Schrumpfende KaufkraftStimmung der Luxemburger Verbraucher fällt auf neuen historischen Tiefstpunkt

Schrumpfende Kaufkraft / Stimmung der Luxemburger Verbraucher fällt auf neuen historischen Tiefstpunkt
Stark eingebrochen sind im September unter anderem die Erwartungen der Haushalte zur Entwicklung ihrer eigenen finanziellen Situation Foto: AFP/Tobias Schwarz

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Die Stimmung der Luxemburger Verbraucher ist nicht gut. Nachdem der Verbrauchervertrauensindikator bereits im August einen historischen Tiefststand erreicht hatte, ist er im September noch einmal weiter nach unten gerutscht.

Mit einer Preissteigerungsrate, die weiterhin überaus hoch bleibt, rutscht auch die Stimmung der Luxemburger Verbraucher immer weiter in den Keller: Im Monat August hatte die Zuversicht der Luxemburger Haushalte bereits den historisch niedrigsten Wert seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 2002 erreicht. Im September hat sich das Ergebnis nun noch weiter verschlechtert und erneut einen historischen Tiefststand erreicht. Das geht aus neuen Zahlen der Zentralbank hervor.

Der Verbrauchervertrauensindex, der – mittels monatlichen Umfragen – die Zuversicht der Haushalte misst, liegt somit mittlerweile bei minus 30 Punkten. Im Vormonat waren es erst minus 26 Punkte. Sein davor negativstes Ergebnis hatte der Indikator im April 2020 verzeichnet: Er war damals auf minus 24 Punkte gerutscht. Das war mitten in der Corona-Krise, kurz nach Beginn der Lockdowns.

Erholt hatte sich der Indikator damals nur langsam. Bis das Niveau von vor Ausbruch der Pandemie (minus drei Punkte im Februar 2020) wieder erreicht wurde, sollte es bis April 2021 dauern. Danach verbesserte sich die Zuversicht der Verbraucher dann allmählich: Seine rezenten Bestmarken hat der Index im Mai 2021 (0 Punkte) und Juni 2021 (plus 2 Punkte) verzeichnet. 

Verschlechterung seit Kriegsbeginn

Mit der zunehmenden Inflationsrate ging es dann jedoch langsam wieder abwärts mit den Ergebnissen der Umfrage. Im Oktober 2021 lag der Index bei minus vier. Zu Jahresbeginn 2022 lag er bei minus sieben.

Im Monat nach Beginn des russischen Eroberungskrieges der Ukraine, im März, ist der Luxemburger Indikator zum Verbrauchervertrauen regelrecht eingebrochen. Mit einem Schlag ging es von minus sieben auf minus 24 Punkte. Nach einer ganz leichten Beruhigung in den Folgemonaten hat der Indikator nun im August, und erneut im September (mit minus 30 Punkten), wieder einen neuen historischen Tiefststand erreicht.

Zum Rückgang in den beiden vergangenen Monaten haben alle Komponenten des Indikators beigetragen. Zwei Indikatoren haben sich jedoch besonders schlecht entwickelt: Es sind dies die Erwartungen der Haushalte, was ihre eigene persönliche finanzielle Situation betrifft, wie auch die Absichten der Haushalte, was das Tätigen größerer Anschaffungen angeht.

Auswirkungen auf Wachstum

Die Entwicklung der Zahlen zeigt, dass die Zuversicht der Verbraucher von der andauernden Preissteigerungsrate stark beeinträchtigt wird: Mit 6,88 Prozent liegt die Inflationsrate hierzulande im September nicht weit entfernt vom Juni dieses Jahres, als mit 7,43 Prozent die höchste Rate seit Jahrzehnten gemessen wurde. Bei einzelnen Produktklassen sind die Steigerungsraten besonders heftig: So müssen die Verbraucher heute 37,4 Prozent mehr für Öl-Produkte bezahlen als vor einem Jahr; Lebensmittel sind 9,2 Prozent teurer als vor zwölf Monaten.

Die Absicht der Verbraucher, weniger große Einkäufe zu tätigen, dürfte mittelfristig das nationale Wirtschaftswachstum belasten. Auch Statec hatte bereits gewarnt: „Sowohl in Luxemburg als auch in der Eurozone haben sich die Daten und Aussichten für den Konsum der Privathaushalte in den vergangenen Monaten deutlich verschlechtert.“ Die Inflation beeinträchtige die Kaufkraft der Haushalte.

Es ist ein Trend, wie er europaweit zu verzeichnen ist. Die hohen Inflationsraten und die damit deutlich geschrumpfte Kaufkraft belasten die Konsumstimmung in Deutschland schwer, hatte beispielsweise zuletzt die Nachrichtenagentur AFP berichtet. Vor allem die Einkommenserwartung der Verbraucherinnen und Verbraucher ist auch hier dafür verantwortlich. „Viele Haushalte sind momentan gezwungen, deutlich mehr Geld für Energie auszugeben beziehungsweise für deutlich höhere Heizkostenabrechnungen zurückzulegen“, erläuterte GfK-Konsumexperte Rolf Bürkl gegenüber AFP. Entsprechend müssten sie bei anderen Ausgaben, wie zum Beispiel neuen Anschaffungen, sparen. Das lasse das Konsumklima „auf ein neues Rekordtief abstürzen“.

Im internationalen Vergleich dürfen sich die Menschen hierzulande jedoch glücklich schätzen: Immerhin gibt es in Luxemburg ein Index-System, dessen Ziel die Entschädigung der Renten- und Gehaltsempfänger von inflationsbedingten Kaufkraftverlusten ist.