonbereinigte Arbeitslosenquote liegt bereits seit Monaten wieder unter dem Vorkrisenniveau. Im Zeitraum Mai/Juni 2020 hatte sie mit sieben Prozent ihren „Corona-Höchststand“ erreicht. Im Oktober 2021 war sie unter 5,4 Prozent gefallen und lag somit wieder unter dem Niveau von vor dem Corona-Stillstand. Seitdem ist die Quote weiter zurückgegangen. Ende Januar lag sie bei 4,9 Prozent und seit März bei (revidiert) 4,7 Prozent. Das letzte Mal, als es in Luxemburg eine niedrigere Arbeitslosenquote gab, war im Dezember 2008.

Seit Monaten geht die Arbeitslosenquote in Luxemburg stetig zurück
Seit Monaten geht die Arbeitslosenquote in Luxemburg stetig zurück  Screenshot: Adem

Von den eigenen Traumzahlen aus der Vergangenheit bleibt Luxemburg dennoch weit entfernt. Bis vor 1990 zählte das Land weniger als zwei Prozent Arbeitssuchende. Danach begann ein langsamer Anstieg. 2005 wurde die Vier-Prozent-Marke überschritten. Nach der Finanz- und Schuldenkrise beschleunigte sich die Zunahme der Arbeitslosigkeit. 2009 wurden fünf Prozent gemessen – 2012 lag die Quote bei über sechs Prozent. Ein Rekord wurde im Mai 2014 erreicht: Die Arbeitslosenquote war auf 7,2 Prozent geklettert. Danach besserten sich die Zahlen wieder, wenn auch nur sehr langsam. Erst jetzt, rund 14 Jahre nach der Finanzkrise, darf sich Luxemburg wieder über ähnlich gute Zahlen wie damals freuen.

Neue Rekordzahl bei offenen Stellen

Hintergrund der positiven Entwicklung dürfte weiterhin die gut laufende Konjunktur sein. Nach den ersten drei Monaten 2022 lag das sogenannte „acquis de croissance“ für das Jahr bei 2,7 Prozent. Damit war die Luxemburger Wirtschaftsleistung zum Ende März 2022 bereits höher als das Niveau, das Statec bis Jahresende erwartet. Das statistische Institut prognostiziert eine Wachstumsrate von zwei Prozent für das Gesamtjahr. 2021 war die nationale Wirtschaft um starke 6,9 Prozent gewachsen.

Nach einer Verschlechterung der Lage sieht es vorerst nicht aus: Die Unternehmen klagen über einen immer größer werdenden Mangel an Fachkräften. Die Zahl der unbesetzten Stellen, die Arbeitgeber der Adem gemeldet haben, ist im Juni erneut auf ein neues absolutes Rekordhoch gestiegen. Insgesamt 4.252 neue offene Stellen wurden gemeldet. Die verfügbaren Arbeitsplätze stiegen bis Monatsende auf 13.599. Das sind 39,7 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Im September 2021 hatte die Zahl der bei der Adem gemeldeten offenen Stellen erstmals die Marke von 10.000 überschritten.

Zu den am meisten gesuchten Qualifikationen/Berufen zählten im Juni Spezialisten aus dem Bereich Informations- und Kommunikationstechnologie, Buchhalter und Finanzexperten, Küchenpersonal und Juristen wie auch Mitarbeiter für Sekretariatsarbeit.

1.700 zusätzliche Arbeitsplätze in einem Monat

Die (nicht-saisonbereinigte) Zahl der Arbeitsplätze insgesamt in Luxemburg ist derweil auch im Juni weiter gestiegen, und zwar auf 505.001 Stellen. Das Land zählt somit heute rund 1.700 Arbeitsplätze mehr als vor einem Monat und etwa 16.500 mehr als vor einem Jahr. Seit Ende Januar 2020 (also vor der Corona-Krise) sind im Großherzogtum über 34.000 neue Stellen entstanden. Im März war hierzulande erstmals die Marke von einer halben Million Arbeitsplätze überschritten worden. Die Schwelle von 400.000 Jobs war im Februar 2015 überschritten worden, die von 300.000 im Juni 2004.

Deutlich zugelegt hat im Juni erneut auch die Zahl der Grenzgänger. Sie stieg, nicht saisonbereinigt, auf 222.498. Das sind rund 850 mehr als vor einem Monat und 10.000 mehr als vor einem Jahr. Die Marke von 200.000 Grenzgängern war Mitte 2019 überschritten worden.

Der starke Anstieg der Beschäftigtenzahl ist positiv für die Entwicklung der Luxemburger Steuereinnahmen, da die Abgaben auf Löhnen und Gehältern ein wesentlicher Teil der Einnahmen des Staates sind. Im ersten Halbjahr 2022 wurde hier ein Plus von fast 445 Millionen Euro (oder 18,1 Prozent) auf über 2,9 Milliarden Euro verbucht. Die gesamten Einnahmen des Staates beliefen sich in diesem Zeitraum auf 12,2 Milliarden Euro. Im Gegenzug zur Freude für die Staatskasse hat jedoch die Anzahl der Stunden, die Menschen auf ihrem Arbeitsweg im Stau verbringen mussten, bereits 2021 wieder spürbar zugelegt.

Auch in Europa ist der Arbeitsmarkt in einer historisch guten Verfassung: Im Mai war die Arbeitslosenquote im Währungsraum auf ein neues Rekordtief von 6,6 Prozent gefallen. Bereits seit Dezember 2021 ist die Quote stetig so niedrig wie noch nie seit Beginn der Aufzeichnungen von Eurostat zu den Arbeitslosenzahlen im Jahr 1998.

Die Entwicklung der Arbeitslosenquote und das Wachstum der Beschäftigung
Die Entwicklung der Arbeitslosenquote und das Wachstum der Beschäftigung Grafik: Statec, Conjoncture Flash 7/22
Grober J-P.
24. Juli 2022 - 10.11

" Die Unternehmen klagen über einen immer größer werdenden Mangel an Fachkräften." H. Müller , bitte fragen Sie mal warum das so ist, warum muss ein frischgebackener Master oder Bachelor sich mit dem Mindestlohn eines qualifizierten Arbeiters begnügen, warum wechseln soviele Masters und Bachelors mit etwas mehr Erfahrung in der Privatwirtschaft einfach so rüber zum Staat, und das sind nicht mal so wenige. Fragen Sie mal bei den verschiedenen Behörden wer denn aus dem Privaten rübergewechselt ist.