WirtschaftKonjunktur: „Uneinheitliche“ Trends in Luxemburg – Immobilienzinsen steigen um 0,9 Prozent 

Wirtschaft / Konjunktur: „Uneinheitliche“ Trends in Luxemburg – Immobilienzinsen steigen um 0,9 Prozent 
Ende des Immobilienbooms? Die Zinsen bei fest verzinsten Kreditverträgen liegen in Luxemburg  inzwischen bei durchschnittlich 2,3 Prozent – 0,9 Prozent höher als vor einem Jahr.  Symbolfoto: Jan Woitas/dpa

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Wie sehr beeinträchtigt der Krieg Luxemburgs Wirtschaft? Die Statistikbehörde Statec berichtet in ihrem neuesten Konjunkturbericht von uneinheitlichen Signalen. In der Immobilienwirtschaft und im Einzelhandel sind die Inflation und ihre Konsequenzen jedoch definitiv schon angekommen. 

Durchwachsener Konjunktur-Bericht von Statec: Die Statistikbehörde sieht für Luxemburg „weniger gute Aussichten im zweiten Halbjahr“. Das geht aus dem Conjoncture Flash von Statec hervor, der am Dienstagnachmittag veröffentlicht wurde. Demnach waren die Trends weniger einheitlich als in den Vormonaten: „Gut für nicht finanzielle Dienstleistungen, aber ungünstig für den Finanzsektor“, wie Statec schreibt. Der Grund darin liegt laut den Statistikern in der Verschlechterung des Börsenumfelds in diesem Jahr. Immerhin: Banken und Versicherungen sind zwar etwas pessimistischer, was ihre Geschäfte betrifft, aber die Meinung über die Ergebnisse und die Beschäftigung im zweiten Quartal sei weiterhin „recht positiv“. Industrie und Baugewerbe dürften laut Statec angesichts der leicht negativen Tendenzen im Frühling aber auch keinen großen positiven Beitrag zur Wertschöpfung leisten.

Immobilienkredit: 18 Prozent weniger Verträge mit Festzins

Luxemburger Banken haben im zweiten Quartal 18 Prozent weniger Immobilienkredite mit festen Zinssätzen vergeben, schreibt Statec. Das Volumen von Verträgen mit variablem Zinssatz stieg dagegen um 5,4 Prozent. „Die Unterschiede zwischen langfristigen Festzinsen und kurzfristigen variablen Zinssätzen wird immer größer“ schreibt Statec. Die Zinsen bei der Festverzinsung lagen demnach bei durchschnittlich 2,3 Prozent, ein Plus von 0,9 Prozent im Jahresvergleich. Variable Zinssätze lagen bei 1,3 Prozent, ein Plus von 0,1 Prozentpunkten. Eine im Juli gemachte Umfrage ergab, dass die Nachfrage nach Immobilienkrediten sowohl in Luxemburg als auch in der restlichen Eurozone zurückgegangen ist. Grund sind demnach ein sinkendes Verbrauchervertrauen, weniger günstige Aussichten auf dem Immobilienmarkt und die Verschärfung der Vergabekriterien. 

Bei den Nicht-Finanzdienstleistungen zeigte das Barometer jedoch günstige Trends. „Insbesondere bei den Dienstleistungen für Unternehmen, im Transportwesen, im Hotel- und Gaststättengewerbe und im Großhandel“, wie Statec schreibt. Zwar habe sich das Vertrauen der Dienstleistungs-Unternehmen, die nicht in der Finanzbranche tätig sind, in der ersten Jahreshälfte relativ gut gehalten, ab Mai ging es in Luxemburg aber zurück. „Diese Unternehmen denken, dass sich ihre Lage verschlechtert hat und dass die Nachfrage an Schwung verloren hat“, schreibt Statec. 

Wenig Schwung in der Industrie

Auch die Industrie zeige in diesem Jahr wenig Schwung. Im ersten Halbjahr 2022 sank die Produktion in diesem Sektor in Luxemburg um 0,7 Prozent im Jahresvergleich, während sie in der Eurozone um 0,2 Prozent stieg. Die deutlichsten Rückgänge wurden laut Statec bei Kunststoff-, Gummi-, Glas- und Keramikprodukten sowie Textilien verzeichnet. Steigende Ergebnisse zeigten sich dagegen bei Maschinen, Energieversorgung und Baumaterial.

Für das dritte Quartal sind die Aussichten in der Industrie wenig verheißungsvoll. Sowohl im Euroraum als auch in Luxemburg schrumpft die konjunkturelle Zuversicht, im Juli ging es laut Statec in dieser Kategorie weiter abwärts. Der Stimmungsrückgang zeigt sich in einer Verschlechterung der Auftragslage bei gleichzeitigem Anstieg der Lagerbestände, insbesondere in der Metallindustrie, der Elektronikbranche und in der Textilindustrie. 

Andere Vorzeichen sind laut Statec beim Einzelhandel zu erkennen. Dort gingen die Umsätze von April bis Juni drei Monate in Folge zurück. Als Grund dafür haben die Statistiker ein sinkendes Verbrauchervertrauen ausgemacht. „Die Verbraucher sind angesichts der hohen Inflation besorgt über die Entwicklung ihrer finanziellen Situation“, schreiben sie. Beim Automarkt mache sich zudem das begrenzte Angebot der Hersteller bemerkbar. 

„Sowohl in Luxemburg als auch in der Eurozone haben sich die Daten und Aussichten für den Konsum der Privathaushalte in den vergangenen Monaten deutlich verschlechtert“, schreibt Statec. Die Inflation beeinträchtige die Kaufkraft der Haushalte.

Beim Krieg in der Ukraine sei kurzfristig kein Ende in Sicht. Deshalb werde der Druck auf die Energiekosten von Haushalten wie Wirtschaft bestehen bleiben. „Die Konjunkturerhebungen im August und September werden weitere Anhaltspunkte für diese Schätzungen liefern“, schreibt das Statec. Für Luxemburg liegen die BIP-Zahlen für das zweite Quartal noch nicht vor. Laut Statec werden sie im Laufe des Septembers veröffentlicht. 

Erholung in der Gastronomie 

Die Aufhebung der Covid-Beschränkungen haben dazu geführt, dass sich die Beschäftigung im Horeca-Sektor Anfang 2022 bemerkenswert erholt hat, schreibt das Statec – um acht Prozent ist die Beschäftigung gestiegen. Gleichzeitig ging die Zahl der bei der ADEM registrierten Arbeitslosen aus
diesem Wirtschaftszweig weiter zurück, saisonbereinigt auf rund 1.300 Personen im Juni 2022, nach einem Höchststand von fast 2.300 im Oktober 2020. 

Allerdings liege die Beschäftigung im Gastgewerbe – rund fünf Prozent des Arbeitsmarkts – Mitte 2022 noch immer leicht unter dem Niveau vor der Krise. Vor allem das Beherbergungsgewerbe habe Schwierigkeiten, sich zu erholen. Das Vertrauen und die Beschäftigungsaussichten im Gastgewerbe
verschlechterten sich in der Konjunkturumfrage vom Juli, blieben aber auf einem relativ hohen Niveau.

Leila
23. August 2022 - 19.36

"Beim Krieg in der Ukraine sei kurzfristig kein Ende in Sicht..." bei den hohen Energiekosten wird es dann wohl so bleiben, auch wenn der Krieg mal beendet sein wird. Güter, die man unbedingt braucht, werden nicht mehr billiger und wir müssen die Kröte schlucken

Jill
23. August 2022 - 18.44

Dann ist ja nur zu hoffen, dass jetzt auch die Sparzinsen zügig steigen, so wie es uns versprochen wurde.