CoronavirusVerhaltener Optimismus: Luxemburger Abwasser enthält etwas weniger Coronaviren

Coronavirus / Verhaltener Optimismus: Luxemburger Abwasser enthält etwas weniger Coronaviren
Viele Werte sind noch zu hoch – aber längst weist der Trend nicht mehr nur nach oben Grafik: Editpress/Frank Goebel

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Das Abwasser in Luxemburg ist nicht mehr ganz so stark mit Coronaviren belastet wie noch vor einigen Wochen. Zu hoch sind die Werte an den meisten Messpunkten aber immer noch.

Das Abwasser ist offenbar ein guter Indikator, um das Infektionsgeschehen in Luxemburg zu beurteilen – nicht nur zum gegenwärtigen Zeitpunkt, sondern sogar als Projektion für einige Tage in der Zukunft: Denn das Virus kann bereits ausgeschieden werden, bevor überhaupt Krankheitssymptome auftreten oder diese so stark sind, dass der Betroffene einen Arzt aufsucht bzw. einen Test machen lässt.

Der neueste Report aus dem LIST („Luxembourg Institute of Science and Technology“) verströmt sogar so etwas wie vorsichtigen Optimismus – natürlich den von Forschern, die sich zu keiner unbedachten, unbewiesenen Aussage hinreißen lassen: „Dieser Trend muss in den kommenden Tagen oder Wochen validiert werden“, heißt es darum. Aber er ist definitiv da, der Trend nach unten – wobei er allerdings noch eher schwach ausgeprägt ist und nicht überall gleich stark auftritt. Vor allem aber: Wenn überhaupt, dann ist nur ein langsamer Abstieg aus sehr hohen Gefilden erkennbar.

 Grafik: LIST & Editpress (Frank Goebel)

Auf einer Übersichtsgrafik, die den Grad der Sars-CoV-2-Kontamination von Abwässern in Luxemburg über einen Farbcode anzeigt, ist das Feld für das Ende der jüngst vergangenen 49. Kalenderwoche jedenfalls hellorange und nicht mehr tiefrot. Von einem satten Grün, wie es zuletzt um die 24. Woche herum erkennbar war, ist das zwar noch weit entfernt, aber immerhin. Es gibt einen leisen Grund zur Hoffnung, dass sich die Situation zumindest etwas entspannt.

Während der 49. Kalenderwoche wurden an jeweils zwei Tagen Proben von 13 Kläranlagen untersucht (mit Ausnahme von zwei Anlagen, an denen nur an einem Tag Proben genommen und analysiert wurden).

An den meisten Orten (wie etwa in Beggen, Schifflingen und Petingen) haben sich die Werte dabei erfreulich entwickelt, weil vor allem die zweite Wochenmessung teils deutlich niedrigere Werte ergeben hat, als sie in den vergangenen Wochen üblich waren. An einigen Messstellen (wie Echternach, Grevenmacher, Übersyren) sind aktuell jüngsten Werte sogar so niedrig, dass die Symbolfarbe für die Kontamination ein zwar blasses, aber doch eindeutiges Grün ist. In der Grafik für Echternach berührt der Punkt, der die Konzentration der gefundenen Virenreste im Abwasser darstellt, sogar die Null-Linie.

 Grafik: LIST/Editpress (Frank Goebel)

Ob dies nun einen verlässlichen Trend darstellt, müssen die kommenden Tage und weitere Messungen zeigen – beziehungsweise dann auch die Meldungen von der „Santé“ zu positiven Tests, Krankheitsfällen und Verstorbenen. Dass die leicht gesunkenen Werte aber auch im Allgemeinen kein Grund sind, weniger vorsichtig zu sein, zeigt die Übersichtsgrafik für das ganze Land:

 Grafik: LIST

Auch hier stellen die grauen Säulen die Infektionsfälle im Land dar, die blaue Punkt-Linie den Gehalt des Abwassers an Sars-CoV-2-Viren. Der jetzt niedrigere Wert ist nur eine Momentaufnahme – und liegt immer noch so hoch wie Mitte Oktober, als die Infektionswelle, die derzeit nicht nur Luxemburg plagt, so richtig losging. 

In Sachen Abwasser gibt es zwar noch nichts zu feiern – aber zumindest auch keine neuen Hiobsbotschaften.

EXTRA: Die Coronastep+-Untersuchung

Das Forschungsinstitut LIST entnimmt Proben an 13 Luxemburger Kläranlagen. Insgesamt wird somit ein Einzugsgebiet mit 445.302 Menschen abgedeckt. Dafür wird über 24 Stunden Wasser am Zufluss der jeweiligen Kläranlage gesammelt. Die Virus-RNA ist in menschlichen Exkrementen nachweisbar und kann deshalb in Kläranlagen gefunden werden. Die Forschungseinrichtung LIST beschäftigt sich seit mehr als zehn Jahren mit Abwässern und den Viren, die sich darin befinden. Normalerweise gehen die Forscher Viren nach, die Magen-Darm-Entzündungen oder andere Infektionen des Verdauungstrakts auslösen können. Für die Auswertung benutzen die Forscher im Grunde die gleiche PCR-Methode, wie sie auch bei Rachenabstrichen angewandt wird. Sie erlaubt es, die RNA – also den genetischen Bauplan des Virus – aufzuspüren. (sen/gr)

Charles Hild
8. Dezember 2020 - 16.38

Jeden Tag etwa fünf liebe Mitmenschen die an Corona sterben, weil weder die Regierung, noch die Opposition die richtigen Massnahmen ergreifen. Und dann heisst es plötzlich: Optimismus?? Und dieser Optimismus sieht vor, dass es die nächsten Monate genau so weiter geht, jedoch nicht noch schlimmer wird. Mich stimmt so etwas eher pessimistisch. Tag für Tag fünf weitere Tote, das kann man doch nicht einfach so hinnehmen.