KonjunkturTrotz leicht optimistischeren Erwartungen bleiben die Verbraucher in Luxemburg sehr vorsichtig

Konjunktur / Trotz leicht optimistischeren Erwartungen bleiben die Verbraucher in Luxemburg sehr vorsichtig
Die Stimmung der Verbraucher ist nicht gut. Sie bricht aber seit zwei Monaten keine neuen negativen Rekorde mehr. Im September war der Luxemburger Verbrauchervertrauensindikator auf einen historischen Tiefststand gefallen. Foto: AFP/Erwin Scheriau

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Die Stimmung der Verbraucher hat sich in den letzten beiden Monaten leicht verbessert. Trotzdem bleiben die Erwartungen der Haushalte auch im November überaus schlecht. Die Verbraucher gehen immer vorsichtiger mit ihrem Geld um.

„Das Verbrauchervertrauen steigt im November 2022 weiter an“, schreibt die Luxemburger Zentralbank (BCL) diese Woche in einer Pressemeldung. Der Indikator des Verbrauchervertrauens sei nun wieder über das Niveau vom August gestiegen, hebt die BCL hervor. Mit nur einer Ausnahme hätten sich alle Komponenten des Indikators in diesem Monat positiv entwickelt.

Doch so gut wie diese Sätze klingen, so schlecht bleibt eigentlich die Stimmung: Die Zuversicht der Luxemburger Verbraucher ist heute zwar leicht besser als im August, doch gilt es nicht zu vergessen, dass der Verbrauchervertrauensindex in den Monaten August und September historische Tiefststände erreicht hatte.

Der von der Luxemburger Zentralbank erhobene Verbrauchervertrauensindex, der mittels monatlicher Umfragen die Zuversicht der Haushalte misst, liegt im November bei minus 25 Punkten. Im Vormonat Oktober waren es noch pessimistischere minus 27 Punkte.

Zuvor hatte der Verbrauchervertrauensindikator erst im August, und später im September, wie bereits erwähnt, neue historische Tiefststände erreicht. Mit minus 26 und minus 30 Punkten hatte der betreffende Index noch nie zuvor, seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 2002, schlechtere Ergebnisse gemessen.

Das Ergebnis von November 2022 bleibt auch schlechter als sein davor negativstes Ergebnis im April 2020. Damals war der Indikator auf minus 24 Punkte gerutscht. Das war mitten in der Corona-Krise, kurz nach Beginn der Lockdowns. Erholt hatte sich der Indikator damals nur langsam. Bis das Niveau von vor Ausbruch der Pandemie (minus drei Punkte im Februar 2020) wieder erreicht wurde, sollte es bis April 2021 dauern.

Verschlechterung seit Kriegsbeginn

Danach verbesserte sich die Zuversicht der Verbraucher dann allmählich: Seine rezenten Bestmarken hat der Index im Mai 2021 (0 Punkte) und Juni 2021 (plus 2 Punkte) verzeichnet. Mit der zunehmenden Inflationsrate ging es dann jedoch langsam wieder abwärts mit den Ergebnissen der Umfrage. Im Oktober 2021 lag der Index bei minus vier. Zu Jahresbeginn 2022 lag er bei minus sieben.

Im Monat nach Beginn des russischen Eroberungskrieges der Ukraine, im März, ist der Luxemburger Indikator zum Verbrauchervertrauen regelrecht eingebrochen. Mit einem Schlag ging es von minus sieben auf minus 24 Punkte.

Zum schlechten Ergebnis in den letzten paar Monaten haben alle Komponenten des Indikators beigetragen. Besonders schlecht sind, und das bereits seit März, die Erwartungen der Haushalte, was die wirtschaftliche Lage in den kommenden 12 Monaten angeht. Schlechter als derzeit (November) war das Ergebnis nur im April 2020, also mitten im Lockdown.

Auch schlecht entwickelt haben sich die Absichten der Haushalte, was das Tätigen größerer Anschaffungen angeht. Mit minus 31 Punkten hat diese Komponente im November einen neuen historischen Tiefststand erreicht. Die Verbraucher versuchen zunehmend vorsichtig zu haushalten. Als Folge der zunehmenden Verunsicherung der Verbraucher beklagen sich die Handwerksbetriebe bereits über eine rückläufige Nachfrage. Besonders das Baugewerbe sieht sich unter Druck.

Belastet werden die Haushalte von der seit nunmehr fast einem Jahr überaus hohen Preissteigerungsrate. Die Inflation beeinträchtigt die Kaufkraft der Haushalte. Je mehr Geld die Haushalte für Energie zahlen müssen, desto weniger bleibt für Konsumausgaben übrig. Es ist ein Trend, wie er europaweit zu verzeichnen ist. Auch im Oktober lag die Jahresinflationsrate hierzulande immer noch bei deutlich mehr als sechs Prozent.

Etwas mehr Optimismus als vor zwei Monaten

Etwas Optimismus verbreiten derweil die Erwartungen der Haushalte, was ihre eigene persönliche finanzielle Situation in den kommenden 12 Monaten betrifft: Während die Punktzahl 2021 noch auf plus drei angestiegen war, so hatte sie dann im September dieses Jahres einen neuen Negativ-Rekord bei minus 30 Punkten erreicht. Im Oktober besserten sich die Zahlen wieder leicht, lagen jedoch immer noch bei sehr schwachen 25 Minuspunkten. Im November lagen die Erwartungen nun wieder bei minus 13 Punkten. Das beste Ergebnis seit Kriegsbeginn.

Mitgeholfen, die Stimmung zu verbessern, haben sicherlich die vielen staatlichen Hilfsmaßnahmen zur Senkung der Kosten der Energiekrise, wie sie mit den Sozialpartnern abgesprochen wurden. Auch wenn sie die öffentlichen Finanzen belasten, so werden sie es den Haushalten und Unternehmen, die sie am dringendsten benötigen, doch ermöglichen, ihre Kaufkraft bzw. ihre Investitions- und Beschäftigungsfähigkeit zu erhalten, schreibt Statec in seinem letzten „conjoncture flash“. Dies würde sich positiv auf das BIP und die Beschäftigung auswirken, insbesondere im Jahr 2023.

Insgesamt würde in erster Linie die Nachfrage gefördert, so die Statistiker. Dies führe dazu, dass das Bruttoinlandsprodukt in den kommenden Jahren um etwa 0,5 Prozentpunkte im Jahr 2022 und um 1,5 Prozentpunkte im Jahr 2023 anwachse. Diese günstigen Auswirkungen auf Beschäftigung und Arbeitslosigkeit führten dazu, dass sich die Maßnahmen zu rund einem Drittel selbst finanzieren können, so die Statistiker. Diese Zahlen seien jedoch mit großer Vorsicht zu betrachten.

Auch im Ausland ist die Stimmung in der Wirtschaft heute bereits wieder weniger pessimistisch als noch vor zwei Monaten. So ist beispielsweise der Ifo-Geschäftsklimaindex in Deutschland, Luxemburgs wichtigstem Handelspartner, zuletzt wieder leicht gestiegen. Die erwartete Rezession dürfte weniger heftig ausfallen als gedacht.