EditorialBlack Box HRS: Die Wahrheit kommt tröpfchenweise ans Licht

Editorial / Black Box HRS: Die Wahrheit kommt tröpfchenweise ans Licht
Only in Luxembourg: Wenn nicht einmal die Gesundheitsministerin weiß, ob HRS-Direktor Claude Schummer noch einen Job hat oder nicht Foto: Editpress/Isabella Finzi

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„Das Talent arbeitet, das Genie schafft“, soll Komponist Robert Schumann mal gesagt haben. Böse Zungen behaupten, er habe als Genie begonnen und als Talent geendet. Ähnlich genial und talentiert ist der Pressesprecher der ureuropäischen „Hôpitaux Robert Schuman“ (HRS): Marc Glesener.

Alles beginnt mit einem Büro. Mittwochabend bestätigen sich die Gerüchte, HRS-Generaldirektor Claude Schummer werde entlassen – als Bauernopfer für die drei vorzeitig geimpften und inzwischen landesweit bekannten HRS-Verwaltungsräte. Eine Kollegin ruft Glesener an. Ob denn diese Gerüchte stimmen würden. Die Antwort des Kommunikationsberaters: „Claude Schummer ist seit Montag nicht mehr in seinem Büro der Robert-Schuman-Krankenhausgruppe.“ Mehr lässt sich der PR-Profi nicht entlocken. Die Schlussfolgerung: HRS und ihr Generaldirektor gehen getrennte Wege. Oder doch nicht?

Glesener beharrt felsenfest auf der Formulierung, Schummer sei seit Montag nicht mehr im Büro. Mehrfaches Nachfragen, was diese literarisch anmutende Komposition denn bedeute, bleibt unbeantwortet. Die Feststellung am Donnerstagabend: Luxemburg weiß, dass Schummer nicht in seinem Büro ist. Er könnte im Urlaub sein, „Télétravail“ machen oder tatsächlich entlassen worden sein – die Antwort kennt nur der Verwaltungsratspräsident der Black Box HRS: Jean-Louis Schiltz. Nun sagen Sie sich bestimmt: „A soss hu mer keng Péng, Meeschter?“ Was soll diese Anekdote? Nun, sie spiegelt in Kurzform wider, was seit Tagen und Wochen beobachtbar ist: Die Wahrheit in der HRS-Affäre sickert nur tröpfchenweise durch, die Stunde der Spindoctors hat geschlagen. Ohne den öffentlichen Druck wäre z.B. gestern folgende Meldung der Schuman-Krankenhausgruppe undenkbar gewesen: „Ein interner Auditbericht zur Impfkampagne hat ergeben, dass bei fünf Impfungen Unregelmäßigkeiten aufgetreten sind.“ Der Bericht werde umgehend an das Gesundheitsministerium weitergeleitet und den Justizbehörden zugestellt. Wie verfahren die Situation dennoch bleibt, zeigt sich an den peripheren Machtkämpfen der Impfaffäre.

Ein Beispiel hierfür ist die Meldung: „Hôpitaux Robert Schuman“ habe versucht, sich mit 100.000 Impfdosen von Biontech/Pfizer einzudecken – HRS dementiert die Meldung. Dieses Mal scheint es sich tatsächlich nicht um große PR-Literatur zu handeln, sondern um eine nuanciertere Realität. Denn: Auch der Generaldirektor von Pfizer Luxembourg kritisiert am Donnerstag gegenüber dem Tageblatt die Richtigkeit der Medienberichte aus der Gerüchteküche: „Kein Luxemburger Krankenhaus, auch nicht die HRS, hat eine Anfrage an Pfizer gestellt, um Impfstoff vorbei am offiziellen Vertrieb privat einzukaufen.“ Was allerdings stimmt: Pfizer Luxembourg habe zu Beginn Gespräche mit Generaldirektor Claude Schummer geführt. Schummer sei auch an einem Kauf interessiert gewesen: Eine konkrete Zahl sei jedoch nie genannt worden, die Zulassung für den privaten Markt eine Kernbedingung gewesen – und einen Vertrag habe es schon gar nicht gegeben.

Wie werden also in der öffentlichen Debatte aus informellen und vertraglich nicht-verbindlichen Gesprächen zwischen Schummer und Pfizer Luxembourg plötzlich 100.000 Impfdosen, die Schummer letztlich seinen Job kosten könnten? Wer vertritt hier welche Interessen? Und welche Machtkämpfe werden hinter den Kulissen des HRS ausgetragen? Luxemburg hat ein Recht auf Antworten.

de Schmatt
13. März 2021 - 10.20

Die Wahrheit kommt tröpfechenweise. Das nennt man Salamitaktik. Man gibt immer nur soviel zu , wie aufgedeckt wird. Der Rest wird unter den berühmten Teppich gekehrt bis irgendwann jemand darüber stolpert.

Kremer Henri
13. März 2021 - 8.44

Een gudden Artikel mei Respekt Kremer Henri.

Miette
12. März 2021 - 22.38

Da mag es Wahrheiten tröpfeln, es wird jedoch nicht alles an Unrecht aus dem Infohahn tröpfeln. Die ganze Wahrheit kommt wohl nie an's Licht, das ist eine alte Tradition hier im Land.

Peter G.
12. März 2021 - 19.17

Sehr guter Artikel! Nach all diesen News (Impfdrängler, Rauswerfen von Schummer, Mobbing von Ärzten, etc.) werde ich in Zukunft die HRS Gruppe meiden so weit ich kann und, wenn möglich, zum CHL gehen. Nur wenn viele Leute so reagieren, wird die HRS vielleicht einiges ändern. Money talks.

j
12. März 2021 - 16.48

Sie predigen den Leuten das Wasser und saufen selbst den Wein ! Der beste Allgemeinmediziner hat doch gegen diese kaltblütigen Juristen und Wirtschaftler keine Chance. Die Angelegenheit errinnert stark an die Liquidierung von einem Chef unserer Armee. Dieser wehrte sich dann aber erfolgreich bei unseren Gerichten. Affaire à suivre!

marci
12. März 2021 - 15.16

Mich interessiert in dieser ganzen Schummelei-Debatte, ob die bekannten Impfdrängler ihre zweite Dosis auch zu einem bevorzugten früheren Termin bekommen, oder ob sie abwarten müssen, bis alle gefährdeten Personen ihre erste Dosis bekommen haben (das wäre doch das Mindeste).

Pol Nicolas
12. März 2021 - 12.24

" Macht ist böse " Zitat vum Schweizer Historiker Jacob Burckhardt.

Lucilinburhuc
12. März 2021 - 11.45

Guter Artikel und gute Analyse. Wie immer Von Dhiraj Sabharwal. Bleiben Sie bitte am Ball.

Von Blücher
12. März 2021 - 6.42

Der Sumpf der Machtgierigen, dabei scheint dies nur die Spitze eines Eisberges zusein, wo Privatinteressen und Machthunger an der Tagesordnung sind . Wer aufgrund eines Schriftstückes den Bericht (Arzt belastet....) über die Zustände im HRS , Lux.Wort, liest , kommt zum Entschluss in Luxemburg , wo Toleranz, Gerechtigkeit, Respekt dem Bürger von der Politik eingebläut wird , die Politik , deren Marionetten den Weg in die Bananenrepublik geebnet haben. Die Gambiaregierungszeit ist nicht gekennzeichnet von Transparenz, sondern , wie keine andere Regierungszeit vorher, Skandale, Skandälchen und Verrohung der Sitten , Machtgier die Überhand gewonnen haben genommen.