GesetzesentwurfOhne Erfahrung und Fachkompetenz an die Spitze des Sportministeriums

Gesetzesentwurf / Ohne Erfahrung und Fachkompetenz an die Spitze des Sportministeriums
Der nächste Regierungskommissar im Sportministerium auf Fetschenhof soll auf Vorschlag der Regierung ernannt werden Foto: Editpress/Isabella Finzi

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Nicht nur im Bildungswesen sorgt ein Gesetzesentwurf über eine Reform von Nominierungskriterien für Aufregung. Im Sportministerium will man die Nominierung für Schlüsselstellen neu definieren. Vor allem die des Regierungskommissars steht im Fokus und sorgt für Beunruhigung in der Luxemburger Sportwelt.

Es ist das höchste Amt im Sportministerium, der „Commissaire de gouvernement à l’éducation physique et aux sports“, bei dem in Zukunft der Zusatz der „éducation physique“ gestrichen werden soll. Seit der Pensionierung von Rob. Thillens im September ist der Posten vakant. In Zukunft könnte dieser von jemandem ohne Erfahrung oder Fachkompetenz ausgeübt werden. Jedenfalls in der Theorie. Eine Gesetzesänderung soll es möglich machen.

Ein Gesetzesentwurf des Sportministers Dan Kersch (LSAP), das von seinem ersten Regierungsrat und Generalkoordinator des Sportministeriums, Laurent Deville, ausgearbeitet wurde, will die Nominierungskriterien für den Posten des Regierungskommissars für Sport anpassen. Der Gesetzestext wurde am 30. Oktober vom Regierungsrat verabschiedet. Musste ein Kandidat für den Posten bislang die Kriterien für eine Karriere als „cadre supérieur“ erfüllen sowie 15 Jahre im Staatsdienst stehen, so soll er in Zukunft lediglich vom Großherzog auf Vorschlag der Regierung ernannt werden.

Fehlende Lobby für Schulsport

Der höchste Beamte im Sportministerium muss theoretisch also weder über Erfahrung noch über eine spezifische Ausbildung verfügen. Bislang war es so, dass dieses Amt in der Regel von einem erfahrenen Sportlehrer ausgeübt wurde. Begründet wird die Reform der Nominierung damit, dass ähnliche Posten, wie der „haut-commissaire à la protection nationale“, der „commissaire aux affaires maritimes“ oder der Direktor des „Centre des technologies de l’information de l’Etat“ ebenfalls auf Vorschlag der Regierung vergeben werden.

Die offiziellen Gutachten zum Gesetzesentwurf stehen noch aus, doch in der Luxemburger Sportwelt blickt man mit Sorge auf den Vorstoß. Das Luxemburgische Olympische Komitee (COSL) wollte sich noch nicht zu dem Gesetzestext äußern, da ihr Gutachten noch nicht vorliegt. Einige Quellen des Tageblatt, die nicht öffentlich genannt werden wollen, sorgen sich vor allem darum, dass keine spezifische Ausbildung mehr für den Posten verlangt wird. Dabei sei Fachwissen auf dieser Ebene von großer Bedeutung. Dem Regierungskommissar obliegt es, sämtliche Bereiche der Sportpolitik zu koordinieren, zu kontrollieren sowie die Regierung zu beraten. Das geht vom Bau einer Sporthalle, die den Bedürfnissen entspricht, bis hin zum Konzept für Bewegungsentwicklung von Kindern.

Politisches Amt

Die Sportlehrer befürchten, durch die Gesetzesänderung noch weniger Lobby zu haben. Auch andere Gesprächspartner des Tageblatt sehen den Wegfall des Zusatzes „à l’éducation physique“ durchaus kritisch und befürchten, dass die Bewegungserziehung in Zukunft im Sportministerium keine große Rolle mehr spielen soll. Doch nicht erst seit diesem Gesetzestext kann man sich fragen, was dem Duo Kersch-Deville am Schulsport gelegen ist. Bei der Reform des „Conseil supérieur de l’éducation physique et des sports“ wurde daraus der „Conseil supérieur des sports“. Außerdem hat der Minister vor allem Akteure des Leistungssports in sein Beratungsorgan berufen. Einen Vertreter der Sportlehrer-Vereinigung oder der Lasel oder Lasep sucht man vergebens.

Die im Gesetzestext vorgeschlagenen Nominierungskriterien bergen aber neben dem mangelnden Fachwissen oder der fehlenden Erfahrung noch eine weitere Gefahr. Der höchste Posten im Sportministerium könnte so zu einem politischen Amt werden, da der Minister theoretisch seine Vertrauenspersonen für dieses Amt vorschlagen kann.

Der Gesetzesentwurf wird wohl noch für Gesprächsstoff sorgen. Eine Anfrage des Tageblatt beim Sportministerium blieb bislang am Montagnachmittag unbeantwortet. Bleibt abzuwarten, ob Kersch ähnlich unter Druck geraten wird wie sein Regierungskollege Claude Meisch, der seinen Gesetzesentwurf zurückziehen musste.

de Schmatt.
21. November 2020 - 10.35

@ Tossen. Auf eine Diktatur mag Ihre gewagte Behauptung vielleicht zutreffen , in beschräntem Masse auch auf einen ex US Präsidenten. In einer Demokratie , wo die Bürger durch freie Wahlen ihre Volksvertreter bestimmen aus denen die Regierung hervorgeht, dürften wohl kaum Analphabeten in Spitzen-resp. Führungsposten anzutreffen sein. Es sei denn, eine Mehrzahl der Bevölkerung ist des Schreibens und Lesen nicht kundig. Was eher unwahrscheinlich ist. Und zu Letzteren werden Sie sich doch nicht etwa zählen wollen?

Tossen
17. November 2020 - 12.26

Lieber Autor, Sie wissen doch hoffentlich, dass man in einer Demokratie auch für einen Ministerposten nicht mal Lesen und Schreiber beherrschen muss?

Laird Glenmore
17. November 2020 - 11.55

Erfahrung und Fachkompetenz dann müßte man mit sofortiger Wirkung die gesamte Regierung entlassen. Das einzige was diese Leute können ist sich auf dem Rücken der Steuerzahler ein schönes Leben zu machen oder private Vergünstigungen und Vorteile für sich und ihre Familie zu machen à la D. Trump nur im kleinen. Ich bin immer noch der Meinung das jeder Minister oder Ministerin aus dem Job kommen dessen Amt sie bekleiden .

B.G
17. November 2020 - 8.45

Erfahrung und Fachkompetenz sollten das Minimum an Vorschrift zur Teilnahme an jeder Wahl sein. Egal ob für Jikken-oder Parteiclub und höhere Ämter , oder ?