Corona-PandemieSo bereitet sich Luxemburgs Krisenzelle auf die verschiedenen Infektionsszenarien vor

Corona-Pandemie / So bereitet sich Luxemburgs Krisenzelle auf die verschiedenen Infektionsszenarien vor
Einige Krankenhäuser hierzulande kamen aufgrund des Coronavirus diesen Monat an ihre Belastungsgrenzen Foto: Editpress/Julien Garroy

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Der erneute Lockdown hat Luxemburg ruhige Feiertage beschert. Das Rechenmodell des Gesundheitsministeriums für die Bettenbelegung in den Krankenhäusern zeigt: Die stilleren Weihnachten waren offenbar nötig, um die Kliniken im Januar nicht zu überlasten.

Die Auslastung der Krankenhäuser ist einer der wichtigsten Indikatoren, anhand derer die Regierung ihre Entscheidungen hinsichtlich der Pandemie trifft. Die „Cellule de crise“ verfolgt mit einem statistischen Rechenmodell die mögliche Entwicklung der Corona-Pandemie – und wie sich das Infektionsgeschehen auf die Bettenbelegung auf den Normal- und Intensivstationen in den Krankenhäusern auswirkt.

„Cellule de crise“

Die „Cellule de crise“ besteht im Wesentlichen aus Gesundheitsministerin Paulette Lenert, „Santé“-Direktor Dr. Claude Schmit und Luc Feller, dem „Haut-commissaire à la protection nationale“. Sie wird ergänzt durch weitere Experten aus den Bereichen „Suivi scientifique et prévention“, „Réserve sanitaire“,  „Prise en charge médicale et sociale“, „Diagnostic et tracing“, „Testing“, „Monitoring“ und einer Logistik-Abteilung.

Der Simulierung liegen zwei Faktoren zugrunde: die Wahrscheinlichkeit, bei einer Infektion mit Sars-CoV-2 ins Krankenhaus verlegt werden zu müssen – und die Altersstruktur der Neuinfizierten insgesamt.

Wie viele Betten schlussendlich belegt sein werden, wird anhand von zwei Faktoren berechnet: die Zahl der Neuinfektionen, die sich auf die Patientenzahl insgesamt auswirkt, und die Dauer eines Krankenhausaufenthaltes. Dafür wurde die durchschnittliche Dauer eines Krankenhausaufenthaltes eines Covid-Patienten auf der Normal- und Intensivstation errechnet. Damit kann dann in etwa vorhergesagt werden, wie viele Betten ab welchem Zeitpunkt wieder frei werden und wie viele Betten belegt sind.

Das Rechnungsmodell gibt schlussendlich Antworten auf „Was wäre, wenn“-Szenarien und die zukünftige Entwicklung der Pandemie, schreibt das Gesundheitsministerium. Und es ermöglicht, Einwirkungen auf die Bettenbelegung in den Krankenhäusern zu simulieren. Die folgenden Darstellungen fußen auf Daten, die der Krisenzelle am 21. Dezember vorlagen und sind als Beispiele des Berechnungsmodells gedacht.

Die „Cas SN (soins normaux) mod“ und „Cas SI (soins intensifs) mod“ sind die projizierten Fälle. Die „Cas SN obs“ und „Cas SI obs“ bilden die registrierten Fälle ab. Im folgenden Fall wurde mit einem konstanten Reproduktionsfaktor von 0,9 gerechnet.
Die „Cas SN (soins normaux) mod“ und „Cas SI (soins intensifs) mod“ sind die projizierten Fälle. Die „Cas SN obs“ und „Cas SI obs“ bilden die registrierten Fälle ab. Im folgenden Fall wurde mit einem konstanten Reproduktionsfaktor von 0,9 gerechnet. Grafik: ministère de la Santé

Anhand verschiedener Variablen kann die „Cellule de crise“ unterschiedliche Infektionsszenarien berechnen. In dem dem Tageblatt vorliegenden Beispiel simulierten die Experten unterschiedliche Szenarien anhand des Reproduktionsfaktors. Die Reproduktionszahl (R) bezeichnet die Anzahl der Personen, die im Durchschnitt von einem Infizierten angesteckt werden.

In einem der Szenarien wurde für die Feiertage und die Zeit danach ein konstanter Reproduktionsfaktor von 0,9 vorausgesetzt. In dem Fall würden die Infektionszahlen den Berechnungen zufolge über die kommenden Wochen kontinuierlich zurückgehen. Die Anzahl an Patienten im Krankenhaus würde auf insgesamt 40 Personen sinken, zehn davon würden noch auf der Intensivstation liegen. Auch die Zahl der Neuinfektionen würde im Januar auf unter 100 pro Tag fallen.

In der vorliegenden Grafik wurde mit einem Reproduktionsfaktor von 1,8 während der beiden Weihnachtsfeiertage gerechnet. Die Auswirkungen auf die Hospitalisierungen im Januar sind deutlich zu erkennen.
In der vorliegenden Grafik wurde mit einem Reproduktionsfaktor von 1,8 während der beiden Weihnachtsfeiertage gerechnet. Die Auswirkungen auf die Hospitalisierungen im Januar sind deutlich zu erkennen. Grafik: ministère de la Santé

Eine zweite Simulation geht lediglich während der beiden Weihnachtsfeiertage von einem Reproduktionsfaktor von 1,8 aus, der sich direkt nach den Feiertagen jedoch wieder bei 0,9 stabilisiert. Das stellt insofern kein realistisches Szenario dar, weil der Reproduktionsfaktor meist in kleineren Abschnitten variiert. Dennoch könne das als Beispiel dienen, wie sich die Infektionslage innerhalb weniger Tage verändern kann, schreibt das Gesundheitsministerium.

Mit einem Reproduktionsfaktor von 1,8 nur an Weihnachten erwartete die „Cellule de crise“ den Berechnungen vor Weihnachten zufolge mehr als 500 Neuinfektionen gegen Ende Dezember. Im Januar würde in dem Fall wieder mit über 190 Covid-Patienten gerechnet werden – die lang ersehnte Pause für das Gesundheitspersonal bliebe aus. Da das Gesundheitssystem in Luxemburg im Dezember schon teilweise an seine Grenzen kam, wurden noch vor den Weihnachtsferien strengere Maßnahmen getroffen, um große Familientreffen während der Weihnachtsfeiertage zu vermeiden.