FinanzplatzWas ist los bei ING Luxembourg? Kreditinstitut reduziert die Zahl seiner Kunden

Finanzplatz / Was ist los bei ING Luxembourg? Kreditinstitut reduziert die Zahl seiner Kunden
Bei den Kunden machen sich Unzufriedenheit und Verunsicherung breit Foto: Editpress-Archiv/Julien Garroy

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Immer mehr Kunden von ING Luxembourg erhalten die Mitteilung, dass sie ihre Konten schnellstens schließen müssen. Anscheinend stehen Fragen der Wirtschaftlichkeit hinter der Entscheidung. Von der Bank hat das Tageblatt keine Antworten erhalten.

Es läuft bereits seit einigen Monaten. Seit Ende letzten Jahres bekommen immer mehr Kunden von ING Luxembourg Post von ihrer Bank. „Nach Überprüfung unseres Angebots haben wir entschieden, ihre Konten leider bald schließen zu müssen.“ Wer sich davon nicht beeindrucken lässt und auf „abbrechen“ klickt, erhält eine weitere Warnung: „Sind Sie sicher? Wenn Sie das verschieben, dann riskieren Ihre Konten blockiert zu werden, ohne dass Sie die Möglichkeit haben, uns Daten zum Weiterleiten des Restbetrags anzugeben.“

Im Internet, auf der Plattform Reddit, werden die Unzufriedenheit und die Verunsicherung der Kunden spürbar: „Ich bin seit zwei Jahren bei ING angemeldet, habe ein ordentliches Guthaben und habe meine Rechnungen immer pünktlich bezahlt. Sie sagen, dass sie das Recht haben, einseitig Konten zu kündigen, die nicht mit ihrer Strategie übereinstimmen?“, so ein Nutzer am Donnerstag. „Das Gleiche ist meiner Großmutter passiert, sie war 58 Jahre lang Kundin, bekam einen Brief auf Englisch, sie versteht kein Englisch. Sie hat einen Monat Zeit, um zu einer anderen Bank zu wechseln, hat fast einen Herzinfarkt bekommen, weil sie Angst hatte, ihr Geld nicht herauszubekommen“, lautet eine der Antworten.

Auf Facebook ist die Stimmung nicht viel besser: „Mir hun Enn Februar eis Visakaard mussen op 0 setzen. Haaten just déi vun hinnen dofir waaren mir net rentabel“, so eine Nutzerin. Weiter schreibt sie, die Bank wolle nur noch Kunden mit mehr als 50.000 Euro auf dem Konto. Andere Kommentatoren in den sozialen Netzwerken schreiben, dass die Bank ihren Kunden alle „Non profitable“-Konten schließen wolle und den bestehenden Kunden nur zwei Monate Zeit lasse, um sich ein neues Konto zum Weiterleiten der Gelder auf einer anderen Bank zu öffnen.

 
  Screenshots: ING App
Nach Überprüfung unseres Angebots haben wir entschieden, ihre Konten leider bald schließen zu müssen

ING Luxembourg, Mitteilung an die Kunden

Auch in anderen Ländern, in denen die ING aktiv ist, gab es zuletzt ein ähnliches Vorgehen. Auf der Webseite der Bank in Frankreich steht beispielsweise geschrieben: „Sie waren ING-Kunde und Ihre Konten wurden geschlossen. Hier finden Sie die Antworten auf Ihre letzten Fragen. Wie wir Ihnen mitgeteilt haben, hat sich ING aus dem Online-Banking in Frankreich zurückgezogen und die Konten seiner Privatkunden geschlossen. Die Kreditverwaltung wird in Frankreich weiterhin von ING übernommen. Wenn Sie Ihren Restbetrag erhalten haben, bedeutet dies, dass Ihr Konto tatsächlich geschlossen wurde.“ Ruhe ist danach jedoch offenbar noch keine eingetreten: „ING beginnt mit dem Verkauf des französischen Hypothekenportfolios für Privatkunden“, war vor zwei Tagen auf BNN Bloomberg zu lesen. Es gehe darum, den Ausstieg aus dem Massenkundengeschäft in diesem Land abzuschließen, wie Personen mit Kenntnis der Sachlage, laut dem Sender, berichten.

Welche Strategie die Bankengruppe nun in Luxemburg verfolgt, bleibt unklar. Tageblatt-Anfragen zu dem Thema ließ ING Luxembourg in den beiden letzten Tagen, zumindest bis Redaktionsschluss, unbeantwortet. Hierzulande zählt die in den Niederlanden beheimatete Bankengruppe, laut dem Jahresbericht von 2022, insgesamt 124.000 Kunden mit Einlagen von 17,6 Milliarden und einem Kreditvolumen von 9,2 Milliarden Euro. Erwirtschaftet hatte sie mit ihren 985 Mitarbeitern 2022 ein Nettoresultat von 120 Millionen Euro.

Die im Jahr 1987 erstmals in Luxemburg etablierte ING (anfangs noch unter dem Namen NMB Bank) zählt zu den wenigen Banken, die hierzulande über ein Filialnetz verfügen. Ob oder wie die Bank dieses Filialnetz auch in Zukunft aufrechterhält und wie viele Kunden sie weiter betreuen will, ist den Autoren dieses Berichts nicht eindeutig klar. Allein die Post ist verpflichtet, jedem Bürger ein Konto anzubieten. Die Website der ING Luxembourg gibt an, dass sie aktuell noch neun Filialen auf Luxemburger Territorium betreibt. Fünf davon können übrigens nur mit einem zuvor ausgemachten Termin persönlich besucht werden. Ein Vergleich mit der Zahl aus dem Tätigkeitsbericht von 2016 eröffnet, dass die Anzahl der Agenturen von damals 17 auf aktuell neun reduziert wurde. Innerhalb von acht Jahren wurden also acht Filialen geschlossen.

Acht Filialen in acht Jahren

Aus dem Bericht des Jahres 2022 geht jedoch auch hervor, dass die Bank mit dem Ergebnis, das sie in dem Jahr im Bereich des Massenkundengeschäfts, des sogenannten Geschäfts mit den Schalterbanken, der Retail-Bank, nicht zufrieden war: „Die kommerziellen Ergebnisse blieben aufgrund des wirtschaftlichen Umfelds und eines massiven Anstiegs der Zinssätze hinter den Erwartungen zurück“, steht hier geschrieben. Infolgedessen seien die Gewinnmargen geringer ausgefallen als erwartet. Im Jahr 2023 hat sich die Situation weiter verschärft, die Anzahl der Immobilientransaktionen ist hierzulande weiter deutlich zurückgegangen.

Auch bei den Gewerkschaften weiß man nicht viel mehr. Dass die Konten von Privatleuten geschlossen werden, sei bereits seit mehreren Monaten bekannt, so Maria-Helena Macedo, die beim LCGB für den Finanzbereich zuständig ist, gegenüber dem Tageblatt. „Das ist nichts Neues.“ Bei den Kontenschließungen gehe es darum, Geld zu sparen. Man wolle nur die größeren Konten behalten, mit denen Geld verdient wird, etwa die mit Krediten. Daneben gebe es „zwar viele Gerüchte, doch die gibt es bereits seit einigen Monaten. (…) Wir haben nichts Offizielles gehört“. Bei den Gerüchten gehe es derweil weniger um Strategie und mehr um einen möglichen Jobabbau, so Macedo.

Zu denken gibt den Mitarbeitern, dass für weniger Konten auch weniger Arbeitskräfte benötigt werden und dass eine Reihe Leistungen, wie etwa das „Know your customer“, derzeit ins Ausland outgesourct werden. Konkrete Informationen gebe es jedoch keine. Sobald die neue Personaldelegation sich nächste Woche jedoch formiert habe, werde man bei der Direktion eine Unterredung beantragen, um über die Gerüchte zu reden. „Wir wissen nicht, ob etwas an den Gerüchten dran ist oder nicht“, so die Gewerkschafterin erneut.

Etwas beunruhigend sei jedoch, dass die ING in Belgien letztes Jahr neu organisiert wurde. In dem Zusammenhang mussten 400 Mitarbeiter entweder einen neuen Job innerhalb der Bank annehmen oder die Bank verlassen. Diese Reorganisation hatte keine direkten Auswirkungen auf die Anzahl der Zweigstellen, war damals in der Wirtschaftszeitung L’Echo zu lesen. Die Schließung von Filialen werde nach einem bereits früher verabschiedeten Plan fortgesetzt, so die Zeitung. ING Belgien zählte Anfang November 193 Zweigstellen, angestrebt werde ein Netz von 150 bis 180 Filialen.

 Foto: Editpress/Julien Garroy
Nomi
29. Mai 2024 - 10.28

Dat kennt mir fir wei' "Rache am Chef". An der Chefetage ass Eppes decidei'ert ginn, an dei' et sollen emsetzen waren net an dei' Decisio'unen angebonnen. Dann kennt Dengscht no Viirschreft, an d'Cheffen beissen sech an den Ar. . . ! Daat ass no hannen lass gaang !

Barthelmy Jos
28. Mai 2024 - 13.12

Eng Fro als éischt,: Wat zielt méi an enger Demokratie, d'Konstitutioun oder intern Reglementer vun enger Firma? Ween ass do fir d'Bierger virun Bedruch an Siskriminatioun ze schützen an déi ze stroofen wou sech net drub halen? Sinn Demokratien net mindestens deelweis op de Prinzip vun der Solidaritéit opgebaut?

Nomi
26. Mai 2024 - 22.52

Dei' Bank well fort aus dem Privatgeschaeft. Keng Client'en mei', dann brauchen se dofir och keng Matarbechter mei'. Keng Client'en mei', dann brauchen se dofir och keng Agencen mei'. Vill gespuurt. Matarbechter gekennegt ohni Sozialdialog an ohni Abfindung !

Ian
26. Mai 2024 - 17.03

@ Jung Luc Vu wegen Service. Da géi emol bei d'BIL

Plop Poulpy
26. Mai 2024 - 15.43

Hoffentlech kommen net nach aaner Banken dei idee. Soss leen mir eis Suen ennert d'Matraz esou wei meng Urgroussmamm et gemat huet. Sie huet kenger Bank getraut. 😁

RCZ
26. Mai 2024 - 12.57

Wer ein Konto bei dieser Bank hat und noch keinen Brief bekommen hat sollte jetzt die Initiative ergreifen und das Konto liquidieren!🏦🤑🧐🤔🫣

JUNG LUC
26. Mai 2024 - 11.30

Bei deser Sort hun ech nach just eng Visaskaart. Ech hun am Viraus alles annukeiert. Hieren Service as null.

Plop Poulpy
25. Mai 2024 - 17.27

Och wann se elo Waasser an de Wein schedden no desem Skandal, maachen ech mech seier do fort. Ech waarden net op de Breif. Gudd dass mir nach aner Bankenrelatiounen hun. As zwar Aarbecht fir Domiciliatiounen an Mandater emzeaenneren, mais soit. Kee Vertrauen mei.

CG
25. Mai 2024 - 14.18

War auch mal Kunde bei dieser Bank. Hatte auch ein sogennantes "Schläferkonto" auf dem nicht viel Aktivität war. Einem Angestellten der Bank war dies wohl aufgefallen und plötzlich fehlten am Ende des Jahres 1000€ auf meinen Sparkonto und das nicht nur einmal sondern im nächsten Jahr nochmal und dies jeweils mit einer Buchung in einer Agentur die ich nicht mal kannte. Das Geld wurde beide Male zurückgebucht, was mich aber nicht daran hinderte beim zweiten Mal mein Konto aufzulösen.

Le Cze
25. Mai 2024 - 13.57

Dieses Vorgehen der Bank ist inakzeptabel, ja schon kriminell und müsste vom Staat sanktioniert werden!...

Erich Frieden
25. Mai 2024 - 10.43

Hoffentlich bleibt ein Bankanturm ab Montag aus.

E Letzeboier
25. Mai 2024 - 10.24

Eigentlëch muss ee frou sin, als Ex-Client vun esou enger "Bank" fortzesinn. Do kann een nëmmen hoffen, dass hiere Plang net opgeet.

JJ
25. Mai 2024 - 8.40

Systemrelevant. So heißt die Erklärung. Die Bankenkrise würde vom Steuerzahler übernommen.Da gab es noch Abfindungen in Millionenhöhe für Manager die eigentlich ins Gefängnis gehörten. Hundert Millionen Gewinn reichen eben nicht mehr. Also,wie wär's wenn alle Kunden morgen ihr Geld bei ING abholen würden.Das wäre ein Spaß.

Denis Viktor
25. Mai 2024 - 8.39

Zuerst kujoniert uns die Bank damit dass wir unsere Daten zwecks Kreditwürdigkeit( Kunde seit etwa 30 Jahren bei ING SIC) an eine polnische Filiale senden müssen damit unsere Kreditkarten deblockiert werden und kurz danach wird man gefeuert. Dieser Aspekt gefällt mir ganz und gar nicht. Pensionäre sind nicht gerade die Kunden die ING interessieren. Wo bleibt die ABBL, der Finanzminister, der Konsumentenschutz? Haben die irgendetwas dazu zu sagen?

Claude
24. Mai 2024 - 18.45

Do gesäit een d'Logik vum Kapitalismus.