Vor 60 JahrenAls schwere Schiffe die Mosel eroberten

Vor 60 Jahren / Als schwere Schiffe die Mosel eroberten
Charles de Gaulle, Großherzogin Charlotte und Heinrich Lübke bei der Ankunft am 26. Mai 1964 am Festplatz nahe der Trierer Schleuse Quelle: Internationale Moselkommission

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Eine Informationstafel in Apach, im Dreiländereck an der Mosel, macht neugierig. Mit dieser Tafel wird daran erinnert, dass der Fluss ab 1958 für große Schiffe ausgebaut wurde. Eröffnung war sechs Jahre später, am 26. Mai 1964, vor genau 60 Jahren. Bericht über das Erwachsenwerden der Mosel.

In gallo-römischer Zeit, vor rund 2.000 Jahren, sei die Mosel schon eine wichtige Verkehrsstrecke gewesen, besagt die Infotafel in Apach. Reliefs auf der Igeler Säule und das Neumagener Weinschiff, Grabmal eines römischen Weinhändlers, zeugen jedenfalls vom Transport von Wein, Tuchen, Getreide und Öl. Auch der Nachschub für die Garnisonen am Rhein kam über den Wasserweg, heißt es zum Beispiel im Buch „Die Römer an Rhein und Mosel“. Im Rahmen der „Kulturhauptstadt Luxemburg und Großregion 2007“ wurde das Neumagener Schiff übrigens nachgebaut. Seitdem fährt es als „Stella Noviomagi“ ab Neumagen-Dhron, eine knappe Stunde von Luxemburg-Stadt entfernt, zwischen Trier und Bernkastel-Kues gelegen, für Touristen auf der Mosel.

Größtes Problem des Flusses war stets der Tiefgang und, je nach Jahreszeit, der Unterschied zwischen Niedrigwasser und Hochwasser, was die Transportmöglichkeiten per Schiff sehr einschränkte. Die Römer hatten angeblich bereits Pläne, die Mosel zu jeder Zeit schiffbarer zu machen. Es bedurfte aber vieler Jahrhunderte, bis daraus Wirklichkeit wurde. Erst der Mosel-Vertrag von 1956 legte den Grundstein für eine umfangreiche Nutzung des Gewässers. Vor allem die Stahlindustrie im französischen Lothringen wollte über den Rhein an die Märkte Westeuropas und an die Nordseehäfen, besonders an jenen von Rotterdam, kommen.

„Ein Fest“ für Schulkinder

Anfang 1958 begannen die Arbeiten. Die Kosten wurden zwischen den Anrainerstaaten geteilt, wobei Frankreich den größten Teil zahlte. Insgesamt wurde eine Strecke von über 270 km von Metz bis zur Mündung der Mosel in den Rhein bei Koblenz ausgebaut und so für die Großschifffahrt erschlossen. Transporte bis zu 1.500 Tonnen wurden möglich. 13 Staustufen wurden gebaut, darunter auch jene in Apach gegenüber von Schengen. Von der Europabrücke aus kann man schön beobachten, wie die Schiffe in der 170 m langen und 12 m breiten Schleusenkammer auf- und absteigen.

Am 26. Mai 1964 war dann feierliche Eröffnung. Großherzogin Charlotte von Luxemburg sowie die Präsidenten Charles de Gaulle, Frankreich, und Heinrich Lübke, Bundesrepublik Deutschland, fuhren auf dem Schiff „Straßburg“ von Metz nach Trier: „Es war ein riesiges Fest“, erinnert sich Schengens Ehrenbürgermeister Roger Weber an jenen Tag vor 60 Jahren. Alle Mädchen und Jungen der Grundschulen beidseitig der Mosel hätten Spalier gestanden und gejubelt. „Drei Schiffe waren es, die von Metz kommend nach Trier gefahren sind.“

„Angst vor Lärm und Schmutz“

In einem Beitrag des WDR (Westdeutscher Rundfunk) vor zehn Jahren zum damals 50. Jubiläum der Kanalisation hieß es, dass die Winzer entlang der Mosel anfangs Angst vor Lärm und Verschmutzung durch dreckige Schiffe gehabt hätten. Die Proteste seien längst verstummt, obwohl heute weit mehr Güter über den Fluss transportiert würden, als jemals erwartet.

Trier ist heute übrigens auch der Sitz der Internationalen Moselkommission, in der die Anrainerstaaten vertreten sind. Die Drei-Länder-Kommission versucht, den Schiffsverkehr auf der Mosel weiter zu beschleunigen. So kamen seit der historischen Eröffnung vor 60 Jahren Schleusen hinzu, bestehende wurden ausgebaut und verbessert. Auch Brücken wurden erhöht, damit Containerschiffe besser passieren können. Seitdem gibt es Tage, an denen die großen Schiffe auf der Mosel im Stau stehen, um die Schleusen zu passieren.

Heute ist die Mosel als europäische Wasserstraße eingestuft und verbindet über diverse Kanäle das Mittelmeer mit der Nordsee. Gefeiert wird das 60-jährige Jubiläum der Kanalisation der Mosel am 26. Mai jetzt nicht. Das werde im Herbst 2024 nachgeholt, heißt es bei der Moselkommission in Trier.