Oh give me one more kiss, darling!

Oh give me one more kiss, darling!
(Tageblatt/Herve Montaigu)

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Ein auffallend gemischtes Publikum fand sich am Donnerstag Abend in der Rockhal ein, um die vielleicht letzte Gelegenheiten nicht zu verpassen, die lebende Blues-Legende B. B. King ein letztes Mal live in Luxemburg zu erleben.

Als Vorgruppe und Support trat die Band um den 1982 geborenen deutschen Bluesgitarristen Henrik Freischlader auf. Freischladers Musik ist inspiriert von Gitarristen wie Gary Moore, Stevie Ray Vaughan, Rory Gallagher und natürlich B.B. King. Sie besticht durch eine Kombination aus hochvirtuosem Gitarrenspiel und Freischladers volltönender, rauen Stimme. Am Donnerstag Abend spielte er zunächst einige eigene – etwas glatte – Kompositionen, doch dann, nach einem Cover von Jimmy Hendrix, spielte er hervorragend, als Hommage, einen Song von seinem Vorbild Gary Moore, der im Februar dieses Jahres verstarb.

Nach der Pause ist es dann Zeit für den gro?en B. B. King mit seiner Band. Durch die Soloauftritte der brillianten Bandmitglieder wird aus den ersten zehn Minuten eine wunderbar abwechslungsreiche Instrumental-Intro. Der tief traditionelle Blues-Habitus der Musiker verleiht ihrem virtuosen Spielvermögen zusätzlich eine unersetzbare Aura. Sie wirken unwiderstechlich mit ihren Trompeten, Saxophonen, Bässen und Guitarren. Als der 85-Jährige dann selbst die Bühne betritt, spendet das Escher Publikum ihm spontan Standing Ovations, währenddessen er Plektren an das Publikum verteilt.

Eigener Stil

Die stehenden Ovationen gelten natürlich Kings Lebensleistung. Der früh verwaiste Riley B. King hat mit seiner Gibson Gitarre namens Lucille auf allen gro?en Bühnen der Welt gespielt und weit über 50 Alben veröffentlicht. Vor allem durch sein spezielles Greifhand-Vibrato entwickelte er seinen eigenen Blues-Stil, der bis heute für viele Gitarristen Vorbildfunktion hat.

Das Konzert beginnt klassisch mit „Everyday I have the Blues“, wobei der doch sehr sehr alte Blues Boy King seine Gitarre eher selten einsetzt. Aber wie der 85-jährige Mann sitzend und im Glitzerjackett immer noch die Bühne dominiert und dabei seine Späße mit der Band macht, sichert ihm verdientermaßen die Gunst des Publikums. Immer wieder unterbricht er seine Band, erzählt Witze und fordert das Publikum zum Mitsingen auf („You are my Sunshine“). Klassische Call-and-response shouts.

Spärliche Momente

Die Aufforderung eines etwas vorlauten Zuschauers, er solle doch nur den reinen Blues spielen, begegnet er spielerisch mit der Bemerkung, dass alles, was er spiele Blues sei. Und kurz darauf hört man diese unvergleichlichen Blues-Töne seiner Lucille! Und vor allem seiner Stimme. Sie klingt immer noch erstaunlich frisch und voll. King lässt das Mikrofon kreisen, die spärlichen Momente, in denen seine Lucille erklingt, wirken immer noch wie kleine, helle Explosionen.

Nach einer etwas routinierten Fassung von „The Thrill is Gone“ geht er zum Klassiker „When the Saints Go Marchin In“ über und das Luxemburger Publikum singt mit. „Oh, when the saints go marching in / I want to be in that number“ singt dieser Blues-Heilige dem Publikum vor. Er wird. Ganz bestimmt.
„Wann war ich das letzte Mal hier“ fragte B.B. King am Schluss des Konzertes. „10 years ago?“ Doch die Blues-Legende war in Luxemburg zuletzt am 19. September 2006 in der Coque aufgetreten, im Rahmen seiner offiziellen Abschiedstour.

Der Abschied

„Vielleicht sehen wir uns in 10 Jahren wieder?“ meint er scherzhaft, kurz bevor man ihm Hut und Mantel reicht. Aber vielleicht ist es eher so, wie er auch am Donnerstag im Bluesklassiker „Keys to the Highway“ sang: „Oh give me one more kiss darling / Just before I go / Cause when I leave this time little girl / I won’t be back no more.“