WeltbienentagWarum die Präsenz der Asiatischen Hornisse zur Gefahr wird – auch in Luxemburg

Weltbienentag / Warum die Präsenz der Asiatischen Hornisse zur Gefahr wird – auch in Luxemburg
Anders als die europäische Hornisse mit gelb-schwarzer Zeichnung hat die invasive Art (auf dem Bild zu sehen) einen größtenteils schwarzen Körper mit orangefarbenen Bändern  Foto: dpa/Axel Heimken

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Am Montag findet der „World Bee Day“ der Vereinten Nationen statt. Gute Nachrichten für dieses und andere nützliche Insekten gibt es rund um den 20. Mai indes nicht. Denn: Bienen stehen auf dem Speiseplan der Asiatischen Hornisse – einer invasiven Art, die sich auch in Luxemburg immer weiter ausbreitet. Gespräche mit Menschen, die sich mit dem Thema auskennen, zeigen, wie die Situation aktuell aussieht und in welchen Regionen sich die eingewanderte Hornisse offenbar besonders wohlfühlt.

„Ihre Einwanderung ist nicht mehr rückgängig zu machen und auch kaum zu stoppen“, erklärten Landwirtschaftsministerin Martine Hansen und Umweltminister Serge Wilmes (beide CSV) kürzlich in einer Antwort auf eine parlamentarische Anfrage. Sie beziehen sich dabei auf die verstärkte Ausbreitung der Asiatischen Hornisse in Luxemburg. Durch den Handel nach Europa eingeschleppt, wurde das invasive Insekt vor rund vier Jahren erstmals in Luxemburg entdeckt: zuerst in Junglinster, dann u.a. in Esch, Beckerich oder Ingeldorf.

Seit 2020 breitet sich die Asiatische Hornisse weiter aus: Wurden bei der Naturverwaltung in dem genannten Jahr noch vier Nester registriert, waren es 2023 bereits 30. „2021 war es noch ruhig, 2022 auch, obwohl die Präsenz stieg. Im letzten Jahr sind die Zahlen explodiert und wir mussten viele Nester entfernen“, erzählt Tiago De Sousa, der sich seit rund acht Jahren bei der „Administration de la nature et des forêts“ (ANF) um invasive Arten kümmert. Und sich so seit 2020 auch mit der Hornisse aus Südostasien beschäftigt. 

Ihre Präsenz löst im Bereich der Bienenhaltung ein mulmiges Gefühl aus. Denn: „Im Ausland hat man gesehen, welche Auswirkungen ihre Verbreitung hat. Niemand ist glücklich darüber und es wird viel diskutiert“, so Alexandra Arendt, Präsidentin der „Fédération des unions d’apiculteurs du Grand-Duché de Luxembourg“ (FUAL). Im Garten der Biologin stehen eigene Bienenstöcke und sie weiß, weshalb die Präsenz der Asiatischen Hornisse ein Problem ist: Diese füttert die eigenen Larven mit Eiweiß, das sie durch den Verzehr von anderen Insekten – Fliegen, Schmetterlingen und eben auch Bienen – aufnimmt.

Heimtückischer Angriff

Auf die Jagd geht sie auf heimtückische Weise: So lauert die Asiatische Hornisse zum Beispiel vor Bienenstöcken, um die Bestäuber bei deren Rückkehr abzufangen – und zu töten. Immer wieder kehrt das invasive Insekt zu einem Volk zurück. Mit Folgen: „Die Bienen sind gestresst, verfallen in eine Art Panikstarre und verlassen den Stock nicht mehr. Das hemmt sie in ihrer Entwicklung“, erklärt Alexandra Arendt und weist darauf hin, dass dabei ganz gezielt schwache oder sehr junge Völker angriffen werden. Die Bienenlarven werden dann nicht versorgt und ganze Völker sterben. 

Auch der berufliche Bienenzüchter Paul Jungels kennt diese Vorgehensweise: „Wir wissen das von Berichten aus dem Ausland.“ Er sagt: „Wir müssen abwarten, ob es hier zu diesen Szenarien kommt. Ich bin da sehr vorsichtig und will abwarten, wie schlimm es wird.“ Wie viele andere Involvierte legt er eine eher abwartende Haltung an den Tag und findet das auch richtig – solange die Situation in einer Region ruhig ist. Im Süden des Landes ist das ihm zufolge – nach Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen vor Ort – entlang der französischen Grenze allerdings nicht der Fall. „Ich sehe im Moment kein großes Problem, mit Ausnahme des ‚Minett’: Dort müssen die Ministerien und die ANF aktiver werden.“ 

Damit ist gemeint, dass Primärnester frühzeitig im Frühling entfernt werden sollten, damit so die größeren Sekundärnester gar nicht erst gebaut werden können. Die Präsidentin des Landesverbandes für Bienenzucht, Alexandra Arendt, weist darauf hin, dass manche davon oft nur schwer oder gar nicht erreichbar sind. Nicht einverstanden ist sie damit, dass zur Beseitigung Gift genutzt wird. Denn der Biologin zufolge gibt es andere, für die Umwelt weniger schädliche Alternativen: zum Beispiel das Verschließen und Einfrieren der Nester, bis eben nichts mehr summt und brummt.

Gefährliche Fallen

Schützen können Imker ihre Bienenstöcke laut Landwirtschaftsministerin Martine Hansen und Umweltminister Serge Wilmes durch Gitter oder Vorrichtungen, die die Anflugfläche vergrößern. Alexandra Arendt gibt aber zu bedenken: „Es ist nicht sicher, ob das wirklich funktioniert. Außerdem beeinflussen auch diese das Verhalten der Völker und sind deshalb nur bedingt eine Lösung, wenn man mehrere Völker besitzt – wie der berufliche Bienenzüchter Paul Jungels erklärt. Seit 1968 besitzt er Insektenstaaten, aktuell etwa 200. 

Vom Aufstellen von Fallen – ob gekauft oder selbst gebastelt – raten überdies nicht nur die Ministerien, sondern auch die FUAL sowie die Organisation „natur&ëmwelt“ ab. Denn, darin sind sich die genannten Akteure sowie die Naturverwaltung einig: Dabei kann zwar durchaus eine Hornissenkönigin ins Netz gehen, aber zusätzlich auch andere, geschützte Insekten. In Zeiten von Biodiversitätsverlust kann das ein ohnehin bereits strapaziertes Ökosystem weiter aus dem Gleichgewicht bringen, wie Lieke Mevis von „natur&ëmwelt“ warnt: „Wir sind uns bewusst, dass die Asiatische Hornisse für die Imker ein Problem ist. Aber Fallen können ebenfalls großen Schaden anrichten und das Ökosystem weiter schwächen.“ 

Die invasive Art erkennen – und melden

Der Hauptunterschied zwischen der Asiatischen und der Europäischen Hornisse ist die Farbe: Erstgenannte ist dunkler, der Körper überwiegend schwarz, mit einigen orangefarbenen Bändern. Auffällig sind die schwarzen Beine der Asiatischen Hornisse mit gelben Spitzen. Die Beine der europäischen Hornisse hingegen sind rotbraun, ihr Körper hat gelb-schwarze Streifen. Von der Größe her unterscheiden sich beide Hautflügler kaum, die asiatische Variante ist oft etwas kleiner. Ein Flyer mit den wichtigsten Unterscheidungsmerkmalen und mehr Informationen gibt es auf der Seite environnement.public.lu. Wer glaubt, eine Asiatische Hornisse gesehen zu haben, soll die „Administration de la nature et des forêts“ (ANF) darüber informieren – wenn möglich mit Foto. Per Mail an neobiota@anf.etat.lu, vespa@neobiota.lu oder über die Anwendung „Inaturalist.lu“ ist das möglich. Informationen gibt es auch bei der Naturverwaltung unter Tel. 24 75 66 00. Übrigens verhält sich die Asiatische Hornisse laut ANF eher diskret und reagiert auf Menschen nicht aggressiv – solange diese ihrem Nest nicht zu nahe kommen.

Neben der Sensibilisierung der Öffentlichkeit will die Naturverwaltung auch in Zukunft weiter mit Besitzerinnen und Besitzern von Bienenvölkern in Kontakt bleiben, um die Lage einschätzen zu können und weiter Daten zu sammeln. Bei Fortbildungen sollen sie von Experten aus Wallonien in Zusammenarbeit mit der ANF im Umgang mit dem invasiven Insekt geschult werden und Material für das Entfernen der Nester erhalten. Alexandra Arendt fasst die Situation zusammen, wie sie eigentlich alle Beteiligten beschreiben: „Diese Art wird nicht verschwinden, die Frage ist also, wie sie hierbleiben kann, ohne dass dabei zu viel Schaden entsteht.“


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