Luxemburg - ChinaNeue Flugstrecke zu einem bekannten Ziel: Das sind die Hintergründe der neuen Verbindung

Luxemburg - China / Neue Flugstrecke zu einem bekannten Ziel: Das sind die Hintergründe der neuen Verbindung
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Diese Woche berichteten mehrere Medien über den Start einer Passagier-Flugverbindung zwischen Luxemburg und China. Angeflogen wird unter anderem Zhengzhou, der wichtigste Hub der Cargolux im Reich der Mitte.

Vor rund zehn Jahren stand die Cargolux im Fokus von Politik und Medien. Die chinesische Investmentgesellschaft HNCA kaufte einen Anteil von 35 Prozent an der Luftfrachtgesellschaft. Es handelte sich um das gleiche Aktienpaket, das in den Jahren zuvor an Qatar Airways verkauft – und dann nach schlechten Erfahrungen wieder vom Staat zurückgekauft worden war.

HNCA (Henan Civil Aviation Development & Investment Co. Ltd) ist ein staatliches Unternehmen, dessen Hauptaufgabe darin besteht, die Entwicklung der zivilen Luftfahrtindustrie in Henan zu beschleunigen, sich an der Umstrukturierung und Zusammenarbeit in- und ausländischer Luftfahrtunternehmen zu beteiligen und den Bau und die Entwicklung der Zhengzhou Airport Economy Zone anzutreiben.

Künftig werden auch Passagierflugzeuge aus China in Luxemburg landen
Künftig werden auch Passagierflugzeuge aus China in Luxemburg landen Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

Der Flughafen Zhengzhou hat sich danach schnell zum wichtigsten Hub der Cargolux in China entwickelt. Wohl zur Zufriedenheit beider Seiten: Seit der Eröffnung im Jahr 2014 bis August 2021 hat Cargolux Airlines ein Gesamtfrachtaufkommen von 801.600 Tonnen erreicht und ist damit die wichtigste Kraft beim Aufbau des internationalen Luftfrachtdrehkreuzes Zhengzhou, steht auf der Webseite der Investitionsgesellschaft zu lesen. Allein in den ersten acht Monaten des Jahres 2021 waren es 466 Flüge. 2023 organisierte der Luxemburger Frachtcarrier seinen ersten komplett CO2-neutralen Flug zwischen Findel und Zhengzhou.

Bereits von Anfang an gingen die Pläne derweil weiter als „nur“ das Geschäft mit der Luftfracht: Im Dezember 2014 wurde ein Kooperationsabkommen zwischen dem Luxemburger Flughafenbetreiber Lux-Airport und der chinesischen Henan Airport Group unterzeichnet. Ziel war der Ausbau einer sogenannten „Dual-Hub-Strategie“. Während China Interesse an dem Luxemburger Fachwissen und an seiner Erfahrung hat, so hat Luxemburg seinerseits Interesse zu haben, an dem starken Wirtschaftswachstum in der Region beteiligt zu werden. Beide Partner sollen als Gewinner aus der Kooperation hervorgehen. Neben einer Zusammenarbeit in diversen Bereichen, etwa im Marketing oder beim Austausch von Management-Kompetenzen, sollte damals auch die Einführung einer möglichen Verbindung für Passagierflüge geprüft werden. Theoretisch mache es ja kaum einen Unterschied, ob ein Passagier von Luxemburg über Frankfurt nach Schanghai fliege oder ob er die Strecke Luxemburg-Zhengzhou-Schanghai nehme, so damals die Überlegung.

Mitte 2015 kam dann Guo Gengmao, Vorsitzender des ständigen Ausschusses des Volkskongresses der Provinz Henan, zu Besuch nach Luxemburg. Gemeinsam mit Transportminister François Bausch erklärte er, wie wichtig die „Dual-Hub-Strategie“ für China sei. Beide bezeichneten die Partnerschaft als vollen Erfolg. Während die Cargolux anfangs nur zweimal pro Woche nach Zhenzhou flog, sind es heute schon zehn Flüge pro Woche. Gleichzeitig wurden weitere gemeinsame Pläne für die Zukunft geschmiedet, etwa zur Gründung eines gemeinsamen neuen Unternehmens für Luftfracht, und über eine „Cargo-Zugstrecke“ zwischen dem Logistikzentrum Bettemburg und dem Reich der Mitte. Die eine oder andere Testfahrt hat seitdem auch stattgefunden.

Unabhängig von Cargolux

Als nun diese Woche auf der Internetplattform „Aeroroutes“ angekündigt wurde, dass es nun ab Ende Dezember 2023 eine regelmäßige Passagierflugverbindung zwischen Luxemburg, Guangzhou und Zhengzhou geben soll, war die Überlegung, dass die Geschichten miteinander verbunden sind, naheliegend.

Die Suche nach einer Antwort auf die Frage, was die Verbindungen zwischen der nun eben erwähnten Geschichte mit der angekündigten Flugverbindung zu tun hat, gestaltet sich jedoch überraschend schwierig: Herr Weisgerber (damals Lux-Airport; heute Cargolux) stehe für ein Telefongespräch nicht zur Verfügung, hieß es diese Woche vonseiten des Transportministeriums. Es sei wohl wahr, dass auch damals schon von einer Passagierflugverbindung zwischen Luxemburg und China gesprochen wurde, die habe aber nichts mit der Cargolux zu tun. Auch die Nachfrage bei Cargolux war nicht sonderlich ergiebig: Bei Fragen, die dieses Thema angehen, solle man sich doch bitte an den Flughafenbetreiber Lux-Airport wenden, so die Luftfrachtgesellschaft. Beim staatlichen Flughafenbetreiber derweil gab es überhaupt keine Antworten auf die Fragen – weder per E-Mail noch per Telefon.

Betrieben werden soll die neue Route laut Internetplattform „Aeroroutes“ von der staatlichen Fluggesellschaft China Southern, eine der größten Chinas – einmal pro Woche mit einem Airbus A350-900. Losgehen soll es am 21. Dezember.

Es wird die mit Abstand längste Strecke werden, die reguläre Passagiermaschinen von Luxemburg aus anbieten. Die Zeit, als Luxemburg für Transatlantikflüge bekannt war, ist bereits lange vorbei. Aktuell bieten rund 17 Fluggesellschaften insgesamt etwa 100 unterschiedliche Direktflugziele ab Findel an. Zu den am weitesten entfernten Passagierflug-Zielen dürften die Vereinigten Arabischen Emirate und Kap Verde zählen.

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