Neues AlbumLeidenschaft in jeder Fingerkuppe: Cathy Krier spielt Ligeti

Neues Album / Leidenschaft in jeder Fingerkuppe: Cathy Krier spielt Ligeti
Auf ihrem neuen Album verlässt die Luxemburger Pianistin Cathy Krier ausgetretene Pfade

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Die luxemburgische Pianistin Cathy Krier hat soeben ihre neueste CD herausgebracht. Und verlässt damit wieder einmal ausgetretene Pfade. Ihre Gesamtaufnahme der „Etudes pour Piano“ von György Ligeti ist der wohl bekanntesten Aufnahme von Pierre-Laurent Aimard, entstanden anlässlich des Ligeti Project der Firma Teldec, diametral gegenübergestellt.

Aimard, der überragende Analytiker und Vertreter der neuen, klaren Linie, geht Ligeti kühl, objektiv und mit interpretatorischer Distanz an, Cathy Krier dagegen begeistert den Hörer regelrecht mit ihrer unbändigen Leidenschaft, die den drei kurzen, aber intensiven Zyklen neues Leben einhaucht. Cathy Krier hat Freude an Ligetis Musik und spielt sie mit der Selbstverständlichkeit, wie man sonst nur die virtuosen Stücke von Chopin oder Liszt spielt. Schnörkellos und direkt wirken diese „Etudes“, die Steigerungen werden mit Elan genommen, die Spannung ist in jedem Takt präsent. Und es ist gerade diese Schnörkellosigkeit, die den Hörer permanent in ihren Bann zieht, und das während fast einer Stunde.

Wohlgemerkt, es handelt sich um Ligeti und nicht um Chopin, Liszt oder Brahms. Krier interpretiert die 18 kurzen Stücke, wobei keines länger als fünfeinhalb Minuten ist, als absolute Musik, die ganz einfach für sich steht. Hier wird weder philosophiert noch mit ernster Miene intellektualisiert, hier wird die Musik beim Schopf genommen und mit Leidenschaft, Spielfreude und technischer Brillanz gespielt.

Was auf den ersten Blick sehr einfach und wie aus dem Ärmel geschüttelt daherkommt, ist aber in Wirklichkeit harte Arbeit. Cathy Krier beschäftigt sich schon lange mit Ligetis Musik; und sie ist wirklich hineingewachsen und hundertprozentig damit vertraut. Und gerade deshalb ist diese Aufnahme einfach nur spannend und mitreißend. Und zeigt uns das Genie des großen ungarischen Komponisten auf eine vielleicht etwas andere Art.

Die Musik wird gelebt, und das wird dem Hörer in jedem Moment auch so vermittelt. Demnach ein in allen Hinsichten tolle Interpretation. Die Aufnahmen wurden im Juli, Oktober und November 2020 im Kammermusiksaal der Philharmonie gemacht.