Trump wütet gegen Musical-Ensemble

Trump wütet gegen Musical-Ensemble
(Carolyn Kaster)

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Der künftige US-Vize Pence schaut sich das Musical "Hamilton" an. Er verlässt das Theater nach ungewöhnlichem Schauspiel. Trump ist wütend, Pence gelassen.

Inmitten seiner Regierungsbildung hat der künftige US-Präsident Donald Trump einen wütenden Twitter-Krieg gegen das Ensemble des Erfolgsmusicals „Hamilton“ gestartet. Der Grund: Die Darsteller hatten sich am Ende einer Aufführung am Freitagabend (Ortszeit) auf der Bühne direkt an den designierten Vizepräsidenten Mike Pence im Publikum gewandt und ihm eine mahnende Botschaft über die „amerikanischen Werte“ mit auf den Weg gegeben.

Romney neuer Außenminister?
Nach der Nominierung von mehreren Hardlinern für wichtige Regierungsposten erwägt Donald Trump die Berufung des gemäßigten Mitt Romney zum Außenminister. Noch vor kurzem war er sein wohl schärfster innerparteilicher Kritiker. Der künftige Präsident ziehe das „aktiv und ernsthaft“ in Betracht, sagte sein Vize Mike Pence am Sonntag dem Sender CBS. Trump und Romney hatten sich zuvor getroffen und ihr Kriegsbeil begraben. Der Multimilliardär beschrieb ihr knapp eineinhalbstündiges Gespräch als „extrem positiv und produktiv“.

Jetzt will Trump, dass sich Ensemble und Produzent bei Pence für das „schreckliche Verhalten“ entschuldigen. Sogar noch Sonntagfrüh – vor einer ganzen Serie von Treffen mit potenziellen Ministerkandidaten – schickte er einen entsprechenden zornigen Tweet los. Darin stellt er auch fest, dass das vielfach preisgekrönte Musical über die Gründungsväter der USA „wie ich höre, äußerst überbewertet wird“.

„Es war wirklich eine Freude“

Pence selber reagierte dagegen gelassen auf den Vorfall. Er habe es genossen, „Hamilton“ anzuschauen, sagte er am Sonntag. „Es war wirklich eine Freude, dort zu sein. Ich habe mich nicht durch das beleidigt gefühlt, was gesagt wurde“, so der designierte Vizepräsident in einem Interview des Senders Fox News.

Pence war bei seinem Besuch im Richard-Rodgers-Theater am Broadway zunächst teils mit Buhrufen empfangen worden. Als der bibelfeste und sozialkonservative Ex-Gouverneur nach dem Ende der Aufführung dann den Saal verlassen wollte, wurde er von einer kraftvollen Stimme auf der Bühne aufgehalten. „Wir haben eine Botschaft für Sie, und wir hoffen, dass Sie uns anhören“, rief Brandon Victor Dixon, der im Musical den Hamilton-Rivalen Aaron Burr verkörpert, Amerikas künftigem „Vize“ zu.

„Konversation ist keine Belästigung, Sir“

Mit dem versammelten Ensemble im Rücken redete er dann dem Republikaner ins Gewissen. „Wir sind das vielfältige Amerika – jene, die beunruhigt und ängstlich sind, dass Ihre neue Regierung uns, unseren Planeten, unsere Kinder und unsere Eltern nicht beschützen, uns nicht verteidigen und unsere unabänderlichen Rechte nicht aufrechterhalten wird“, sagte Dixon. „Wir hoffen, dass diese Aufführung Sie dazu inspiriert hat, unsere amerikanischen Werte aufrechtzuerhalten und für uns alle zu arbeiten.“

Der designierte US-Präsident Trump beklagte postwendend auf Twitter: „Unser wunderbarer künftiger Vize-Präsident ist letzte Nacht belästigt worden (…) Das sollte nicht passieren.“ Später sprach er dann von einem „rüden“ Verhalten „gegenüber einem guten Mann“ und forderte: „Entschuldigen Sie sich!“

Dixon konterte: „Konversation ist keine Belästigung, Sir.“ Und er begrüße es, dass Pence geblieben sei, um zuzuhören.