Tageblatt Flèche du SudVan Den Boer nach Etappensieg Gesamtführender

Tageblatt Flèche du Sud / Van Den Boer nach Etappensieg Gesamtführender
Sieger der 2. Etappe und neuer Gesamtführender: Seppe Van den Boer Foto: Editpress/Luis Mangorrinha

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Während der deutsche Radsportler Tim Torn Teutenberg (Lidl-Trek Future) am Mittwoch zum Auftakt der 73. Tageblatt Flèche du Sud jubelte, gab es am Donnerstag einen Doppelsieg für die Cyclocross-Profis der Formation Baloise-Trek Lions. Der Belgier Seppe Van den Boer gewann vor dem letztjährigen Gesamtsieger Pim Ronhaar (NL/Baloise-Trek Lions) und übernahm damit gleichzeitig das Trikot des Gesamtführenden. 

Auf der Eröffnungsetappe der 73. Tageblatt Flèche du Sud hatte es zu Beginn der 85,5 Kilometer rund um Canach Attacken gegeben. Der Belgier Yorben Lauryssen (Bingoal) und der Deutsche Cedric Abt (Lotto-Kern Haus) hatten sich einen Vorsprung von ca. 30 Sekunden auf das Peloton erarbeitet, doch das Hauptfeld fuhr das Loch wieder zu. Später fuhren sich der Tscheche Michael Kukrle (Felt Felbermayr), der Deutsche Stefan Meiler (Vorarlberg) sowie der Niederländer Max Kroonen (VolkerWessels) einen Vorsprung heraus – doch auf der letzten Runde konnte das Peloton, das auch von Mats Wenzel (Lidl-Trek Future) angeführt wurde, das Loch wieder schließen. 

Doch auch auf der letzten der insgesamt sieben zu fahrenden Runden gab es Attacken. Emmanuel Zangerle (Felt Felbermayr) fuhr noch mal sechs Sekunden heraus, doch das Peloton ließ den Ausreißern keine Chance.  In Canach lief es am Mittwochabend also auf einen Zielsprint hinaus. Die schnellsten Beine hatte Tim Torn Teutenberg, der die starke Vorarbeit seiner Teamkollegen veredelte. Immer wieder fuhren die Fahrer von Lidl-Trek Future die Löcher auf die Ausreißer zu, am Ende war Teutenberg der Stärkste.

Tim Torn Teutenberg war am Mittwoch in Canach der Schnellste
Tim Torn Teutenberg war am Mittwoch in Canach der Schnellste

„Es war ein komisches Rennen“, sagte Torn Teutenberg, der von 2021 bis 2023 für Leopard fuhr. „Im Feld war es nicht so hart, erst als die Attacken kamen. Die Jungs haben auf den letzten zwei Runden viel gegeben, um die Lücke nach vorne zu schließen. Dann hat Baloise-Trek übernommen. Eigentlich sollte ich heute für Matteo (Milan) anfahren, aber ich hatte die Beine für den Sieg. Für mich ist der Sieg nach drei Jahren bei Leopard hier in Luxemburg besonders schön.“ Zweiter wurde der Pole Patryk Stosz (Felt Felbermayr). Teutenbergs Teamkollege Matteo Milan, Bruder des zweifachen Giro-Etappensiegers Jonathan Milan, vervollständigte das Podium. Bester Luxemburger war Tom Wirtgen (Felt Felbermayr) als 20.

Die Nachwuchsmannschaft von Lidl-Trek geht ambitioniert in die nächsten Etappen. „Wir sind hier, um jede Etappe zu gewinnen. Wir haben auf jedem Terrain jemanden, der hier gewinnen kann. Jakob (Söderqvist) wird ein starkes Zeitfahren machen, Mats (Wenzel) ist nach seiner Verletzung zurück. Wir haben hier einige Waffen am Start.“  

Sprintetappe am Donnerstag

Im Jahr 2005 hatte der spätere Tour-de-France-Sieger Geraint Thomas bei miserablen Wetterbedingungen die Etappe von Rümelingen gewonnen und damit den Grundstein zum Flèche-Gesamtsieg gelegt, erinnerte sich der ehemalige Profi Tom Flammang am Mikro vor dem Start der zweiten Etappe der Tageblatt Flèche du Sud. Nach der kurzen Etappe rund um Canach, die mit einem Stundenmittel von mehr als 44 km/h zurückgelegt worden waren, standen gestern 151,2 km auf dem Programm, die in neun Runden zu absolvieren waren. Dies erlaubte den zahlreichen Zuschauern, die sich am doppelten Feiertag an der Strecke eingefunden hatten, das Renngeschehen bei strahlendem Sonnenschein und Temperaturen um die 20 Grad hautnah zu verfolgen.
Gleich nach dem Start des 117 Mann starken Pelotons gab es die ersten Ausreißversuche.

Sehr aktiv zeigte sich der Deutsche Sascha Weber, im Trikot der luxemburgischen Formation Snooze-VSD, der Teil der ersten Fluchtgruppe war. Diese wurde jedoch noch vor Ende der schnellen Auftaktrunde gestellt. In der zweiten Schleife konnten sich dann drei Fahrer absetzen. Das Hauptfeld, das bei Start und Ziel bereits einen Rückstand von mehr als anderthalb Minuten aufwies, machte keine Anstalten, um seinen Rückstand auf die Spitzenfahrer zu verringern. Im Gegenteil, Colin Stüssi (Team Vorarlberg), Jan-Willem Van Schip (Parkhotel Valkenburg) und Maximilian Kabas (Hrinkow Advarics) konnten ihren Vorsprung sechs Runden vor Schluss auf knapp zwei Minuten ausbauen.

Die Aspiranten auf den Gesamtsieg waren sich bewusst, dass sie diesem starken Trio nicht allzu viele Freiheiten zugestehen durften. So dauerte es nicht lange, bis die Mannschaft Lidl-Trek Future Racing mit Auftaktsieger Tim Torn Teutenberg die Verantwortung übernahm und die Jagd auf die Führenden einleitete.
Mitte des Rennens hatte sich der Abstand bei zwei Minuten eingependelt, sodass die Fluchtgruppe weiter in Schlagdistanz des Pelotons blieb. Drei Runden vor dem Ende verstanden sich Stüssi, Van Schip und Kabas weiterhin blendend. Von ihrem Vorsprung hatten sie nur ein paar Sekunden eingebüßt. Zu diesem Zeitpunkt stand bereits fest, dass der Schweizer Colin Stüssi das Trikot des Führenden übernehmen würde, während der Österreicher Maximilian Kabas sich das Bergtrikot schnappte.

Tom Wirtgen auf Platz sieben

Zwei Runden vor Schluss war der Vorsprung des Trios auf eine Minute geschrumpft, als der Niederländer Jan Willem Van Schip alles auf eine Karte setzte und seine Weggefährten attackierte. Derweil Kabas vom heranstürmenden Feld geschluckt wurde, hatte Stüssi noch genügend Kraft, um sich noch einmal an Van Schip heranzukämpfen. Ihr Vorsprung von 50 Sekunden sollte jedoch nicht ausreichen, um den Etappensieg unter sich auszumachen, da die tschechische Mannschaft ATT Investments die Verfolgung in die Hand genommen hatte und das Spitzenduo im letzten Anstieg des Langengrund stellen konnte.

Wie am Vortag wurde der Etappensieger im Sprint ermittelt. Die schnellsten Beine hatte Seppe Van den Boer. „In der letzten Runde waren wir gut positioniert. Es ist uns gelungen, im letzten Kreisel als Erste auf die Zielgerade einzubiegen. Pim (Ronhaar) hat den Sprint perfekt für mich angezogen. Auf der schweren dritten Etappe werden wir uns ganz in den Dienst von Pim stellen“, so der 18-jährige Belgier. Gut unterwegs war auch Tom Wirtgen, der auf den exzellenten siebten Platz fuhr. „Ich habe den Sprint für Patryk (Stosz) vorbereitet. Wir haben keinen Fahrer, der für eine vordere Platzierung in der Gesamtwertung infrage kommt, und konzentrieren uns jetzt in erster Linie auf die Schlussetappe“, so der 28-jährige, der sich in der Zwischenwertung auf Platz neun verbessern konnte, zeitgleich mit Leader Seppe Van den Boer.

Eine Vorentscheidung um den Gesamtsieg könnte heute auf der Königsetappe rund um Bourscheid fallen. Auf den sehr hügeligen 127,2 km hat das Fahrerfeld insgesamt 2.658 Höhenmeter zu bewältigen. Im letzten Anstieg hinauf zum Schloss werden wie in den Jahren zuvor nur die bergfesten Fahrer den Tagessieger unter sich ausmachen.