SportsoldatBob Bertemes über die Grundausbildung der Armee: „Extrem viele Eindrücke in kurzem Zeitraum“

Sportsoldat / Bob Bertemes über die Grundausbildung der Armee: „Extrem viele Eindrücke in kurzem Zeitraum“
Einen Tag gab es während der Grundausbildung, an dem Bob Bertemes an einen vorzeitigen Abbruch dachte  Foto: Editpress/Tania Feller

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Kugelstoßer Bob Bertemes ist seit April 2013 Teil der „Section de sports d’élite de l’armée luxembourgeoise“ (SSEA). Der 29-Jährige hat sich unter anderem durch die Unterstützung der „Lëtzebuerger Arméi“ ein Leben im Profisport ermöglicht. Im Gespräch mit dem Tageblatt erzählt er vor allem über die viermonatige Grundausbildung, die bei der Armee verpflichtend ist. 

Tageblatt: Bob Bertemes, wie kam es zu der Entscheidung, Teil der „Section de sports d’élite de l’armée luxembourgeoise“ zu werden?

Bob Bertemes: Ich bin im Januar 2013 in die Armee eingetreten. Die Entscheidung fiel 2012. Ich habe gesehen, dass meine sportliche Leistung immer besser wurde und dann habe ich mich gefragt, wie weit die Reise gehen könnte und wie das machbar ist. Gerade in der Leichtathletik ist es schwierig, Profi zu werden, wenn man nicht die riesigen Weiten stößt. Durch verschiedene Kontakte kam die Idee auf, das über die Armee zu machen. 

Wie haben Sie die Zeit in der viermonatigen Grundausbildung erlebt?

Um ehrlich zu sein, bin ich die Grundausbildung etwas blauäugig angegangen. Klar, man macht sich im Vorfeld schlau, auch über die Aufnahmeprüfungen. Die haben mir aber sehr in die Karten gespielt. Es war ein Sprint, dann wir mussten einen Medizinball gegen eine Wand werfen oder Liegestütze machen. Das konnte ich alles gut. Der Cooper-Test war das Knackigste am Tag. Während der Grundausbildung war Schlafmangel so eine Sache – ich habe aber gemerkt, dass auch mit wenig Schlaf viel machbar ist. Wir waren viel draußen, das hat mir gefallen, weil es immer abenteuerhaft war. Ich habe mich besser kennenlernen können, indem mir meine Grenzen aufgezeigt wurden. Da ich auch aus dem Einzelsport komme, war es für mich ein toller Aspekt, mal im Team arbeiten zu können. 

Wie war das Gefühl, als Sie zum ersten Mal mit einer Waffe schossen? 

Tatsächlich war das ziemlich unspektakulär. Ich war schockiert, wie einfach es ist, zu schießen. Ich dachte, dass es einen großen Rückstoß geben würde und dass es viel mehr „Hightech“ wäre. Es ist aber tatsächlich extrem einfach, das war schockierend. Ich konnte auf 300 Meter schießen, wenn auch vielleicht nicht ganz so präzise. Wir haben vorher natürlich lange Schießübungen mit ungeladener Waffe gemacht. Als es dann an den Schießstand ging, war man aber schon sehr nervös. 

Gab es einen Tag, an dem Sie an einen Abbruch gedacht haben? 

Ja, den gab es. Einmal dachte ich mir, dass ich es nicht mehr schaffen würde. Es war der absolute Wahnsinn für mich. Es ging um eine Spintkontrolle. Wir mussten unser ganzes Zeug auf einen Poncho im Hangar legen. Wir mussten dabei jedes Stück einzeln heranbringen, eine runde Laufen und das dann einräumen. Das war sehr anstrengend. Das Problem war, dass manche einige Sachen verloren haben. Ein anderer Sportsoldat war befreit von der Übung und das fand ich ziemlich unfair. Ich dachte mir, dass das alles nicht sein kann. Das war echt prägend, aber mittlerweile kann ich drüber lachen. 

Während der vier Monate konnten Sie Ihrem Sport, dem Kugelstoßen, nicht nachgehen. Hatte dies einen negativen Einfluss auf Ihre sportliche Karriere? 

Ich fand es gar nicht hinderlich. Es war mir klar, dass ich die Grundausbildung so lege, dass sie nicht unmittelbar vor einem Saisonhöhepunkt stattfindet. Mir kam die Grundausbildung ganz gelegen. Ich habe über vier Monate an meiner Ausdauer gearbeitet und auch ein wenig abgenommen. Ich habe dann drei Monate gebraucht, um wieder genauso weit zu stoßen wie vor der Grundausbildung. 

Wie würden Sie die vier Monate allgemein beschreiben?

Es war eine super intensive Zeit. Ich war lediglich an den Wochenenden zu Hause und ich glaube, dass meine Eltern es irgendwann leid waren, dass ich nur über die Armee gesprochen habe (lacht). Es waren eben extrem viele Eindrücke in extrem kurzer Zeit. Es hat sich angefühlt, als wäre die Armee das Interessanteste auf der Welt. 

Hatten Sie nach der Grundausbildung Schwierigkeiten, wieder in den normalen Alltag zu finden?

Nein. Der letzte Monat in der Grundausbildung war schon nicht mehr ganz so intensiv. Ich konnte schon besprechen, welche Wettkämpfe ich bestreite und wann es wieder losgehen würde. Der Plan nach der Grundausbildung war relativ durchgetaktet.