WikileaksBrisante Enthüllungen und kontroverse Allianzen im Fall Julian Assange

Wikileaks / Brisante Enthüllungen und kontroverse Allianzen im Fall Julian Assange
WikiLeaks-Gründer Julian Assange Foto: AFP/Daniel Leal

Nach rund fünf Jahren in britischer Haft geht für Wikileaks-Gründer Julian Assange der Kampf gegen seine Auslieferung in die USA in eine weitere Runde. Ein Gericht in London erlaubte ihm am Montag, gegen seine Auslieferung erneut in Berufung zu gehen. Die USA wollen den Australier wegen der Veröffentlichung geheimer Dokumente und Verstößen gegen das Anti-Spionage-Gesetz vor Gericht stellen.

Mehr als zehn Millionen Dokumente

Wikileaks wurde 2009 einer breiten Öffentlichkeit bekannt, als die Plattform Hunderttausende Nachrichten von Funkmeldeempfängern, sogenannten Pagern, veröffentlichte. Die Nachrichten wurden am Tag der Terroranschläge vom 11. September 2001 verschickt.

Ab November 2010 publizierte die Plattform mithilfe großer internationaler Medienhäuser – darunter das deutsche Magazin Der Spiegel – mehr als 250.000 als geheim eingestufte Dokumente. Dieses „Cablegate“ genannte Leak legte die Aktivitäten der USA in den Kriegen in Afghanistan und im Irak teilweise offen. Dabei ging es auch um die Tötung von Zivilisten und die Misshandlung von Gefangenen.

Mit der Veröffentlichung wurde Assange zum Staatsfeind der USA. Insgesamt veröffentlichte Wikileaks nach eigenen Angaben mehr als zehn Millionen Dokumente in den Bereichen Politik, Finanzen und Unterhaltung.

Kontroverse Allianzen

Zu Beginn zielten Wikileaks-Veröffentlichungen auf repressive Regierungen in Asien ab. Auch Länder der ehemaligen Sowjetunion sowie afrikanische Staaten und Regierungen des Nahen Ostens waren im Fadenkreuz der Plattform. Die meisten Enthüllungen jedoch betrafen die Vereinigten Staaten – und nutzten Russland strategisch. Ein Beispiel sind die vor der US-Präsidentschaftswahl 2016 veröffentlichten E-Mails aus dem Parteiapparat der US-Demokraten, die von Russland erbeutet worden sein könnten.

Wikileaks wurde auch vorgeworfen, im Namen der Transparenz Menschen zu gefährden, deren Identitäten die Plattform in den publizierten Dokumenten preisgab. Im Laufe der Jahre haben sich daher mehrere Medien und Stars von Wikileaks distanziert.

Das Damoklesschwert der Auslieferung

Für die einen ist Assange ein verfolgter Kämpfer für Informationsfreiheit – für andere ein Manipulator und Straftäter. Ab 2010 ermittelte die schwedische Staatsanwaltschaft wegen Vergewaltigung und sexueller Gewalt gegen zwei Frauen gegen Assange. Zwei Jahre später floh er in die Botschaft Ecuadors in London und beantragte erfolgreich politisches Asyl.

Obwohl die schwedische Staatsanwaltschaft die Ermittlungen gegen Assange 2017 einstellte, droht ihm wegen der Veröffentlichung der geheimen Dokumente weiter die Auslieferung aus Großbritannien an die Vereinigten Staaten. Er und seine Anhänger sehen die Verfahren als politisch motiviert an.

Chelsea Manning

Ohne die ehemalige US-Militärangehörige Chelsea Manning wäre „Cablegate“ nicht möglich gewesen: Sie leitete mehr als 700.000 als geheim eingestufte Dokumente an Wikileaks weiter. Im Jahr 2013 wurde sie dafür zu 35 Jahren Haft verurteilt, später dank US-Präsident Barack Obama freigelassen. Da sie sich weigerte, in den Ermittlungen zu Wikileaks auszusagen, wurde sie vorübergehend in Beugehaft genommen.

Stoff für Hollywood

Der Hollywood-Film „Inside Wikileaks – Die fünfte Gewalt“ des Regisseurs Bill Condon griff die Geschichte der Plattform im Jahr 2013 auf. Auch die Dokumentation „Risk“ der Filmemacherin Laura Poitras dreht sich um die Geschichte von Wikileaks. Assange tauchte auch in einer Folge der US-Fernsehserie „Simpsons“ auf. Er diente außerdem als Vorbild für die Figur des Polemix im 36. Asterix-Comicband „Das Papyrus des Cäsar“.