Corona in LuxemburgPandemie mit technischen Problemen – Paulette Lenert zieht Wochenbilanz

Corona in Luxemburg / Pandemie mit technischen Problemen – Paulette Lenert zieht Wochenbilanz
Paulette Lenert und Jean-Claude Schmit auf der Pressekonferenz im Gesundheitsministerium am Freitag Foto: Editpress/Hervé Montaigu

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Wie wirken sich die Maßnahmen der Regierung zur Eindämmung der Pandemie aus? Gesundheitsministerin Paulette Lenert hat ihre Corona-Wochenbilanz präsentiert. Eine Tendenz nach unten „deutet sich an, aber noch ist sie nicht da“, sagt sie. Ausgerechnet jetzt gibt es technische Probleme beim Zahlenwerk. 

Wenn es um die Einschätzung des Pandemiegeschehens in einem Land geht, dann – das wissen Grenzgänger und Trier-Shopper aus Luxemburg spätestens seit dem Sommer – ziehen europäische Behörden gerne die Sieben-Tage-Inzidenz zurate. Das ist die Anzahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen. In Frankreich lag die Zahl laut der Europäischen Seuchenschutzbehörde ECDC am Donnerstag bei 119. In Belgien war sie bei 121, in Deutschland bei 163. In Luxemburg lag sie bei 608. Bei den Opfern, die die Pandemie fordert, verhält es sich aber anders. Umgerechnet auf die Größe der Bevölkerung liegt ihre Zahl in Luxemburg nicht wesentlich höher als in seinen Nachbarländern. In Luxemburg sind pro 100.000 Einwohner in den sieben Tagen bis Donnerstag 6,35 Menschen gestorben. In Belgien waren es 5,32, in Frankreich 4,23 und in Deutschland 3,34. 

Warum der Wert in Luxemburg für die Neuinfektionen so außergewöhnlich hoch ist, ist nicht so wirklich klar. „Wir sind eher mit einer Großstadt oder mit einem Ballungsgebiet zu vergleichen, als mit einem Land, in dem sich das mehr verteilt“, vermutete Gesundheitsministerin Paulette Lenert (LSAP) am Freitag auf der Pressekonferenz zum Corona-Wochenbericht. „Wir haben ganz viele grenzüberschreitende Bewegungen, wir sind keine Insel.“ „Santé“-Direktor Jean-Claude Schmit, der Lenert bei der Presse-Runde sekundierte, ergänzte: „Wir hatten bis vor kurzem zwei Länder neben uns, die ganz hohe Inzidenzen hatten. Es ist logisch, dass wir mit derselben Bewegung mitgehen.“

Sieben-Tage-Inzidenz ist gestiegen

Bekanntlich und trotzdem seltsamerweise haben unterschiedliche Behörden höchst unterschiedliche Methoden, diese Inzidenzzahlen zu berechnen. Auch das ist in Luxemburg spätestens seit dem vergangenen Sommer bekannt, als das ECDC Luxemburg stur die mitgetesteten Grenzgänger auf den Deckel schrieb – und sich so lange nicht davon umstimmen ließ, bis die „Santé“ einfach aufhörte, diese Zahlen zu veröffentlichen.

Die EU-Behörde berechnet auch heute noch ihre Sieben-Tage-Inzidenz auf der Luxemburger Bevölkerungszahl von 2019. Das Gesundheitsministerium sollte dagegen etwas aktuellere Daten haben. Im Corona-Wochenbericht der „Santé“ für die vergangene Woche – also die vom 30. November bis zum 6. Dezember – ist eine Sieben-Tage-Inzidenz von 606 aufgeschrieben. Das ist mehr als in der Vorwoche, als 569 Fälle pro 100.000 Einwohner gemeldet wurden. 

Anders ausgedrückt: In der Woche vom 23. bis zum 29. November gab es 3.565 Neuinfektionen, in der Woche vom 30. November bis zum 6. Dezember waren es 3.797, also 6,5 Prozent mehr. „Da werden sie sagen: Ihr redet von einer leichten Tendenz nach unten, wo lest ihr die raus?“, sagt Lenert – und gibt gleich die Antwort: Die Regierung bezieht auch andere Faktoren in die Rechnung mit ein. Wichtig sei zum Beispiel, dass der Anteil der beim Large Scale Testing entdeckten Infektionen an allen Infektionen in der vergangenen Woche um rund zwei Prozent unter dem der Vorwoche liege. Auch vom Coronastep-Programm, das mit seinen Untersuchungen in den Luxemburger Kläranlagen Anhaltspunkte für die Verbreitung des Virus in der Bevölkerung geben kann, werde ein „ganz leichter Rückgang“ beobachtet, sagt Lenert. Zuvor sei man da ganz klar im „roten Bereich“ gewesen, jetzt hätte man zweimal Wochen gehabt, die im „orangen“ zu sein scheinen. „Das deutet darauf hin, dass sich etwas in die gute Richtung tut.“

Ausschlaggebend sei die Belegung der Intensivstationen. Die sei zwar von 43 in der Vorwoche auf 41 zurückgegangen, es seien aber immer noch viele. „Viele Leute auf der Intensivstation – das ist einfach so – bedeutet, dass mehr Menschen sterben“, sagt Lenert. „Das kann man verdrängen und versuchen, nicht zu sehen, aber das ist einfach eine Tatsache.“ Und wenn man ein sich stark verbreitendes Virus habe und viele Neuinfektionen, dann wachse das Risiko auch für jeden Einzelnen, sich irgendwo anzustecken – bei allen Vorsichtsmaßnahmen, die man treffen könne, bleibe ein Restrisiko. „Und das ist natürlich höher, wenn wir alle mehr durchseucht sind“, sagt Lenert. Am Freitagabend wurden 47 Menschen auf der Intensivstation gemeldet. 

Maßnahmen der Regierung hatten „guten Effekt“

Der starke Anstieg der Neuinfektionen Ende Oktober könne mit Urlaubsrückkehrern und der Wiederaufnahme der ökonomischen Tätigkeiten zu tun haben. „Was die Zeitschiene einem sagt, ist, dass wir es gebrochen bekommen haben“, erklärt Lenert. Das zeige, dass die Maßnahmen der Regierung „sicherlich einen guten Effekt“ hatten. Warum die Zahlen jetzt nicht weiter sinken? „Es ist nicht auszuschließen, dass da die Jahreszeit mit einspielt“, sagt Lenert. Man sei mittlerweile in der Viren-Hauptsaison. Und auch die Pandemiemüdigkeit der Menschen könne eine Rolle spielen. 

„Alles in allem sind wir auf einer ungewissen Reise“, sagt Lenert. „Die kleinen Indikatoren bewegen sich, aber noch ist das Ganze ungewiss.“ Es sei zu früh, zu sagen, dass man die Tendenz nach unten, die das Land brauche, sehen könne. „Sie deutet sich an, aber noch ist sie nicht da.“

Die „ungewisse Reise“ scheint noch etwas weiterzugehen. Insbesondere, da ausgerechnet jetzt die Technik nicht mitzuspielen scheint. Seit einigen Tagen herrscht nämlich eine gewisse Verwirrung, was Luxemburgs Neuinfektionen angeht. Aufgefallen war das am vergangenen Dienstag, als der Tagesbericht für das am Montag gemeldete Infektionsgeschehen veröffentlicht wurde. In dem Bericht machte die Gesamtzahl der Neuinfektionen einen Sprung. 39.511 Einwohner Luxemburgs hatten sich demnach seit Ausbruch der Pandemie mit dem Virus infiziert. Im Tagesbericht am Tag davor lag diese Zahl aber noch bei 38.476 – ein Unterschied von 1.035 Neuinfektionen. Gemeldet wurden am Dienstag aber nur 388 neue Fälle. Der Dienstagsbericht wurde noch am selben Abend wegen „technischer Probleme“ vom staatlichen Datenportal gelöscht. Der Bericht für Montag ist inzwischen auch verschwunden, der von Mittwoch erschien erst gar nicht.

Paulette Lenert hatte sich bereits am Mittwoch bei der Pressekonferenz nach dem Regierungsrat auf eine Nachfrage eines Tageblatt-Journalisten zu der Problematik geäußert. Der Fehler sei „punktuell“ und technischer Natur, sagt sie da. Ursache sei ein „System-Switch“ gewesen, der einen „Bug in der Verarbeitung der Daten“ hervorgerufen habe. Am Freitag erklärte sie: „Dort, wo viele Daten verarbeitet werden, kommen solche Sachen vor.“ Variationen zwischen der Grafik auf der „Santé“-Seite – die Kurve zeigt laut Lenert die richtige Zahl an – rührten unter anderem daher, dass es bei den Labors zu Verzögerungen bei den Meldungen an die „Santé“ kommen könne, gerade an Wochenenden, wo nicht das komplette Personal da wäre. „Wir können ja nur das publizieren, was wir heute da haben“, sagt Lenert. An Tagen, an denen es viel Aktivität gäbe, würden Resultate nachgeschickt werden, die sich auf die Tage zuvor bezögen. „Wir berichtigen das dann, und das sieht man dann an der Kurve.“ Man wolle nichts verstecken, man wolle die Zahlen lediglich „korrekt einfließen“ lassen. „Das ist eigentlich total transparent, aber dafür nicht immer nachvollziehbar“, sagt Lenert. 

Wirkliche Klarheit darüber, woher der nicht kleine Zahlensprung nun genau kommt, gibt es noch nicht. Dass die Regierungs-Statistiker einen Rekordwert verpasst haben, scheint aber eher unwahrscheinlich. Die Zahlen auf der interaktiven Grafik der „Santé“ stimmen nämlich seit Wochen nicht mit denen in den Tagesberichten überein. Und auch die Werte, die die Grafik anzeigt, wurden allein in dieser Woche mehrmals geändert. Möglicherweise muss die Ministerin wegen des Zahlensalats dann doch noch einmal in den sauren Apfel beißen, und dem ECDC erneut eine E-Mail schreiben. Die EU-Behörde hat, humorlos wie sie ist, Luxemburg am Freitag nämlich einfach 1.173 Neuinfektionen aufgeschrieben, damit ihre Gesamtsumme wieder stimmt.

GeTee
12. Dezember 2020 - 17.47

Wenn der Abakus kaputt ist dann funktioniert in der Villa Louvigny gar nichts mehr !!! Für wie blöd halten die uns eigentlich ?????