Promirummel und Starkino

Promirummel und Starkino
(dpa)

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Da können andere Festivals neidisch werden: Das Internationale Filmfest in Cannes protzt in diesem Jahr erneut mit großen Namen und jeder Menge Prominenz.

Stars, Glamour und Spektakel. Spannende Neuentdeckungen, Filmkunst und Meisterwerke. Das sind die beiden Pole, zwischen denen sich ein Internationales Filmfestival bewegen möchte und muss. Vor allem einem gelingt dieser Spagat jedes Jahr auf’s Neue: Beim Festival in Cannes drängeln sich von diesem Mittwoch an nicht nur zahlreiche Hollywoodstars am Prachtboulevard Croisette. Bis zur Preisvergabe am 22. Mai konkurrieren auch Nachwuchsregisseure mit etablierten und gefeierten Filmemachern.

Die Gästeliste des Festivals könnte nicht üppiger sein: Angelina Jolie und Brad Pitt haben sich ebenso für einen Besuch an der Côte d’Azur angekündigt wie Johnny Depp, Penélope Cruz, Geoffrey Rush, Jodie Foster, Tilda Swinton, Kirsten Dunst, Charlotte Gainsbourg und Kiefer Sutherland.

Wettbewerbs- und Außer-Konkurrenz-Filme

Nicht alle von ihnen kommen für Filme im Wettbewerb. Sie nutzen oft die Strahlkraft des berühmten Festivals, um ihre Werke außer Konkurrenz oder einfach überhaupt in Cannes zu zeigen. So wird der Trickfilm „Kung Fu Panda 2“ mit den Sprechern Angelina Jolie, Gary Oldman, Jackie Chan, Jean-Claude Van Damme und Dustin Hoffman mit viel Wirbel vorgestellt. Und im offiziellen Programm, aber außer Konkurrenz verbreiten Jodie Fosters „Der Biber“ mit Mel Gibson und vor allem „Pirates of the Caribbean – Fremde Gezeiten“ mit Johnny Depp als nuschelndem Piraten und einer verführerischen Penélope Cruz einigen Glanz.

Der Wettbewerb muss sich aber nicht verstecken. Vor allem das europäische Autorenkino ist mit zahlreichen Kinogrößen vertreten. Der spanische Regisseur Pedro Almodóvar („Volver“, „Alles über meine Mutter“), ein alter Bekannter in Cannes, schickt den Rachethriller „La piel que habito“ (Die Haut in der ich lebe) mit Antonio Banderas ins Rennen um den Hauptpreis, die Goldene Palme. Der Finne Aki Kaurismäki („Leningrad Cowboys Go America“, „Der Mann ohne Vergangenheit“) ist mit „Le Havre“ ebenso dabei wie die Brüder Dardenne aus Belgien mit „The Kid with a Bike“, die in Cannes schon mehrere Preise gewannen.

Ausländische Festivalbeiträge

Für Furore könnte erneut Lars von Trier sorgen. Der Däne lieferte 2009 mit „Antichrist“ den Skandalfilm des Festivals und reist nun – wegen seiner Flugangst wahrscheinlich wieder im Auto – mit „Melancholia“ an die Croisette. Der Titel könnte Lebensprogramm sein: Der 55-Jährige befindet sich angeblich wegen Depressionen seit seiner Kindheit in psychiatrischer Behandlung.

Wie gewohnt, bekommen Cineasten, die in ihren Heimatländern politisch unterdrückt werden, auf der Cannes-Bühne das Wort. So wie der iranische Filmemacher Jafar Panahi, der zu sechs Jahren Haft verurteilt wurde und Iran nicht verlassen darf. Sein diesjähriger Beitrag wird am 20. Mai im offiziellen Wettbewerbsprogramm gezeigt. Bereits im vergangenen Jahr wurde Panahi in Cannes erwartet, doch es blieb bei einem leeren Stuhl in der Jury-Reihe.

Einheimisches Kino

Cannes-Festivalpräsident Gilles Jacob und der künstlerische Leiter der Filmfestspiele, Thierry Fremaux, räumen allerdings ihrem heimischen Kino wieder mehr Platz ein als dem aus anderen Ländern: Frankreich ist mit vier Filmen im Wettbewerb vertreten. Hinzu kommt der Eröffnungsfilm „Midnight in Paris“, den Woody Allen in der Hauptstadt der Grande Nation und mit Carla Bruni-Sarkozy, der Ehefrau des französischen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy, gedreht hat. Bis zum jetzigen Zeitpunkt hat die First Lady ihren Besuch an der Côte d’Azur weder bestätigt, noch dementiert.

Außerdem erweckt Xavier Durringers „La Conquête“ („Die Eroberung“) am 18. Mai die Neugier des Publikums. Darin erzählt der Regiesseur die Geschichte des Aufstiegs an die Macht von Brunis-Gatten – Nicolas Sarkozy.

Reeles Siherheitsrisiko

Die Organisatoren des Filmfestivals hoffen, dass die rezente Aktion gegen den Al-Kaida Chef-Terroristen bin Laden, keine langen Schatten bis nach Cannes werfe.

Wie die französische Polizei gegenüber der Nachrichtenagentur AFP bestätigte, ist „ein solches Event, bei dem zahlreiche Prominente und viele davon US-Bürger, immer ein reelles Risiko.“

Glamour pur

Im Wettbewerb geht nach Michael Haneke, der 2009 für „Das weiße Band“ die Goldene Palme bekam, erneut ein Österreicher ins Rennen: Markus Schleinzer erzählt in seinem Debütfilm „Michael“ von einem zehnjährigen Jungen und einem 35 Jahre alten Mann, die unfreiwillig zusammenleben müssen.

Bei so einem Programm und solch einem Glamour können andere Festivalleiter schon neidisch werden. Doch die Festivalgäste und die Autogrammjäger in Cannes freuen sich. Und die Jury unter Vorsitz von Robert De Niro und mit Filmschaffenden wie Uma Thurman und Jude Law hat die Qual der Wahl.