LuxemburgDie Verbraucher scheinen sich an die Krise gewöhnt zu haben

Luxemburg / Die Verbraucher scheinen sich an die Krise gewöhnt zu haben
Nach sieben aufeinanderfolgenden Quartalen mit Zuwächsen ging der private Konsum im letzten Quartal des Jahres 2022 zurück Foto: Editpress/Julien Garroy

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Mit dem russischen Angriff der Ukraine und der immer stärker steigenden Inflationsrate war die Zuversicht der Luxemburger Verbraucher 2022 auf einen historischen Tiefststand eingebrochen. Mittlerweile jedoch scheinen sich die Verbraucher an die Kriegssituation gewöhnt zu haben.

Die Stimmung der Verbraucher ist immer noch nicht gut. Sie bricht aber bereits seit sechs Monaten keine neuen negativen Rekorde mehr. Im März 2023 hat sie sich nun „deutlich verbessert“, wie die Luxemburger Zentralbank zuletzt auf Basis neuer Zahlen mitgeteilt hat. Der Indikator ist in dem Monat auf minus 13 Punkte gestiegen. In den beiden Monaten davor lag er noch bei minus 17.

Zuvor hatte der Verbrauchervertrauensindikator, der mittels monatlichen Umfragen die Zuversicht der Haushalte misst, erst im August 2022 und später im September neue historische Tiefststände erreicht. Mit minus 26 und minus 30 Punkten wurden seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 2002 noch nie schlechtere Ergebnisse gemessen. Auch zu der pessimistischsten Corona-Zeit (April 2020) war der Indikator nur bis auf minus 24 Punkte gerutscht.

Erholt hatte sich der Indikator damals jedoch nur langsam. Es sollte bis April 2021 dauern, ehe das Niveau von vor Ausbruch der Pandemie (minus drei Punkte im Februar 2020) wieder erreicht wurde.

Seine jüngsten Bestmarken verzeichnete der Index im Mai (null Punkte) und Juni 2021 (plus zwei Punkte). Mit der zunehmenden Inflationsrate gingen die Ergebnisse der Umfrage dann wieder langsam abwärts. Im Oktober 2021 lag der Index bei minus vier und Anfang 2022 bei minus sieben. Im Monat nach Beginn des russischen Eroberungskrieges in der Ukraine, im März, brach der Luxemburger Indikator zum Verbrauchervertrauen regelrecht ein. Mit einem Schlag ging es von minus sieben auf minus 24 Punkte. Nach dem Tiefstpunkt im September blieb die Stimmung dann auch in den folgenden Monaten schlecht. Beendet wurde das Jahr bei minus 20.

Die Entwicklung des Luxemburger Verbrauchervertrauensindikators
Die Entwicklung des Luxemburger Verbrauchervertrauensindikators Quelle: Luxemburger Zentralbank

Die Tendenzen des Verbrauchervertrauensindex wurden vergangene Woche von Zahlen des statistischen Instituts Statec bestätigt. „Nach sieben aufeinanderfolgenden Quartalen mit Zuwächsen ging der private Konsum im letzten Quartal des Jahres 2022 zurück“, steht im letzten Conjoncture Flash zu lesen. Der Rückgang war auch in den meisten Ländern der Eurozone zu beobachten, jedoch war er in Luxemburg deutlicher: minus 2,2 Prozent im Quartalsvergleich gegenüber minus 0,9 Prozent in der Eurozone.

Besonders im Bereich der Dienstleistungen (minus 2,3 Prozent im Quartalsvergleich) habe das Großherzogtum einen stärkeren Rückgang des Konsums verzeichnet, so die Statistiker. Die geringeren Ausgaben für Dienstleistungen betrafen vor allem die Bereiche Gastronomie, Immobilienverwaltung und Finanzdienstleistungen. Bei den Wareneinkäufen trugen hauptsächlich Kraftstoffe, flüssige Brennstoffe (einschließlich Gas und Heizöl), Kraftfahrzeuge, alkoholische Getränke, Bekleidung und Möbel zum Rückgang bei. Diese Ergebnisse beruhen noch auf teilweise geschätzten Daten, warnt Statec.

Rückgang bei den Dienstleistungen

Das Bild eines sinkenden Konsums spiegele sich jedoch auch in den Volumenumsätzen der verschiedenen Arten von Einzelhandelsunternehmen wider, so die Behörde weiter. Im letzten Quartal 2022 gingen die Umsätze in fast allen Einzelhandelskategorien zurück, insbesondere in Hightech-Geschäften. In einigen dieser Kategorien war der Trend bereits in den vorangegangenen Quartalen rückläufig, was laut Statec wahrscheinlich auf eine gewisse Normalisierung nach der Pandemie zurückzuführen ist.

Die Entwicklung des Umsatz in unterschiedlichen Bereichen des Einzelhandels
Die Entwicklung des Umsatz in unterschiedlichen Bereichen des Einzelhandels Screenshot: Statec

Die Pandemie hatte beispielsweise den Kauf von Computer- und Kommunikationsprodukten und Sportausrüstung angekurbelt. „Es ist jedoch anzunehmen, dass der starke Inflationsschub ab Anfang 2022 die Haushalte dazu veranlasste, ihre Käufe in bestimmten Bereichen einzuschränken“, so die Statistiker.

In den ersten drei Monaten 2023 zeigten die Zahlen des Verbrauchervertrauensindikators dann wieder nach oben. Ein gewisser Gewöhnungseffekt scheint eingetreten sein: Trotz des fortlaufenden Krieges hat sich die Stimmung der Haushalte deutlich verbessert. Im Monat März lagen die Zahlen dann mit minus 13 auf dem niedrigsten Stand seit Kriegsbeginn (minus acht im Februar 2022).

Verbraucher bleiben vorsichtig

Mitgeholfen, die Stimmung zu verbessern, haben sicherlich die vielen staatlichen Hilfsmaßnahmen zur Senkung der Kosten der Energiekrise, wie sie mit den Sozialpartnern abgesprochen wurden. Auch wenn sie die öffentlichen Finanzen belasten, so werden sie es den Haushalten und Unternehmen, die sie am dringendsten benötigen, doch ermöglichen, ihre Kaufkraft beziehungsweise ihre Investitions- und Beschäftigungsfähigkeit zu erhalten. Die Inflationsrate bleibt zwar weiterhin hoch, ist aber bereits deutlich gesunken. Laut den neuesten Prognosen geht Statec für das laufende Jahr mittlerweile von einer Inflationsrate von 3,4 Prozent und von nur noch 2,8 Prozent im Jahr 2024 aus.

Im Monat März hätten sich, mit nur einer Ausnahme, alle Komponenten des Indikators positiv entwickelt, schreibt die Zentralbank weiter. Die Haushalte hätten die Einschätzung ihrer persönlichen finanziellen Situation und ihre Absichten in Bezug auf größere Anschaffungen deutlich nach oben korrigiert. In der Zwischenzeit seien auch ihre Erwartungen hinsichtlich ihrer persönlichen finanziellen Situation gestiegen, wenn auch in einem bescheideneren Maße. Lediglich der Indikator für die Erwartungen der privaten Haushalte in Bezug auf die allgemeine Wirtschaftslage in Luxemburg ist laut den Statistikern nicht gestiegen. Er ist jedoch stabil geblieben.

Trotz der deutlichen Verbesserungen bleiben die Erwartungen der Haushalte auch im März eher schlecht. Das zeigt sich vor allem beim Punkt der „Absichten, größere Einkäufe zu tätigen“, der weiterhin sehr niedrig bleibt. Die Verbraucher bleiben demnach überaus vorsichtig. Auch Statec unterstreicht, dass es nicht sicher ist, ob die besseren Zahlen beim Verbrauchervertrauen im ersten Quartal 2023 wirklich zu einem Anstieg des Konsums führen werden. Immerhin blieben die Anschaffungsabsichten nach wie vor gering – und das Sparen werde (dank steigender Zinsen) wieder attraktiver.

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