VerbraucherpreiseInflationsrate verharrt bei über 4 Prozent

Verbraucherpreise / Inflationsrate verharrt bei über 4 Prozent
Nachdem die Preissteigerungsrate letztes Jahr, mit dem coronabedingten Einbruch der Nachfrage nach Energieprodukten, nur sehr langsam zugelegt hat, steigen die Preise aktuell deutlich schneller Foto: AFP/Ina Fassbender

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Nachdem die Verteuerungsrate der Verbraucherpreise im November auf den höchsten Stand seit mehr als zwölf Jahren geklettert war, ging sie im Dezember wieder leicht zurück. Sie verharrt jedoch weiter bei über vier Prozent.

Im letzten Monat des abgelaufenen Jahres wurde in Luxemburg eine Inflationsrate von 4,14 Prozent gemessen. Das teilte das statistische Institut Statec am Mittwoch mit. Es ist der erste Rückgang nach zuvor fünf Anstiegen in Folge. Im November war die Rate auf 4,52 Prozent gesprungen, den höchsten Stand seit Juli 2008.

Hintergrund der leichten Beruhigung bei den Preissteigerungen, verglichen mit dem Vormonat, ist ein Rückgang bei den Preisen für Öl-Produkte, schreibt Statec. Diese kosteten im Dezember, im Schnitt, 4,8 Prozent weniger als im Vormonat November. Im Dezember kostete eine Tankfüllung Benzin beispielsweise 6,8 Prozent weniger als im November, Diesel war an der Zapfsäule 4,5 Prozent günstiger als im November. Für Haushalte, die ihren Heizöltank gefüllt haben, sank die Rechnung innerhalb eines Monats um 7,6 Prozent.

Im Jahresvergleich bleibt der Preisanstieg bei den Öl-Produkten, trotz des monatlichen Rückgangs, deutlich spürbar. Im Dezember 2021 waren sie im Schnitt immer noch 46,9 Prozent teurer als im Dezember 2020.

Teurer wurden in den letzten zwölf Monaten hierzulande jedoch nicht nur Energieprodukte. Auch Hotel- und Restaurantbesuche (plus 3,15 Prozent), Gesundheitsprodukte und -dienstleistungen (plus 2,94 Prozent) sowie Möbel (2,92 Prozent) und Freizeitaktivitäten (plus 2,3 Prozent) kosteten im Dezember 2021 deutlich mehr als vor einem Jahr. Rückläufig waren (mit minus 2,19 Prozent) ausschließlich die Preise für Kommunikationsleistungen.

Auch Lebensmittel sind, Statec zufolge, heute 2,27 Prozent teurer als im Dezember 2020. Besonders ausgeprägt sind die höheren Preise beim Einkauf von Fisch (plus 8,2 Prozent), Gemüse (plus 3,85 Prozent) sowie für Brot und Getreide (plus 3,55 Prozent). Stabil geblieben sind die Preise von Kaffee und Obst, sowie von Milchprodukten und Eiern.

Dass die Preisanstiege nicht nur auf die Öl-Preise zurückzuführen sind, zeigt die sogenannte Kerninflationsrate. Die hausgemachte Luxemburger Preissteigerungsrate, die schwankungsanfällige Lebensmittel- und Energiepreise von der Berechnung der Preisentwicklung ausschließt, ist im Dezember auf 2,3 Prozent gestiegen.

Inflationsrate wird hoch bleiben

Auch in den kommenden Monaten wird die Preissteigerungsrate wohl hoch bleiben. Für das Gesamtjahr 2022 rechnen die Luxemburger Statistiker aktuell, wie auch im Gesamtjahr 2021, mit einer Preissteigerungsrate von 2,5 Prozent. Im Vorjahr 2020 lag die Inflationsrate nur 0,8 Prozent – damals wegen der coronabedingt niedrigen Ölpreise.

Europaweit steigen die Preise derzeit in Rekordgeschwindigkeit. Die Teuerungsrate im Währungsraum lag im November bei 4,9 Prozent, wie das europäische Statistikamt Eurostat zuletzt mitgeteilt hatte. Das ist das bislang höchste Niveau seit Beginn der Messung im Jahr 1997. Die Inflation liegt damit mehr als doppelt so hoch wie das Ziel der Europäischen Zentralbank (EZB), die mittelfristig eine Rate von 2,0 Prozent als optimalen Wert für die Wirtschaft anpeilt.

Laut Schulbuch müssten nun die Zinsen erhöht werden, um die Preissteigerungen zu bremsen. Doch wird sich an der Geldpolitik Europas wohl vorerst nichts ändern. Die Währungshüter haben hierzu erklärt, dass sie den „momentanen Preisschub“ nur als vorübergehend und nicht als nachhaltig ansehen. Eine Erhöhung der Leitzinsen würde zudem einige europäische Staaten unter Druck setzen. Europaweit war die Verschuldungsquote 2020 um 14,1 Prozentpunkte auf 98 Prozent gestiegen.

Für Haushalte bedeutet Inflation nicht nur, dass sich die Preise von Waren und Dienstleistungen verteuern. Es geht ganz allgemein um Geldentwertung: Güter werden teurer, während die Kaufkraft von Gehältern und Sparguthaben schrumpft. Im Dezember 2020 war der durchschnittliche Zinssatz hierzulande nun erstmals in den negativen Bereich gerutscht. Im Oktober 2008 lag dagegen der durchschnittliche Zinssatz, den die Banken ihren Kunden boten, noch bei über vier Prozent.

Um den Verlust der Kaufkraft der Arbeitnehmer auszugleichen, gibt es in Luxemburg das Index-System. Aktuell werden, was diesen Ausgleich anbelangt, jedoch einige Zahlen aus der Rechnung weggelassen, namentlich die Preiserhöhungen, die durch die neue CO2-Steuer entstehen. Trotzdem war die für Jahresende 2021 erwartete Indextranche bereits Anfang Oktober fällig geworden. Falls die Preise mit der gleichen Geschwindigkeit weiter steigen, könnte in der zweiten Jahreshälfte 2022 bereits wieder eine erneute Indextranche anstehen.