EditorialNoch 100 Tage bis Olympia: Paris muss Weichen für Zukunft der Spiele stellen

Editorial / Noch 100 Tage bis Olympia: Paris muss Weichen für Zukunft der Spiele stellen
 Foto: dpa/Thanassis Stavrakis

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Es sind noch genau 100 Tage bis zur Eröffnung der Olympischen Sommerspiele in Paris. Seit Dienstag brennt auch die olympische Flamme. Sie wurde traditionsgemäß in Griechenland entzündet und macht sich nun auf den Weg, damit sie pünktlich am 26. Juli zur Eröffnungsfeier in Paris ankommt. Ob die große Show wie geplant auf der Seine stattfinden kann, steht dabei noch nicht fest. Seit dem Terroranschlag in Moskau gilt in Frankreich die höchste Warnstufe. Es wäre das erste Mal in der olympischen Geschichte, dass die Eröffnungsfeier nicht in einem Stadion stattfindet. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron will an der Idee festhalten, erklärte aber auch, dass es einen Plan B und C gibt.

100 Tage vor der Eröffnung, an der 300.000 Menschen teilnehmen sollen, ist die Sicherheit das dominierende Thema. Damit reiht sich Paris nahtlos in die Spiele der vorherigen Olympiaden ein. Es hat schon Tradition, dass außersportliche Themen im Vorfeld des Großereignisses dominieren. Ausufernde Kosten, Sicherheitsdebatten, Korruptionsvorwürfe, Vetternwirtschaft. Es sind eigentlich immer die gleichen Diskussionen, die Olympische Spiele begleiten. Da ist Paris keine Ausnahme. Nach den teuersten Spielen der Geschichte im Jahr 2021 in Tokio und zunehmender Kritik am Gigantismus von Olympia soll Paris der Wendepunkt werden, hin zu nachhaltigen Spielen. In Frankreich wird auf teure Neubauten verzichtet und versucht, auf bestehende Sportanlagen zurückzugreifen; dennoch sollen die Spiele teurer werden als ursprünglich geplant. Die Gesamtkosten sollen sich auf rund neun Milliarden Euro belaufen, der französische Rechnungshof geht von drei bis fünf Milliarden Euro aus öffentlicher Hand aus. Damit wären es immer noch die günstigsten Spiele seit Peking 2008. Sicherlich ein Trend, der in die richtige Richtung zeigt, doch leider begleiten die Spiele von Paris auch negative Trends. So gab es gleich zweimal Razzien der Polizei in Büros des Organisationskomitees und einiger privater Unternehmen wegen des Verdachts der Vetternwirtschaft. Es scheint, als ob sportliche Großereignisse nicht mehr ohne polizeiliche Ermittlungen auskommen würden.

So vermittelt Olympia immer noch den Eindruck einer abgehobenen Veranstaltung, die dem Kulturgut Sport nicht gerecht wird. Die zum Teil hohen Ticketpreise, horrende Übernachtungskosten und doppelt so teure Metrotickets tragen ihren Teil dazu bei. Im Fall von Paris ist es umso bedauerlicher, da es einige Anstrengungen gibt, die Spiele wieder näher zu den Menschen zu bringen. Wettkämpfe werden in der Stadt ausgetragen werden. Die Seine soll sogar gereinigt werden, damit einige Schwimmwettbewerbe hier stattfinden können. Ob es gelingt, den Fluss bis zum Sommer vom Abwasser zu säubern, steht noch in den Sternen, es wäre aber eine wichtige Aktion, von der die gesamte Bevölkerung im Nachhinein profitieren würde. Nach den Exzessen der vergangenen Jahrzehnte war klar, dass die Spiele 2024 nicht perfekt sein werden. Sie sollten aber die Richtung vorgeben, damit Olympia eine Zukunft hat und der Sport auch im Vorfeld im Mittelpunkt steht.