Sporteinrichtungen in der HauptstadtPlatzmangel führt zu Wartelisten

Sporteinrichtungen in der Hauptstadt / Platzmangel führt zu Wartelisten
Die hauptstädtischen Sporteinrichtungen sind ausgelastet Foto: 

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Die Sportstätten in Luxemburg-Stadt sind fast vollständig ausgelastet. Das Angebot reicht nicht aus, um der großen Nachfrage gerecht zu werden. Bei einigen Clubs der Hauptstadt gibt es bereits Wartelisten für angehende Mitglieder. Neue Infrastruktur ist in Planung. Vorrang haben dabei allerdings stets die Belange des Schulsports.

Seit der Fusion der beiden Tischtennisvereine Bonneweg und Hollerich zum „Dëschtennis Union Lëtzebuerg“ im Jahr 2006 bemühen sich die Verantwortlichen des Clubs um einen zentralen Tischtennissaal, was aber nicht einfach ist. Momentan trainieren die Mannschaften in zwei separaten Sälen: ein Teil des Vereins im „Centre des sociétés“ in Hollerich, da, wo früher der dortige Verein spielte, der andere Teil des Clubs in der Bonneweger Sporthalle, wo früher der „Dëschtennis Bouneweg“ beheimatet war. Die Verantwortlichen des Vereins seien bereits dreimal bei den Verantwortlichen der Stadt vorstellig geworden, wo sie um einen größeren und zentralen Trainingssaal baten. „Stets wurde uns gesagt, man verstehe unser Problem und vergesse uns nicht. Doch bis dato hat sich leider noch nichts geändert“, sagt Gilbert Beissel, Sekretär des DT Union. „Wenn man sehr böse ist, könnte man sagen, die Fusion hat nie stattgefunden: Diejenigen, die in Hollerich trainieren und spielen, sehen diejenigen aus Bonneweg selten.“ Gewünscht sei ein einziger, großer Saal für den Club, doch in der Stadt Luxemburg ist nirgends mehr ein solcher frei, die Kapazitäten seien ausgelastet. Ideal wäre natürlich ein Saal in Hollerich oder Bonneweg, um die Nähe zu den Ursprüngen des Clubs zu bewahren, doch darauf beharrt der Verein mittlerweile nicht mehr, da ohnehin die meisten Spieler von auswärts kämen. Nur die Jugendspieler kämen noch größtenteils aus diesen beiden Vierteln.

Der Tischtennisverein DT Union ist nur ein Beispiel unter vielen. Platzmangel bereitet etlichen Vereinen der Hauptstadt Sorgen; einer großen Nachfrage von Sportbegeisterten steht ein zu kleines Platzangebot gegenüber.

Problem bekannt

Beim „Service Sports“ der Gemeinde Luxemburg ist man sich des Problems bewusst. Laut Alex Goergen, dem Leiter der Abteilung, liegen die Prioritäten allerdings ganz klar beim Schulsport. Und Simone Beissel, die zuständige Sportschöffin der Stadt, fügt hinzu: „Wir achten streng darauf, dass jedes Kind auch die Sportstunden erhält, die ihm zustehen.“

Erst nachdem sichergestellt sei, dass alle Schulen ihre Sportstunden wahrnehmen können, würden die Klubs bedient, sofern noch Kapazitäten in der Infrastruktur übrigbleiben. Und dann gibt es noch „Sports pour tous“, ein Angebot, das ebenfalls Platz benötigt. Mittlerweile werden in dem Rahmen 160 Kurse pro Jahr angeboten, mit insgesamt 6.000 Teilnehmern.

Die langfristigen Bedürfnisse in Sachen Sportinfrastruktur werden vom „Service Sports“ im sogenannten „Plan pluriannuel“ zusammengefasst. „Diesen Plan haben wir nach dem maximal möglichen Wachstum der Gemeinde berechnet, daraus ergeben sich die notwendigen Sportstätten“, erklärt Goergen.  Dass die Infrastruktur an ihre Grenzen stößt, bestätigt er. „Momentan sind alle Sportanlagen um die 95 Prozent ausgelastet.“ Im Winter gebe es überhaupt keine freien Einheiten mehr, lediglich im Sommer gibt es noch freie Plätze, da dann einige Sportarten, wie z.B. der Fußball, draußen trainieren. „Es herrscht so viel Andrang, dass die Sporthallen sieben Tage die Woche geöffnet sind“, sagt Simone Beissel, „manchmal sogar bis 23.00 Uhr“.

Der Andrang werde allerdings auch noch durch Faktoren verstärkt, auf die die Stadt keinen Einfluss hat. „Aus den Randgemeinden kommen viele Menschen in die Hauptstadt, um hier ihrem Sport nachzugehen, weil dieser in ihrer Heimatgemeinde nicht angeboten wird. So gibt es z.B. in keiner der Randgemeinden einen Leichtathletik-Club.“ Ein Blick auf die Website des hauptstädtischen Leichtathletikclubs CSL bestätigt: In fast allen Alterskategorien gibt es Wartelisten. In diesem Zusammenhang richtet die Sportschöffin einen Appell an die Nachbargemeinden der Hauptstadt; diese könnten unter sich über gemeinsame Sportstätten nachdenken, um so die Hauptstadt zu entlasten.

Ein weiteres Phänomen sei, dass sich etliche Clubs in der Stadt registrieren, um von der dortigen Infrastruktur profitieren zu können, meint Beissel, was den Druck auf die bestehenden Kapazitäten verstärke. „Da man aber alteingesessen Clubs keine Trainingseinheiten wegnehmen will, muss man neuen Clubs oft eine Absage erteilen“, ergänzt Alex Goergen.

Bestehende und geplante Infrastruktur

In der Stadt gibt es zurzeit rund 170 Sportanlagen, darunter 21 Fußballplätze, sieben Schwimmbäder, 26 Sporthallen, davon vier mit einer Saalgröße von 45×33 Metern (Belair, Bonneweg, Cents, Limpertsberg). 2021 wurde die neue Sporthalle auf Cents in Betrieb genommen, das Schwimmbecken wird voraussichtlich im September eröffnet. Alles in allem stünden 152.000 Quadratmeter an Hallenfläche und 2.200 Quadratmeter Wasserfläche zur Verfügung, sagt Goergen.

Weitere Hallen sind in Planung. So soll in Dommeldingen eine Sporthalle mit einer Kletterwand und einem Kraftraum sowie einem 25-Meter-Schwimmbecken gebaut werden. In Cessingen soll eine neue Sporthalle mit einem Multifunktionsaal und sogar einem 50-Meter-Schwimmbecken entstehen. Das neue Lycée Michel Lucius auf dem Kirchberg wird ebenfalls eine Sportinfrastruktur bestehend aus vier multifunktionalen Hallen sowie einem Schwimmbad erhalten.

Die beliebteste Sportart, der Fußball, wird in der Planung des „Service Sports“ nicht vergessen. In Bonneweg sollen zwei neue Fußballplätze in der rue Anatole France entstehen, in der Nähe eines Wohnbauprojekts der „Socité nationale des habitations à bon marché“; zudem müsse auch das Stade Camille Polfer dringend renoviert werden: „Einen Fußballplatz instandsetzen kostet fast so viel, wie einen ganz neuen anzulegen“, erklärt Goergen. Auch das Fußballfeld neben der St.-George’s-Schule in Hamm soll ausgebaut werden, sodass der RM Hamm Benfica künftig ausschließlich dort spielen wird, anstatt wie bisher auf zwei Plätzen. Neue Fußballplätze seien auch in Merl geplant. Vor einigen Jahren habe die Stadt dort deswegen sogar Bauland zum Marktpreis aufgekauft, erzählt Beissel.

Das bedeutendste Projekt für die kommenden Jahre ist aber wohl das Leichtathletikstadion, ebenfalls in Hamm. Läuft alles nach Wunsch, dann soll es für die Spiele der kleinen Staaten 2029 betriebsfertig sein, sagt Goergen. Es soll ein Stadion der Klasse A werden, d.h. mit acht Bahnen. Hinzu kommen eine Sporthalle und ein Werferfeld. Die Zuschauerkapazität wird um die 1.200 betragen.

„Ein großes Problem sind die hierzulande langwierigen Prozeduren“, sagt Simone Beissel: „Es dauert um die sechs Jahre von der ersten Idee bis zum Bau.“ Doch des einen Leid ist des anderen Freud: Langfristig werden wegen eines Wohnbauprojekts auch die Sportanlagen an der Arloner Straße verschwinden; vor einigen Wochen wurde das Siegerprojekt eines entsprechenden Architektenwettbewerbs vorgestellt. Doch bis das Projekt verwirklicht wird, werden noch mehrere Jahre vergehen, sodass die dortigen Clubs noch eine Zeit lang dort bleiben können. Dessen ist sich die Sportschöffin sicher.

Unterstützung für die Clubs

In der Gemeinde Luxemburg gibt es 188 Sportvereine, davon 168 föderierte. Jeder Verein erhält jährlich 275 Euro pro Athlet, vorausgesetzt, der Club ist föderiert und der Sportler nimmt an mindestens acht Wettbewerben im Jahr teil. Den Vereinen wird außerdem noch von der Stadt Material zur Verfügung gestellt. Auch bezahlt die Gemeinde den Vereinen mittlerweile Strom- und Heizkosten.