HilfsorganisationRotes Kreuz möchte sein Wohnungsangebot ausbauen – „eine Sisyphusarbeit“

Hilfsorganisation / Rotes Kreuz möchte sein Wohnungsangebot ausbauen – „eine Sisyphusarbeit“
Der Sitz des Roten Kreuzes beim hauptstädtischen Park Foto: Editpress/Alain Rischard

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Rund 1.500 bedürftige Menschen sind derzeit vom Roten Kreuz in diversen Einrichtungen oder Mietwohnungen untergebracht. Um weiteren Bedürftigen zu einer Wohnung zu verhelfen, wurde Anfang 2023 die „Cellule logement encadrement solidaire“ ins Leben gerufen. Am Mittwoch stellten die Verantwortlichen des Roten Kreuzes den Aktivitätsbericht 2023 vor

Die soziale Arbeit der Mitarbeiter stoße oft an ihre Grenzen, da es oft Menschen, die in Not sind, ganz einfach an einem Dach über dem Kopf fehle, um wieder auf die Beine zu kommen. Und ohne eine Unterkunft würde die Arbeit der Sozialhelfer oft zu einer Sisyphusarbeit, sagte der Generaldirektor des Roten Kreuzes, Michel Simonis, am Mittwoch vor der Presse. Aus diesem Grund beschloss die Hilfsorganisation, mit ihrer „Strategie 2030“ in Zukunft noch stärker im Bereich des Wohnungsbaus aktiv zu werden. Hilfeleistung im Bestreben, selbst als Bauherr aktiver zu werden, erhielt das luxemburgische Rote Kreuz 2023 durch eine Erbschaft in einem Gegenwert von 51 Millionen Euro, die in einen speziell hierfür geschaffenen Fonds flossen.

Erstens möchte man verstärkt mit der Organisation und den Behörden zusammenarbeiten, die bereits in dem Bereich aktiv sind, darunter dem „Fonds du logement“. Zweitens sollen auch innovative Wohnformen wie Wohngemeinschaften gefördert werden. Und da das Rote Kreuz im Besitz von mehreren Baugrundstücken sei, möchte es auch selbst verschiedene Bauprojekte realisieren.

Generaldirektor Michel Simonis
Generaldirektor Michel Simonis Foto: Editpress/Alain Rischard

Rund 1.500 Menschen sind vom Roten Kreuz aktuell in Einrichtungen untergebracht, teils in Sozialwohnungen, die entweder der Organisation selbst gehören, oder vom Staat, einer Gemeinde oder privat angemietet wurden, teils aber auch über die soziale Mietverwaltung („Location sociale“). Besitzer überlassen dabei einer Organisation wie eben dem Roten Kreuz ihre Wohnung zu einem Mietpreis weit unter dem des Marktes – im Gegenzug garantiert das Rote Kreuz eine regelmäßige Mietzahlung und die Instandhaltung.

2022 eröffnete das Rote Kreuz in Vianden die „Résidence Aline Mayrisch“, eine betreute intergenerationelle Wohn-Einrichtung für 108 Menschen. Bauprojekte mit insgesamt 170 Wohnungen für 560 Personen sind derzeit im ganzen Land in Arbeit.

Die Schenkung eines 2022 Jahres verstorbenen Gönners erlaube es, noch verstärkt in diesem Bereich aktiv zu werden, erklärte Simonis. Das Vermächtnis – Geld und Immobilien – in Höhe von 51 Millionen Euro wurde in den speziell gegründeten  „Fonds Robert Schuman“, benannt nach dem Namen des Spenders, einem luxemburgischen Notar, eingebracht. Die weiteren Spenden beliefen sich 2023 auf 5,876 Millionen Euro.

Vor etwa einem Jahr gründete das Rote Kreuz die „Cellule logement encadrement solidaire“, um bedürftigen Menschen wie Obdachlosen, Alleinerziehern sowie Menschen an oder unter der Armutsgrenze über die soziale Mietverwaltung eine Unterkunft zu bieten. Die CLES bietet den neuen Mietern, falls nötig, auch eine psychosoziale Unterstützung, zum Beispiel elementare Hilfe, um sich wieder an das Wohnen in einer Gemeinschaft zu gewöhnen.

Die CLES verwaltet heute um die 300 Wohnungen. 95 davon wurden von deren Besitzern für die Aufnahme von ukrainischen Flüchtlingen zur Verfügung gestellt. Rund 400 Personen sind von der CLES im Rahmen der sozialen Mietverwaltung untergebracht, 170 in Sozialwohnungen, die entweder im Besitz des Roten Kreuzes sind oder angemietet wurden.

Aufbauarbeit in der Ukraine

Die Ukraine ist der zweite große Ort, an dem die Hilfsorganisation tätig ist. Seit 30 Jahren arbeitet sie dort. Nun ist sie in der Region um Dnipro und Donetsk aktiv, wo vorrangig bei der Instandsetzung von beschädigten Krankenhäusern geholfen wird. Die dort unterstützten Krankenhäuser decken eine Bevölkerung von rund vier Millionen Ukrainern ab. So wurden mithilfe des luxemburgischen Roten Kreuzes in einigen Hilfszentren von Bomben zerstörte Fenster ersetzt, um die Fortführung der medizinischen Versorgung zu sichern.

Der Sinn des dortigen Engagements werde von vielen infrage gestellt, sagt Simonis „Weil man ja nicht weiß, ob nicht schon am nächsten Tag wieder eine Granate dort einschlägt.“ Etliche Hilfsorganisationen würden deshalb abwarten, bis der Krieg vorbei sei, um wieder aktiv zu werden. „Das kann man so sehen, wir entschieden uns aber, jetzt zu helfen, da nun Hilfe gebraucht wird.“