Qualität statt Masse?

Qualität statt Masse?
(Tageblatt-Archiv/Isabella Finzi)

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„Qualität statt Masse“ möchte Charles Muller in seinem Theater anbieten. 67 Aufführungen an 108 Abenden ist eine Masse, und auch qualitativ sieht das Programm äußerst vielversprechend aus.

Für halb zehn am Mittwochmorgen war die Pressekonferenz im Escher Theater angekündigt, manche Journalistenkollegen wurden fälschlicherweise auch schon für 9.00 Uhr eingeladen. Dass es allerdings erst um fünf vor zehn losgehen konnte, lag an Lydia Mutsch, die wohl viel beschäftigte Bürgermeisterin ließ auf sich warten …

Doch als sie dann da war, wurde den Gästen ein Schnelldurchlauf durch 29 Theaterstücke, sechs Stücke für junges Publikum, zehn Tanzaufführungen, fünf Musiktheater, zehn Konzerte und sieben Spektakel Luxemburger Assoziationen geboten. Ein Streifzug durch Epochen, Sprachen, Genres und Länder.

Eigenkreationen

Besonders hervorzuheben sind die Eigenkreationen des Escher Theaters. Mit dem Stück „Femme non rééducable“, das gestern Abend bereits in den CarréRotondes Premiere hatte, wird es im September politisch: Charles Muller inszeniert, Irina Fedotova spielt und verkörpert die 2006 vor ihrem Haus erschossene, russische Journalistin Anna Politkovskaia. Im Oktober präsentiert dann der junge Regisseur Rafael Kohn das von ihm selbst verfasste Stück „Waffensalon“, eine Auseinandersetzung mit wachsender Kriminalität und Waffenbesitz und mit dem Kampf dagegen, „damit auch morgen die Alzette friedlich durch die Wiesen zieht“.

Marion Poppenborg inszeniert „Kaspar Häuser Meer“ von Felicitas Zeller, ein „Burnout-Terzett“, das einen Blick hinter die Kulissen der harten Arbeit von Sozialarbeitern wirft und weder beschönigt noch verharmlost. Und dann kommt „Dracula“. Claude Mangen hat aus dem Klassiker von Bram Stoker eine Textcollage gemacht, Bernard Baumgarten entwickelte den tänzerischen Teil dazu und David Goldrake wird als Hauptperson auf der Bühne stehen und mit seinen Tricks die übernatürlichen Eigenschaften der Vampire zeigen. Und Sophie Langevin inszeniert „Histoires de famille“ von Biljana Srbljanovic.

Abwechslungsreich

Mit den „Physikern“ von Dürrenmatt, Molières „Tartuffe“ und „La chute“ von Camus ist auch Schulstoff im Programm, mit dem Charles Muller bewusst Schüler ins Theater bringen möchte. An dieser Stelle könnte man nun seitenlang weiterschreiben, doch war es nicht nur das Theater, sondern auch das Konservatorium, das sein Programm vorstellte.

Fred Harles, der im September nach 33 Jahren seinen Posten als Direktor mit schwerem Herzen aufgeben muss, betonte, dass das wichtigste eines Konservatoriums für ihn immer die Lehre und der Musikunterricht selbst bleibe, führte aber dennoch durch ein abwechslungsreiches Abendangebot:
Auch in dieser Saison liegt der Schwerpunkt mit Lovro Pogorelich, Lars Jönsson (beide spielen vor allem Liszt, der in diesem Jahr 200 Jahre alt geworden wäre), Alfredo Perl und Lukas Vondracek wieder auf den Klavierkonzerten.

„Lesekonzerte“

Aber auch die sehr erfolgreichen und meist binnen weniger Tage ausverkauften „Lesekonzerte“ dürfen nicht fehlen: Walter Sittler wird die Lebensgeschichte Erich Kästners weitererzählen (siehe blauer Kasten), und Uwe Ochsenknecht kommt mit dem Jazz-Quintett „The Toxic Truth“ nach Esch, um „10 Tipps, das Morden zu beenden und mit dem Abwasch zu beginnen“ zu geben. Und auch die jahrelang von Fred Harles selbst und nun von Guy Conter geleitete „Brass Band“ des Konservatoriums wird ihren Auftritt am 26. Dezember haben.
Und und und … Das vollständige Programm findet sich im Internet.